Posterbeiträge zur Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (09/2022)
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Mundgesundheit, Beeinträchtigungen und orale Befunde bei Patient:innen mit Mukopolysaccharidosen
Schmid-Herrmann, Carmen U.1; Bruhn, Natascha1; Reissmann, Daniel R.2, Koehne, Till3; Kahl-Nieke, Bärbel1
1 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf;
2 Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg;
3 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum LeipzigZiel: Mukopolysaccharidosen (MPS) sind seltene Stoffwechselkrankheiten, die durch Defekte lysosomaler Enzyme verursacht werden. Die Akkumulierung unabgebauter Glykosaminoglykane in Geweben und Organen führt zu einem breiten Symptomspektrum, einschließlich dentalen und kraniofazialen Anomalien. Ziel der Studie war, die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (OHRQoL) von MPS-Patient:innen und den Zusammenhang mit ihren kraniofazialen und oralen Befunden zu untersuchen.
Material und Methoden: Die MPS-Kohorte (MPS I, II, III, IV, VI) bestand aus einer konsekutiv rekrutierten Stichprobe von 29 Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 17 Jahren (Ø 10,8 Jahre). Alle Patient:innen wurden hinsichtlich kraniofazialer und dentaler Anomalien untersucht. Für die Beurteilung der OHRQoL füllten sie die Kurzversion des Child Oral Health Impact Profile (COHIP-19) aus. Die Ergebnisse wurden mit Daten aus der Allgemeinbevölkerung von 313 Kindern und Jugendlichen verglichen (Sierwald et al. 2016). Die Untergruppen wurden nach Geschlecht, Alter (7-11 vs. 12-17 Jahre) und MPS-Subtyp analysiert.
Ergebnisse: Das kraniofaziale Erscheinungsbild der MPS-Patient:innen war durch ein konvexes Profil, Mundatmung, Makroglossie, eingeschränkte Mundöffnung, einen frontal offenen Biss und Kondylusresorptionen geprägt. Bei knochenmarktransplantierten MPS I-Patient:innen traten zusätzlich Agenesien, Mikrodontien, retinierte Zähne und Zysten auf. Befunde von MPS IV-Patient:innen waren spitze Höcker, und löchrige, hypoplastische Schmelzoberflächen. Hinsichtlich der OHRQoL gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den COHIP-Punktwerten von MPS-Patient:innen (62,0 ± 13,1) und der Kontrollgruppe (62,0 ± 7,8). Die COHIP-Punktwerte der MPS-Patient:innen unterschieden sich nicht wesentlich in Bezug auf Geschlecht, Alter und MPS-Subtyp.
Schlussfolgerung: Trotz schwerer kraniofazialer und dentaler Befunde haben Kinder und Jugendliche mit MPS keine schlechtere OHRQoL als Kinder und Jugendliche der Allgemeinbevölkerung. Die Therapie von MPS-Patient:innen erfordert ein individuelles, interdisziplinäres Konzept unter besonderer Berücksichtigung der oft gravierenden allgemeinmedizinischen Symptome.
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Vertikale desmodontale Distraktion eines ankylosierten Molaren unter skelettaler Verankerung
Schmid-Herrmann, Carmen U.1; Fuhrmann, Vera U.1; Köhne, Till2; Werbelow, Laura3; Kahl-Nieke, Bärbel1
1 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf;
2 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Leipzig;
3 Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-EppendorfZiel: Im Gegensatz zu den konventionellen Therapieansätzen bei ankylosierten Zähnen (Tabletop-Versorgung, Extraktion) und den damit verbundenen Kompromissen wurde im vorliegenden Fall die vertikale desmodontale Distraktion (V-PDL-Distraktion) eines oberen Molaren durchgeführt.
Material und Methode: Bei der fünfzehnjährigen Patientin wurde zunächst die Lücke im Bereich des ankylosierten Zahnes 26 geöffnet. Der ankylosierte Molar wurde chirurgisch freigelegt, luxiert und mittels eines skelettal getragenen Distraktors distrahiert. Die zurückgelegte Distraktionsstrecke betrug 9,0 mm.
