Aktuelles aus dem IGEM
Projekt "HUMANS"
Woher stammen menschliche Überreste in Schulsammlungen?
Das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin beteiligt sich am Citizen-Science-Projekt „HUMANS“. Gemeinsam mit der Universität Hamburg, dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Hamburg (LIB), dem Hamburger Schulmuseum und dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung erforschen Hamburger Schülerinnen und Schüler die Herkunft von Human Remains in Biologie-Lehrsammlungen. Das Projekt wird für ein Jahr von der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke im Rahmen der Landesinnovationsförderung „Science for Society“ gefördert.
Was genau untersucht wird, legen die Schülerinnen und Schüler eigenständig fest. Sie entscheiden, ob sie zu den menschlichen Überresten zum Beispiel in den Bereichen Geschichte, Religion, Philosophie, Ethik, Forensik oder Soziologie forschen wollen. Dabei lernen sie durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen wissenschaftliches Arbeiten kennen. Für ihre Recherchen nutzen sie unter anderem Archivmaterialien bekannter Lehrmittelhersteller.
Im Rahmen des Projekts soll ein Leitfaden entwickelt werden, der Schulen bundesweit beim Umgang mit Human Remains helfen soll. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bieten im Anschluss außerdem Workshops für Lehrerinnen und Lehrer an.
Aktuelle Publikationen aus dem Institut
Neue Handreichung für Schulklassen: "Medizin im Nationalsozialismus"
Die Publikation „Medizin im Nationalsozialismus“ ist als zweiter Teil der „Unterrichtsmaterialien zur Medizin- und Sozialgeschichte Hamburgs" im Februar 2024 erschienen. Wie der 2020 publizierte erste Teil „Seuchen und Gesundheit“ ist auch diese Veröffentlichung in Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung , der Körber-Stiftung und dem Fachverband Geschichte und Politik Hamburg entstanden.
Das Heft regt an, sich mit der Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus zu befassen: mit der »rassenbiologisch« begründeten Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen, mit Krankenmorden und Menschenversuchen. Mit der Vertreibung jüdischer Ärzte. Und mit den auch von Wissenschaftlern verbreiteten Ideologien, die millionenfach verübte Morde, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Vertreibungen und Verstümmelungen rechtfertigen sollten.
Programme für die Verknüpfung mit einem Museumsbesuch (buchbar über den Museumsdienst Hamburg) finden Sie
hier
Tagungsband: Umgang mit der Geschichte der NS-"Euthanasie" und Zwangssterilisation erschienen
Der vorliegende Band präsentiert Forschungsergebnisse, die auf der Frühjahrstagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen “Euthanasie” und Zwangssterilisation vorgestellt wurden. Die Tagung fand vom 10. bis 12. Juni 2022 an zwei Orten in Hamburg statt: in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und im Institut für Geschichte und Ethik der Medizin sowie Medizinhistorischen Museum Hamburg am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. An beiden Standorten gibt es Lern- und Gedenkorte der NS-“Euthanasie” und Zwangssterilisation resp. der “Medizin im Nationalsozialismus”. Beide Orte sind Ausdruck für einen „Umgang mit der Geschichte“ einer solch unfassbar menschenverachtenden Zeit, der Forschen, Lernen und Gedenken als Teil unserer Verantwortung in Gegenwart und Zukunft sieht.
Neben zahlreichen Beiträgen zum aktuellen Stand der historischen Aufarbeitung, Erinnerungskultur und Gedenkarbeit in Bezug auf die NS-"Euthanasie" legt der von Rebecca Schwoch herausgegebene Band einen besonderen Schwerpunkt auf die Rolle der Hamburgischen Universitätpsychiatrie im Nationalsozialismus und den Lern- und Gedenkort des Medizinhistorischen Museums.
Erwerben können Sie den Band können über den Psychiatrie Verlag oder den Büchertisch des Medizinhistorischen Museums.
Philipp Osten: Nach der Seuche: Wie und wozu wurden historische Eindämmungsmaßnahmen evaluiert? In: Lohse, Ansgar; Mettenleiter, Thomas (Hg.): „Infektionen und Gesellschaft – Was haben wir von COVID-19 gelernt?". Berlin/Heidelberg 2022, S. 42-51. Online unter: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-66073-7_7
Philipp Osten: Pathologie und Attraktionen. Human remains in medizinischen Sammlungen. In: Mersmann, Jasmin; Rulffes, Evke (Hg.): unBinding Bodies - Zur Geschichte des Füßebindens in China. Bielefeld 2023, S. 108-118. Online unter: https://www.transcript-open.de/doi/10.14361/9783839468340-008
Katharina Woellert: Klinische Ethik systemisch betrachtet – Vom Einfluss systemischer Grundannahmen und Methoden auf die Gestaltung einer effektiven Ethikberatung. In: Ethik in der Medizin 34 (2022), S. 529-548. Online unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00481-022-00710-0
Katharina Woellert: Versorgungsqualität braucht Organisations- und Führungsethik. In: Riedel, Annette; Lehmeyer, Sonja (Hg.): Ethik im Gesundheitswesen. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit, Berlin/Heidelberg 2022, S. 1-22. Online unter: https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-662-58685-3_7-1
Ulrich Mechler und Karen Nolte (Hg.): Themenheft. Das weibliche Becken - sammlungs-, wissenschafts- und sozialgeschichtliche Zugänge. In: Medizinhistorisches Journal 58, Heft 1-2 (2023). Online unter: https://biblioscout.net/journal/medhist/58/1-2
Henrik Eßler: Krankheit gestalten. Eine Berufsgeschichte der Moulagenbildnerei. Bielefeld 2022. Online unter: http://doi.org/10.14361/9783839455265
Henrik Eßler: »Aus wohnhygienischen Gründen alsbald zu ersetzen« – Städtebau und Hygiene in Altona am Beispiel der südlichen Holstenstraße. In: Fehr, Rainer; Augustin, Jobst (Hg.): Nachhaltige StadtGesundheit Hamburg II. Neue Ziele, Wege, Initiativen. München 2022, S. 50-60. Online unter: https://doi.org/10.14512/9783962389512