Unterwegs als Notärztin: „Corona hat unsere Einsätze verändert“

Anästhesistin und Notärztin Dr. Stefanie Beck gehört zu denen, die in der aktuellen Corona-Krise mitten im Geschehen sind. Insbesondere auf ihren Einsatzfahrten als Notärztin, wo sie auch Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf COVID-19 erstversorgt. Insgesamt ist die Zahl der Notfallpatienten in den vergangenen Wochen rückläufig. Ihr Anliegen ist es, dass alle Patienten rechtzeitig und bestmöglich behandelt werden.

Notärztin Stefanie Beck lächelt strahlen in die Kamera, auf ihrem weißen Shirt steht Feuerwehr Hamburg
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Ganz zivil
Für die Hamburger Feuerwehr als Notärztin im Dienst
Stefanie Beck mit ihrem Kollegen, dem Notfallsanitäter Sebastian Götsch, in voller Sicherheitsausrüstung blicken aus dem Inneren des Rettungswagens in die Kamera
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COVID-19-Alarm
Bei Verdacht auf eine Corona-Infektion ist Eigenschutz wichtig

Dr. Stefanie Becks Nachtschicht hat gerade begonnen, als die Einsatzmeldung kommt. Ein junger Mann mit Druckgefühl auf der Brust, trockenem Husten und Fieber hat einen Notruf abgesetzt. „Als wir eintrafen, war der Patient sehr aufgeregt und hatte Todesangst. Durch die Untersuchung vor Ort bestätigte sich zwar der Verdacht auf eine Corona-Infektion, doch deutete alles auf einen milden Verlauf hin, sodass er nach einer ausführlichen Aufklärung zu Hause bleiben durfte“, berichtet die Notärztin.

Menschen mit Angstzuständen begegnen Dr. Beck und ihren Kolleginnen und Kollegen derzeit häufiger auf ihren Einsatzfahrten. Auch solche, die körperlich eigentlich gar nicht krank sind, trotzdem aber starke Beschwerden haben. „Bei manchen ist die Furcht vor einer Infektion oder der Stress durch die Gesamtlage so groß, dass sie körperliche Symptome entwickeln, also psychosomatisch reagieren“, erklärt Dr. Beck.

Wir kommen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Kein Patient darf verloren gehen!

Insgesamt gesehen sind die Rettungseinsätze in Hamburg jedoch seit Beginn der Pandemie zurückgegangen. Wie kann das sein? „Wir stehen im Moment vor der Problematik, dass einige Patienten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im Notfall zu lange zögern und darauf hoffen, dass ihre Symptome von allein wieder weggehen, anstatt die 112 zu wählen“, so die Ärztin. Gefährlich sei dies vor allem bei Herzinfarkt und Schlaganfall, wo jede Minute zählt. „Die Menschen scheinen zu denken, dass unsere Aufmerksamkeit zurzeit nur den COVID-19 Patienten gilt. Dies ist natürlich nicht der Fall. Alle Notfälle werden durch Rettungsdienst und Krankenhaus vor, während und nach der Corona-Krise mit der gleichen notwendigen Dringlichkeit behandelt“, ergänzt Dr. Malte Issleib, einer der leitenden Notärzte aus dem UKE.

Die Corona-Krise hat die Arbeit der Rettungskräfte verändert – auch im direkten Umgang mit den Patienten. „Wenn wir bei Verdacht auf COVID-19 gerufen werden, müssen wir eine spezielle Schutzausrüstung tragen. Dazu gehört ein Ganzkörperanzug, Mund-Nasen-Schutz, eine Schutzbrille sowie spezielle Handschuhe“, sagt Dr. Beck. Unverzichtbare Vorsichtsmaßnahmen, welche die Ärzte vor besondere Herausforderungen stellen. „Im Notfalleinsatz in einer kleinen überheizten Hamburger Wohnung im Team einen Notfallpatienten zu versorgen, ist schon ohne Schutzausrüstung eine große Herausforderung. Unter Infektionsschutz ist dies körperliche Schwerstarbeit. Dazu kommt, dass durch die Maske der wichtige Blickkontakt zu unseren Patienten eingeschränkt ist. Dies erschwert die Diagnose und Behandlung zusätzlich.“

Was sich Dr. Stefanie Beck für die kommende Zeit wünscht? „Dass die Menschen wieder Vertrauen fassen und uns in jeder Notsituation anrufen statt abzuwarten. Wir kommen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Kein Patient darf verloren gehen!“

  • Notfall

    Das UKE appelliert an alle Hamburgerinnen und Hamburger, die plötzlich starke Beschwerden verspüren: Rufen Sie bei Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall unbedingt den Notarzt unter 112. Jede Minute zählt!


    Zur Pressemitteilung

Text: Nicole Sénégas-Wulf, Fotos: Axel Kirchhof (Stand: 27.4.2020)