„Ich würde es wieder machen“

Hamburgs Krankenhäuser halten während der Pandemie zusammen: 18 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger unter anderem aus der Facharztklinik Hamburg, der Helios Endo-Klinik und der Klinik Fleetinsel haben im April im UKE gearbeitet, um die Klinik für Intensivmedizin bei der Versorgung von COVID-19-Patientinnen- und Patienten zu unterstützen. Von ihren Erfahrungen im UKE haben Dana Möller und Steffen Lamprecht aus der Helios Endo-Klinik im Telefoninterview berichtet. Beide arbeiten ab Mai wieder in der Endo-Klinik.

Dana Möller (31), Gesundheits- und Krankenpflegerin, Helios Endo-Klinik

Dana Möller lächelt in die Kamera. Ein Porträtbild
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Dana Möller
„Eine Selbstverständlichkeit“

Ich bin seit zehn Jahren examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, arbeite seit acht Jahren im Intensivbereich und bin 2015 in die Endo-Klinik gewechselt. Dort versorge ich Patienten im Intensivbereich und übernehme die postoperative Überwachung und Behandlung im Aufwachraum. Ende März wurde bei uns im Haus so wie in allen Krankenhäusern Deutschlands das Programm mit geplanten Operationen deutlich heruntergefahren. Als dann die Anfrage aus dem UKE kam, sagte ich direkt zu. Für mich war es keine Frage, sondern eine Selbstverständlichkeit, in so einer Zeit wollte ich unbedingt helfen und mich der Herausforderung stellen.

Dana Möller und Steffen Lamprecht mit Atem-, Gesichtsschutzmasken und grünen Tüchern über den Haaren desinfizieren ihre Hände
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Regelmäßiges Prozedere
Händedesinfektion ist das A und O in der Patientenversorgung

Die Kolleginnen und Kollegen im UKE haben uns herzlich begrüßt und mit offenen Armen empfangen. Es gab eine kompakte Schulung für den Intensivbereich und einen Rundgang durchs Haus. Zudem erfolgte eine Hygieneeinweisung für den besonderen Umgang mit COVID-19-Patienten. Als es um die Stationseinteilung ging, habe ich angeboten dahinzugehen, wo ich gebraucht werde. Also kam ich auf die 1D, eine der separierten Corona-Stationen. Hier liegen unter anderem die Patientinnen und Patienten, die am stärksten von dem Virus betroffen sind. Ich habe viel Leid gesehen und Patienten betreut, die eine schlechte Prognose haben. Aber auch die Patientin aus Frankreich war auf unserer Station, die schwer krank eingeliefert wurde und sich dann so gut erholt hat, dass sie mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückverlegt werden konnte. Als sie entlassen wurde, war das vermutlich für uns alle ein besonderer Moment.

Ich kenne viele andere Häuser in Hamburg durch meinen Nebenjob bei der Zeitarbeit, werde auch dort ausschließlich auf Intensivstationen eingesetzt. Mit den jeweiligen Standards auf den Stationen muss man sich immer erst vertraut machen und auch an die neuen Geräte gewöhnen. Die Praxisanleiter im UKE haben sich regelmäßig erkundigt, ob wir zurechtkommen. Zu jeder Zeit konnten wir die Anleiter sowie die Kolleginnen und Kollegen bei Unklarheiten oder Fragen hinzuziehen und erhielten Hilfe – das war wirklich toll, ein gutes Miteinanderarbeiten. Ich habe neue Kontakte geknüpft, Patienten betreut mit Erkrankungen, die ich sonst in meinem Alltag in der Endo-Klinik nicht sehe, neue Geräte kennengelernt und mein berufliches Spektrum deutlich erweitert. Wir haben viel Dankbarkeit und Wertschätzung in dieser Zeit erfahren und uns zu jeder Zeit gut aufgehoben gefühlt. Das alles war sehr eindrucksvoll. Schade, dass es schon vorbei ist, ich würde es jederzeit wieder machen!

Steffen Lamprecht (36), Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie, Helios Endo-Klinik

Steffen Lamprecht lächelt in die Kamera, ein Porträtbild
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Steffen Lamprecht
„Große Verantwortung“

Die Anfrage aus dem UKE fand ich sofort sehr interessant, ermöglichte sie es doch, beruflich neue Erfahrungen zu sammeln und über den Tellerrand des eigenen Hauses zu blicken. Vor meiner Zusage habe ich mich mit meiner Partnerin besprochen. Wir haben zwei kleine Kinder zu Hause, da überlegt man schon, ob und wie gefährlich die Arbeit mit den Corona-infizierten Patienten auch für die Familie ist. Letztlich war die Entscheidung dann aber schnell klar.

Die Versorgung der COVID-19-Patientinnen und Patienten in voller Schutzausrüstung war schwer, anstrengend und mit großer Verantwortung verknüpft. Im Isolierzimmer ist man oft über Stunden mit mindestens einem Patienten allein; hat nur über Walkie-Talkie Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Als Gesundheits- und Krankenpfleger ist man immer der Erste, der reagieren muss, wenn etwas passiert. Aber diese Situation ist noch einmal etwas ganz anderes. Wenn der Patient plötzlich instabil wird, dauert es, bis das Team in Schutzausrüstung im Zimmer ist – so lange ist man auf sich allein gestellt und muss fachlich und konzentriert handeln.

drei externen Pflegekräfte, zwei Frauen und ein Mann, lehnen selbstbewusst an einem durchsichtigen Geländer im 1. Stock des UKE Hauptgebäudes. Sie sind blau gekleidet, ihre Cloques sind rot und türkis, die Turnschuhe der linken Frau leuchtend orange.
Entspannt nach Schichtende
Dana Möller (l.), Claudia Wekker und Steffen Lamprecht

Der Einsatz im UKE hat sich gelohnt, ich habe für mich persönlich und beruflich viele neue Erfahrungen gesammelt, konnte auch meine Kenntnisse aus meiner Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege vertiefen. Sollte es zu der befürchteten zweiten Welle an Erkrankungen kommen, würde ich es wieder machen. Macht ja auch Sinn, ich kenne jetzt die Station und die Abläufe.

Text: Uwe Groenewold, Fotos: Axel Kirchhof (Stand: 28. April 2020)