Ergebnisse: Der Molar konnte nach einer Distraktionsdauer von 128 Tagen erfolgreich eingestellt werden. Die Feinkorrektur erfolgte mittels einer Multibandbracketapparatur und eines Overlaybogens.
Schlussfolgerung: Die V-PDL-Distraktion von Molaren ist eine effektive und wenig invasive Therapieoption zur Einordnung ankylosierter Molaren und ist ggf. konventionellen Therapieansätzen überlegen.
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Interdisziplinäre Planung und Hybridnutzung eines Einzelzahnimplantats durch Überlagerung mittels digitaler Medien
Jesper L. Delfs¹, Guido Heydecke², Bärbel Kahl-Nieke¹
¹Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Poliklinik für Kieferorthopädie, Deutschland
²Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, DeutschlandEinleitung: Die Digitalisierung innerhalb der Zahnmedizin schreitet aktuell schneller voran als jemals zuvor. Besonders in Fällen, die einer interdisziplinären Planung bedürfen, können digitale Tools durch disziplinübergreifenden Austausch zum Vorteil genutzt werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es anhand eines Patientenbeispiels aufzuzeigen, wie eine kieferorthopädische und prothetische Planung ineinander verzahnen können.
Material u. Methode: Die Patientin stellte sich mit dem Wunsch der Auflösung des tertiären Engstandes im Unterkiefer vor. Nach Auswertung von Modellen, Fotos und Röntgenbildern wurde geplant den Platzüberschuss in Regio 036 zur Auflösung des Engstandes auszunutzen (Abbildung 1a+b). Zum Erhalt des Antagonisten für Zahn 27, wurde eine maximale Verankerung des Zahnes 37 angestrebt. In Kooperation mit der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik sollte ein Einzelzahnimplantat in Regio 036 zunächst als orthodontische Verankerung genutzt und anschließend mit einer Einzelzahnkrone versorgt werden. Zur präimplantologischen Ermittlung der optimalen Implantatposition, wurden die dentalen Bewegungen digital simuliert und die Zielposition berechnet (OnyxCeph³™, Image Instruments GmbH, Chemnitz, Deutschland – Abbildung 2). Anschließend wurde anhand der stationären Zähne mit einer Ausschnitts-Volumentomografieaufnahme (DVT) überlagert (CoDiagnostiX; Dental Wings GmbH, Chemnitz, Deutschland).
Ergebnisse: Durch die Überlagerung von Zielsituation und DVT konnte die Implantatposition präzise dreidimensional bestimmt werden (Abbildung 3a+b). Sie wurde durch eine zweite Überlagerung des DVT und des Ausgangmodells auf die Ist-Position übertragen. Nach navigierter Insertion des Implantats und dreimonatiger Einheilphase wurde ein 6mm breites Provisorium eingesetzt, welches initial als maximale Verankerung dient und anschließend durch eine definitive vollkeramische Krone ersetzt werden kann.
Schlussfolgerungen: Das vorgestellte Prozedere zeigt, dass interdisziplinäre Kommunikation und Kooperation während der fachspezifischen Planung zu einer Erweiterung und Optimierung potentieller Therapieoptionen führen kann.
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Autologe Transplantation von horizontal verlagerten Unterkiefereckzähnen – ein Fallbericht
Berger, Leonie¹; Hülsbeck, Albert¹; Schwartz, Gerhard²; Kahl-Nieke, Bärbel¹
¹ Poliklinik für Kieferorthopädie; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
² Gemeinschaftspraxis für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie am TibargEinleitung und Zielsetzung: Die Einordnung von verlagerten unteren Eckzähnen stellt eine komplexe kieferorthopädisch-kieferchirurgische Behandlung dar. Neben der herkömmlichen kieferorthopädischen Einordnung nach vorangegangener operativer Freilegung sollte eine autologe Transplantation vor allem bei erhöhter Resorptionsgefahr der Nachbarzähne und/oder Teilankylose des verlagerten Zahnes als Therapie-option in Betracht gezogen werden. Dieser Fallbericht dokumentiert die interdisziplinäre Einordnung zweier im Bereich der Symphyse horizontal verlagerter Eckzähne mittels Auto-transplantation.
