Fünf Jahre nach der ersten Reportage in der UKE Life

Wie geht`s, Merlin Schelhas?

Im Sommer 2017 stellten wir Merlin Schelhas in der UKE Life vor. Drei Jahre zuvor war er im Alter von 17 Jahren an Darmkrebs erkrankt. Inzwischen hat der ehemalige onkologische Patient die Seite gewechselt und will Arzt werden. Er studiert im neunten Semester Medizin.

Wenn Merlin Schelhas sich an seine Krebserkrankung 2014 erinnert, ist ihm besonders die Wartezeit bis zur Diagnose im Gedächtnis. Damals war zunächst eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung bei ihm vermutet worden. Die zwei Wochen bis zu der für einen 17-Jährigen sehr unüblichen Darmkrebsdiagnose kommen ihm heute noch vor wie eine Ewigkeit. Positiv ist ihm im Gedächtnis geblieben, wie freundlich die Mitarbeiter:innen in der onkologischen Ambulanz, überhaupt alle im UKE waren, als er erst zur Operation, später zu einer mehrmonatigen Chemotherapie dort war. „Was ich mir auf jeden Fall vorgenommen habe: später, wenn ich Arzt bin, den Leuten immer zu erklären, warum sie so lange warten müssen!“

Merlin im UKE-Hörsaal
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2017 im leeren Hörsaal: Wenig später begann das Studium

Selbst zu wissen, wie es ist, krank im Bett zu liegen, und sich in die Situation der Patient:innen hineinversetzen zu können – das wird Merlin in seiner künftigen Berufspraxis keine Schwierigkeiten bereiten. Seit dem Wintersemester 2017/18 studiert er Medizin im UKE. Das Fach macht ihm Freude, insbesondere der praktische Unterricht interessiert ihn. Umso mehr Kopfzerbrechen bereitet ihm der coronabedingte Onlineunterricht: „Ein Video darüber zu sehen, wie man ein Baby halten soll, ist einfach nicht dasselbe, wie ein Baby zu halten“, konstatiert er. Zurzeit bereitet er seine Doktorarbeit vor, sie soll sich um ein onkologisches Thema drehen.

Wie bezeichnet er seinen Zustand jetzt, acht Jahre nach seiner Krebserkrankung? Ist er wieder gesund? „Ich glaube, genesen trifft es ganz gut“, so Merlin. Einmal im Jahr stellt er sich zu Kontrolluntersuchungen im Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) vor. „Ich bin schon erleichtert, wenn ich die Ergebnisse bekomme – aber wirklich schlimme Sorgen, dass der Krebs zurückkommen könnte, mache ich mir vorher nicht.“

Im Studium im UKE trifft er häufig auf Ärzt:innen, die er noch aus seiner Zeit als Patient kennt. In der Eppendorfer Praxis seines damaligen behandelnden Arztes hat er jetzt einen Minijob, katalogisiert dort Forschungsprojekte. Auch die Nachsorgesprechstunde des Projekts „CAYA“ (CAYA steht für Children, Adolescents and Young Adults – Kinder, Heranwachsende und junge Erwachsene) hat ihm in seinem Alltag geholfen. „Ich beherzige auch die Ernährungstipps und versuche zum Beispiel beim Kochen, lieber mit Kräutern und Gewürzen den Geschmack zu verstärken als mit Salz.“

In seinem Leben spielt die Erkrankung fast keine Rolle mehr. Doch wenn mit Menschen, die er nicht so gut kennt, seine frühere Krebserkrankung zur Sprache kommt, sei es nicht so einfach für ihn, wenn das Gegenüber sehr schnell persönliche Fragen stellt: „Ich würde mir in solchen Situationen wünschen, gefragt zu werden, ob ich mehr erzählen möchte.“ Darüber, jetzt ein zweites Mal an einem Artikel in der UKE Life mitzuwirken, freut er sich: „Es wäre sehr schön gewesen, schon damals, als ich meine Diagnose bekam, den späteren Artikel zu kennen“, sagt er. „Dann hätte ich gewusst, dass es auch gut ausgehen kann.“

Text: Katja Strube; Fotos: Axel Kirchhof