Katarakt | Grauer Star | Linsentrübung

  • Der Begriff Katarakt kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wasserfall - so weiß getrübt waren die Linsen.

    Die Bezeichnung Grauer Star resultiert aus dem starren Blick, der durch mangelnde Fixation bei schlechter Sehschärfe sowie durch die weißlich-gräuliche Färbung der Pupille durch die Linsentrübung bedingt ist.

    Die Katarakt ist gleichbedeutend für den Grauen Star oder die Linsentrübung.

  • Die Beschwerden sind vor allem

    • langsame schleichende Sehrverschlechterung, meist über einen langen Zeitraum
    • oft Blendempfindlichkeit vor allem abends (bei weiter Pupille)
    • schlechteres Farbensehen
    • getrübtes Sehen
    • selten: Doppelbilder
    • Reduktion der Sehschärfe (in der Regel unter 0,6)
      -> ACHTUNG: Die Fahrtüchtigkeit ist nicht mehr gegeben!

  • Das Risiko an einer Katarakt zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter. Typischerweise liegt es zwischen dem 60. und 90. Lebensjahr. Zugrunde liegt der Alterungsprozess des Auges, wobei sich die Augenlinsen im Laufe des Lebens durch die Verklumpung von Eiweißen trüben.

    Der graue Star kann aber auch andere Ursachen wie Stoffwechselerkrankungen, andere Augenerkrankungen, Augenverletzungen oder langjährige Medikamenteneinnahme wie beispielsweise Cortison haben.

    Selten kommt es zur angeborenen Katarakt, die sehr früh erkannt und operiert werden muss. In den ersten 6-7 Jahren findet die wichtige Sehentwicklung im Gehirn statt, die später nicht mehr aufgeholt werden kann.

    • Alter
    • Diabetes
    • Verletzung (Prellung)
    • Cortison-Einnahme
    • Familiäre Belastung
    • Tamsulosin (erschwert die Operation | vor Einnahme von Tamsulosin auf jeden Fall mit dem Augenarzt sprechen)
    • Schwangerschaft (als Risikofaktor umstritten)

  • Getrübte Linse vor der Operation
    Lupe zum Vergrößern des Bildes
    Getrübte Linse vor der Operation
    Quelle: UKE
    Klare Kunststofflinse nach der peration
    Lupe zum Vergrößern des Bildes
    Klare Kunststofflinse nach der Operation
    Quelle: UKE

    Die Kataraktoperation ist mit rund 850.000 Operationen pro Jahr in Deutschland der häufigste chirurgische Eingriff in der Medizin. Diese sehr effektive Behandlung findet in der Regel ambulant statt.

    Üblicherweise wird die Operation mit Augentropfenbetäubung durchgeführt (in 80 % der Fälle). Bei sehr schwierigen Situationen kann aber auch eine Teilnarkose oder Vollnarkose sinnvoll sein. Dies wird ausführlich vorab zwischen Ihnen und Ihrem Arzt besprochen.

    Die Operation dauert etwa 15-30 Minuten. Sie liegen auf dem Rücken. Das Auge wird mit einer desinfizierenden Lösung gründlich gereinigt und das Gesicht wird mit sterielen Tüchern, in denen sich ein Ausschnitt für das Auge befindet (Operationsfeld) abgedeckt. Sie sind während der Operation schmerzfrei und allenfalls leicht geblendet. Die Lichtwahrnehmungen werden während der Operation von den meisten Patienten als eher angenehm empfunden. Das Auge wird während des Eingriffes mit Tropfen befeuchtet.

    Der Operateur führt den Eingriff an Ihrem Auge unter einem Operationsmikroskop durch. Über winzige Schnitte wird die getrübte Linse mit Hilfe von Ultraschall zerkleinert, abgesaugt und durch eine klare Kunstlinse aus Acryl ersetzt. Die kreisförmige Optik der Acryllinse ist 6-7 mm groß. Durch die faltbare Linse ist der Schnitt am Auge nur knapp über 2 mm groß. Es ist keine Naht erforderlich und der minimalinvasive Schnitt ermöglicht eine schnelle Wundheilung.

    Abschließend erhalten Sie einen Salbenverband für Ihr operietes Auge.