Material Methode: Eine 14-jährige Patientin stellte sich mit verlagerten Eckzähnen 33 und 43 bei Persistenz der Milchzähne 73 und 83 in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitäts-klinikums Hamburg-Eppendorf vor. Die zur Therapieplanung angefertigte digitale Volumentomographie zeigte, dass bei einer kieferorthopädischen Einordnung mit einer zusätzlichen Resorption der Zähne 32 und 42 zu rechnen ist und die Eckzähne einer extrem großen Bewegungsstrecke unterliegen würden. Eine partielle Ankylose der verlagerten Zähne konnte zudem nicht ausgeschlossen werden. Nach kieferorthopädischer Lückenvergrößerung in Regio 33, 43 erfolgte die Extraktion der Milcheckzähne sowie die Autotransplantation der verlagerten Eckzähne in die Extraktionsalveolen.
Ergebnisse: Nach achtwöchiger Einheilungsphase erfolgte die Feineinstellung der transplantierten Zähne, weitere sechs Monate später zeigten diese bereits erste Anzeichen von Vitalität. Der zwischenzeitliche Verdacht auf Resorption der Wurzel von Zahn 43 konnte bei gleichbleibender Vitalität durch das 1,5 Jahre postoperativ durchgeführte OPG widerlegt werden. Die Autotransplantation der verlagerten Zähne 33 und 43 scheint erfolgreich verlaufen zu sein, das ästhetische Ergebnis auch hinsichtlich des Gingivaverlaufes ist äußerst ansprechend.
Schlussfolgerung: Die autologe Transplantation von horizontal verlagerten unteren Eckzähnen stellt eine äußerst vielversprechende Behandlungsoption dar. Besonders wenn eine konventionelle chirurgische Freilegung mit anschließender kieferorthopädischer Einordnung wenig Erfolg verspricht, sollte eine autologe Transplantation in der Therapieplanung berücksichtigt werden.
Literatur:
1 Nolte D, Linsenmann R, Huth KC. Autogene Zahntransplantation. Neue Perspektiven. MKG-Chirurg 2011; 4:92-101
2 Schwartz O, Bergmann P, Klausen B. Autotransplantation of human teeth. A life table analysis of prognostic factors. Int J Oral Surg 1985; 14, 245-258
3 Hinrichs K. Die autogene Zahntransplantation: ein evidenzbasierter systematischer Review. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum, 2005. -
Nebenwirkungen der Distalisation – Pendulum versus Distalslider
Lucas Brasch¹, Isabel Emsermann¹, Jesper Delfs¹, Bärbel Kahl-Nieke¹
¹ Poliklinik für Kieferorthopädie, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
Ziel: Seit Mitte der 1990er Jahre wurden zur Distalisation der Oberkiefermolaren eine Reihe von monomaxillären non-compliance Apparaturen entwickelt. Das Pendulum und der Distalslider sind zwei solcher Apparaturen, wobei das Pendulum konventionell über die Zähne und der Distalslider skelettal über Miniimplantate verankert ist. Das Ziel dieser Arbeit ist es diese Apparaturen bezüglich ihrer Nebenwirkungen zu vergleichen und Behandlern eine Entscheidungshilfe zu geben.
Material und Methoden: Diese Arbeit basiert auf Studien, die im Rahmen einer umfangreichen Suche auf PubMed, ScienceDirect und der Cochrane Library identifiziert wurden. Nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien wurden 26 Studien zum Pendulum und zum Distalslider für die Synthese analysiert. Die Studien wurden zwischen 1996 und 2021 in englischer Sprache veröffentlicht. Case Reports und Case Series wurden aufgrund ihres hohen Verzerrungsrisikos ausgeschlossen. Um eine größere Datenbasis nutzen zu können wurden auch Variationen des Pendulums (Pendulum K) und des Distalsliders (Distal Jet, Distal Screw und Beneslider) in der Analyse berücksichtigt.
