Ausmaß eines analgetisches Effektes von transkutaner elektrischer Nervenstimulation bei Patientinnen nach Sectio Caesarea

Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist ein weit verbreitetes, nichtinvasives Verfahren, das über Elektroden mit Patienten verbunden wird und zur Analgesie von Patienten beitragen kann. Die Evidenzlage ist jedoch heterogen: Ein deutlicher Wirknachweis von TENS gegenüber einer TENS-Placebo-Behandlung konnte noch nicht eindeutig gezeigt werden. Es existieren einige Studien und Reviews, die den analgetischen Effekt von TENS im Vergleich zu Placebo bei postoperativen Schmerzen in Frage stellen (Carroll D, Tramer M, McQuay HJ, Nye B, Moore A: Randomisation is important in studies with pain outcomes: Systematic review of transcutaneous electrical nerve stimulation in acute postoperative pain. Br J Anesth 77:798-803, 1996). Dennoch weist eine kürzlich aktualisierte Cochrane-Analyse (Johnson MI, Paley CA, Howe TE, Sluka KA. Transcutaneous electrical nerve stimulation for acute pain. Cochrane Database Syst Rev 15:CD006142, 2015) darauf hin, dass TENS einer Placebo-Therapie überlegen ist. Die Autoren merken einschränkend an, dass ein Bias-Risiko, eine unzureichende Probandenanzahl sowie eine unzureichende Verblindung eine definitive Aussage über die Wirksamkeit von TENS nicht zulassen. Dennoch scheint die Behandlung mit einem Placebo –TENS relativ gute analgetische Effekte zu erzeugen. Im Bereich postoperativer Schmerz wurde TENS mit gutem Erfolg zur Analgesie eingesetzt (Solomon RA, Viernstein MC, Long DM: Reduction of postoperative pain and narcotic use by transcutaneous electrical nerve stimulation. Surgery 87:142-146,1980). Ob im Bereich der Sectio Caesarea positive Effekte nachzuweisen sind, ist bislang nicht eindeutig geklärt.

Die zuletzt erschienenen Studien, die sich isoliert mit einer analgetischen Wirkung von TENS bei Patientinnen nach stattgefundener Sectio Caesarea beschäftigen, zeigen (analgetische) Vorteile bei der Verwendung von TENS (Kayman-Kose S, Arioz DT, Toktas H, Koken G, Kanat-Pektas M, Kose M, Yilmazer M. Transcutaneous electrical nerve stimulation (TENS) for pain control after vaginal delivery and cesarean section. J Matern Fetal Neonatal Med. 27:1572-5, 2014; Navarro Nuñez C, Pacheco Carrasco M. Transcutaneous electric stimulation (TENS) to reduce pain after cesarean section. Ginecol Obstet Mex 68:60-3, 2000). Für eine klinische Gruppe, die darauf angewiesen ist, möglichst keine, wenn überhaupt nur sehr geringe Mengen von Analgetika einnehmen zu müssen, ist das von hoher Bedeutsamkeit. Aus diesem Grunde sind weiterführende kontrollierte Studien erforderlich, um eine eindeutige Aussage bezüglich des analgetischen Effekts von TENS zu belegen.

Zudem soll der additive Effekt von TENS (sowohl Placebo- als auch Verum-TENS) und von persönlicher Arzt-Patienten Interaktion (Zuwendung) in Ergänzung zu herkömmlicher Analgetikagabe genauer untersucht werden. In den letzten Jahren rückte dieser Aspekt zunehmend in das Zentrum der Placeboforschung. Das zentrale Ziel der Placeboforschung ist es, durch die Kenntnis der Placebomechanismen und deren Transfer auf medizinische und psychologische Interventionen deren Wirkung durch sog. additive Placeboreaktionen zu steigern (Klinger R, Colloca L, Bingel U, Flor H (2014) Placebo analgesia: clinical applications. Pain 155:1055–1058). Mithilfe des Open-Hidden-Paradigmas wurden diese additiven Effekte sehr eindrücklich in einer Reihe von Experimenten untersucht (Amanzio M, Pollo A, Maggi G, Benedetti F (2001) Response variability to analgesics: a role for nonspecific activation of endogenous opioids. Pain 90:205–215; Benedetti F, Maggi G, Lopiano L, Lanotte M, Rainero I, Vighetti S, Pollo A (2003) Open versus hidden medical treatments: the patient’s knowledge about a therapy affects the therapy outcome.Prev Treat6:ArtID1 a; Colloca L, Lopiano L, LanotteM, Benedetti F (2004) Overt versus covert treatment for pain, anxiety,and Parkinson’s disease. Lancet Neurol 3:679–684). Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass die bewusste Einnahme eines Medikaments eine höhere Behandlungseffektivität aufweist als eine für den Patienten nicht wahrnehmbare Einnahme eines Medikamentes. Die Wirksamkeit eines Schmerzmedikamentes kann demnach durch die Interaktion mit dem Behandler und die Informationen über das Analgetikum gesteigert werden (Amanzio M, Pollo A, Maggi G, Benedetti F (2001) Response variability to analgesics: a role for nonspecific activation of endogenous opioids. Pain 90:205–215; Klinger R, Colloca L, Bingel U, Flor H (2014) Placebo analgesia: clinical applications. Pain 155:1055–1058).

  • Projektleitung
  • Projektteam

    Philip Hilz,

    Dr. Benjamin Loeser (Rostock),

    Dr. Karine Freudenbluhm,

    Doktorandinnen:
    Christina Beer,
    Selma Özcan

  • Keine.

  • Keine.