    Wenn Ihre Entlassungsfähikeit nach einer ambulanten Operation festgestellt wurde, können Sie die Klinik mit einer Begleitperson verlassen.

    Im Idealfall können Sie am nächsten Tag schon besser sehen.


    Teilschritte der Operation können mit dem Femtosekundenlaser unterstützt werden. Die Schnitte am Auge werden vom Laser sehr präzise übernommen. Die Operation dauert etwas länger, die Schnitte sind extrem genau, was gerade bei der Implantation von Speziallinsen sinnvoll ist.
    [Hinweis: Hierbei handelt es sich um keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.]

  • Wir bieten unseren Patienten ein vollständiges Angebot modernster Linsen in höchster Qualität. In einem ausführlichen Aufklärungsgespräch und in Abhängigkeit von den Patientenwünschen wird besprochen, ob Speziallinsen erforderlich und sinnvoll sind. Außerdem informieren wir Sie über Kassen- und Privatleistungen.

    Vor dem geplanten Eingriff wurde anhand von Ultraschall oder optischer Verfahren (Laser) die Länge des Augapfels und der Hornhautkrümmung gemessen und damit die notwendige Brechkraft der künstlichen Linse ermittelt. Mit Ihnen wurde das gewünschte Refraktionsergebnis besprochen. In der Regel wird die Brechkraft für die Ferne ohne Brille (Emmetropie) eingestellt, so dass Sie wie gewohnt Ihre Lesebrille weiter nutzen können.

    Auch eine Einstellung für die Nähe oder eine Versorgung mit Multifokallinsen ist möglich.
    Sind beide Augen unterschiedlich in der Refraktion oder besteht ein höherer Refraktionsfehler, so muß der zu erwartende Unterschied zwischen beiden Augen (Anisometropie) angesprochen werden. Je nach Situation des zweiten Auges, sollte die Refraktion anders eingestellt werden oder das zweite Auge zügig nach dem ersten operiert werden.

    Eventuell muss bei noch klarer Linse das Auge trotzdem als Refraktionsausgleich operiert werden (CLE = Clear Lens Exchange).

    Bei hoher Kurzsichtigkeit wird die Zielrefraktion etwas kurzsichtiger gewählt, mindestens -1,0 bis -2,5 dpt, da die kurzsichtigen Patienten eine Brille für die Ferne seit vielen Jahren kennen.

    .

    Die Auswahl der passenden Linse richtet sich nach Ihren individuellen Bedürfnissen.

    • Monofokallinsen | Scharfes Sehen in der Nähe oder in der Ferne

      - Nach der Operation ist eine Brille notwendig.
      - Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen

      Wer in der Ferne ohne Brille scharf sehen möchte, braucht nach der Operation eine Lesebrille. Wer eine scharfe Nahsicht wählt, weil er gern liest oder viel am Computer arbeitet, benötigt eine Brille für die Ferne.

    • Multifokallinsen | Scharfes Sehen in mehreren Entfernungsbereichen

      - Ähnlich wie eine Gleitsichtbrille
      - Nur für Patienten ohne gravierende Augenerkrankungen oder Hornhautverkrümmung
      - NICHT geeignet für Piloten oder LKW-Fahrer
      - Eine Zuzahlung zur Leistung der gesetzlichen Krankenkasse ist erforderlich (ab 600 €).

      Multifokallinsen funktionieren nicht in allen Bereichen gleich gut. Wie die Sehkraft nach dem Eingriff sein wird, lässt sich im Vorfeld nicht exakt berechnen. Die Schwankungen betragen mindestens 0,5 Dioptrien, deshalb müssen die Betroffenen das Sehen neu erlernen.

      In einer Entfernung von einem halben bis einen Meter kann Streulicht die Sicht stören. Träger von Multifokallinsen können bei Dunkelheit empfindlicher auf Licht reagieren. Lichtkreise sehen sie fast immer, das liegt an der Art, wie die Linsen das Licht brechen.

    • Torische Linsen | Scharfes Sehen in der Nähe oder in der Ferne

      - Bei starker Hornhautverkrümmung
      - Je nach gewählter Stärke der Linse brillenfreies Sehen in der Nähe oder in der Ferne

    • Multifokale torische Linsen | Scharfes Sehen im unterscheidlichen Entfernungen

      - Bei starker Hornhautverkrümmung
      - Keine Brille notwendig

    • Akkomodative Intraokularlinsen | Scharfes Sehen in der Ferne

      - Nach der Operation ist eine Brille zum Lesen notwendig.

