Mit neuer Abwehr gegen Multiple Sklerose

Statt den Körper zu schützen, schädigt das Immunsystem bei der Multiplen Sklerose die eigenen Nerven. Menschen, die unter besonders aggressiven Formen der Krankheit leiden, könnte eine Stammzelltransplantation helfen.

Multiple Sklerose wird auch die „Krankheit der tausend Gesichter“ genannt, weil die Symptome so vielschichtig und oft nicht eindeutig sind. Mehr als 250 000 Deutsche leiden an der chronischen Krankheit, bei der fehlgesteuerte Immunzellen die Isolierschicht (Myelin) der Nervenfasern (Axone) angreifen. „Gesunde Fasern leiten bis zu 1000 Signale pro Sekunde an das Zentrale Nervensystem, das dann Muskeln und Organe steuert“, erklärt Prof. Heesen. Entzündungen stoppen jedoch die Übertragung. „Hightech-Medikamente können zwar Angriffe abblocken und Schübe stoppen. Doch leider bremsen sie die Erkrankung nur und helfen bei einigen Kranken gar nicht“, so der Neurologe.

Ihnen könnte ein Behandlungsansatz aus der Krebsmedizin helfen: die autologe Stammzelltransplantation. Dabei wird das falsch programmierte Immunsystem auf Null gesetzt und neu gestartet. Damit das gelingt, werden zunächst Stammzellen, die für die Blutbildung verantwortlich sind, aus dem Knochenmark mobilisiert, aus dem Blut gesammelt und für die Chemotherapie eingefroren. Nach der hochdosierten Chemotherapie werden die Stammzellen zurückgegeben, um das Blut- und Immunsystem wieder aufzubauen. „In dieser Phase ist der Körper anfällig für Infektionen“, so Prof. Heesen, der die Methode in den vergangenen 15 Jahren mit Prof. Kröger aus der Interdisziplinären Klinik für Stammzelltansplantation eingesetzt hat.

„Die Therapie eröffnet besonders jungen Menschen große Chancen. Wir hatten nur wenige, beherrschbare Komplikationen“, so die Bilanz der Mediziner. „Bei 19 von 20 Patient:innen, die in Hamburg transplantiert wurden, hat die Behandlung die Erkrankung stabilisiert.“

Weitere Infos: www.uke.de/ms

Text: Silvia Dahlkamp, Foto: Anja-K. Meyer