      Die elastischen Gel-Linsen werden mithilfe der Augenmuskulatur nach vorn verlagert und könnenverformt werden, wodurch stufenlos von der Fernsicht auf nähergelegene Objekte fokussiert werden kann.

      Wirklich durchgesetzt haben sich diese Linsen aber noch nicht.

  • Erste Anfänge der Kataraktchirurgie fanden sich im Mittelalter, als die sog. Starstecher die durch Katarakt erblindeten Menschen wieder sehend machen konnten.

    Durch unsteriles Arbeiten waren die operierten Patienten einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Bei dieser damals angewandten Operation ohne Mikroskop war das Versenken der getrübten, harten Linse mit einem Starmesser in den angrenzenden gelartigen Glaskörper. Durch das Verlagern der Linse in den Glaskörper war die optische Achse wieder frei. Die Patienten waren zwar nicht mehr blind, aber die Linse mit ihrer Lupenfunktion war durch den Eingriff verloren gegangen. Den Patienten fehlten also ca. 12 dpt. Lupenwirkung für ein scharfes Bild im Sehzentrum.

    Die Operationstechnik hat sich bis heute glücklicherweise grundlegend geändert und ist dadurch deutlich schonender!
    Prof. Dr. med. Martin Spitzer

    • Was darf ich nach der OP?

      In den ersten Tagen nach der Operation sollten Sie sich noch etwas schonen, aber einkaufen, lesen und fernsehen sind möglich. Sport sollte 2 Wochen pausiert werden, ebenso kein Schwimmen oder Sauna in den ersten 3 Wochen. Danach ist wieder alles möglich.

    • Darf ich mich körperlich belasten?

      Sport sollte in den ersten zwei Wochen nicht ausgeübt werden, aber Nordic Walking und anderer leichter Sport sind möglich. Sie dürfen sich auch bücken.

    • Darf ich lesen?

      Lesen ist ab dem zweiten Tag nach der Operation erlaubt.

    • Wann kann ich meine neue Brille anpassen lassen?

      Die Brillenanpassung erfolgt in der Regel nach vier Wochen, denn bis dahin können sich die Brillenwerte durch die Wundheilung noch ändern.

    • Was bedeutet ein Nachstar?

      Nachstar bedeutet, dass die Kapsel, in der die eigene Linse war bzw. sich jetzt die neue Kunstlinse befindet, über Monate nach der Operation eintrübt. Das heißt, dass das Sehen auch wieder etwas schlechter wird. Die trübe Kapsel kann leicht mit dem Laser einmalig ambulant und schmerzfrei behandelt werden. Dies muss nur einmal durchgeführt werden. Der Nachstar kann nach vielen Wochen oder auch nach Jahren nach einer Linsenoperation auftreten.

    • Multifokallinse - keine Brille notwendig?

      Mit einer Speziallinse, der Multifokallinse, ist eine überwiegende Brillenunabhängigkeit möglich, keine vollständige Brillenfreiheit. In der Regel geht das Sehen für die Ferne, am Bildschirm und das Lesen mit größerer Schrift. Bei kleiner Schrift wird zum Lesen oft noch eine Lesebrille benötigt.

    • Kann ich meine Linse später ändern?

      Die Linse ist nach Jahren im Kapselsack fest verwachsen. Wenn sich Ihre Werte ändern sollten und eine Nachjustierung nötig ist, dann kann auch eine zweite dünne Kunstlinse vor die Kunstlinse eingesetzt werden.
      Ein Herausnehmen der Kunstlinse ist theoretisch denkbar, aber birgt ein gewisses Risiko der Kapselsackverletzung oder Hornhautschwellung.

    • Was ist eine torische Linse?

      Eine torische Linse korrigiert die Hornhautverkrümmung, analog zu einem Zylinderglas in der Brille. So kann die Hornhautverkrümmung nicht in der Brille, sondern gleich im Auge mit der Kunstlinse korrigiert werden. Ein Zylinderglas ist dann nicht mehr nötig.