Ergebnisse: Sowohl das Pendulum als auch der Distalslider sind effektive Apparaturen zur Molarendistalisation im Oberkiefer und erzielen vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich der Geschwindigkeit als auch des zu erwartenden Platzgewinns. Aufgrund der unterschiedlichen Verankerungsmethode unterscheiden sie sich aber in ihren Nebenwirkungen. Anders als beim Pendulum kommt es mit dem Distalslider zu keiner Mesialisation der Prämolaren und auch die Proklination der Frontzähne kann weitgehend vermieden werden. Die Distalkippung der ersten Molaren kann mit dem Distalslider sehr gut kontrolliert werden, sodass eine weitgehend körperliche Bewegung realisiert wird.
Schlussfolgerung: Das Pendulum und der Distalslider sind beides effektive Apparaturen zur Molarendistalisation im Oberkiefer mit ihren jeweils eigenen Indikationen. Bei einem ausgeprägten frontalen Engstand oder einer stark protrudierten Front ist der Distalslider die bessere Wahl. Lehnt der Patient Miniimplantate ab ist das Pendulum eine gute Alternative.
Posterbeiträge zur Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (09/2021)
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Eignet sich SureSmile® zur Planung von selbsthergestellten Alignern?
J. L. Delfs1, B. Kahl-Nieke1, T. Köhne2
1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Poliklinik für Kieferorthopädie
2 Universitätsklinikum Leipzig, Poliklinik für KieferorthopädieEinleitung: Durch 3D-Druck und Tiefziehtechnik lassen sich heutzutage Alignerbehandlungen mit Attachments selbstständig durchführen. Von besonderer Bedeutung für die Effektivität dieser selbsthergestellten (Do-It-Yourself) Aligner ist die Planungssoftware, die den Kieferorthopäden bei der Planung der Schienenanzahl (Staging) und der Attachments unterstützt. Ziel dieser Studie war es, die Effektivität von Alignerbehandlungen nachzuuntersuchen, die mit der Software SureSmile® (Dentsply Sirona) geplant wurden.
Material und Methoden: Es wurden 21 Kiefer von 14 Patienten nachuntersucht, bei denen eine Behandlung mittels SureSmile® durchgeführt wurde. Das digitale Set-up wurde an Hand eines intraoralen Scans durch eine Fachzahnärztin erstellt. Mittels SureSmile® wurden das Staging und die Attachmentspositionierung berechnet. Die ausgedruckten Modelle (Form 2, Formlabs) wurden für die Herstellung von Tiefziehschienen (EssixAce, Dentsply Sirona) verwendet. Nach Abschluss der Behandlung wurden die posttherapeutischen Scans mit den Set-ups überlagert, um die Effektivität der Behandlung zu analysieren (Onyxceph3TM). Um ausschließlich klinisch relevante Bewegungen zu berücksichtigen, wurden Bewegungen von > 0,3mm bzw. > 5° analysiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden geringe Frontzahnbewegungen durchgeführt. Oro-vestibuläre Bewegungen konnten am effektivsten umgesetzt werden (100,93 ± 63,86%) während Mesial-/Distal-Bewegung (68,16 ± 29,94%), Rotation (43,81 ± 33,29%) und Mesial-/Distal-Angulationen (43,81 ± 33,29%) eine geringere Effizienz aufwiesen. Die geringste Effizienz zeigte die Intrusion/Extrusion (51,12 ± 76,32%). Zwischen Ober- und Unterkiefer konnten bzgl. der Effizienz keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden.
Schlussfolgerung: Do-it-yourself-Aligner sind eine interessante Alternative für die Durchführung einfacher Alignertherapien. Es sind weitere Studien notwendig, um die Effektivität der zu Verfügung stehenden Planungssoftware vergleichend zu untersuchen.
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Röntgenologischer Symmetrievergleich der Rami mandibulae und der Kondylen bei Kindern und Jugendlichen mit juveniler idiopathischer Arthritis - ein klinisches Update
Leonie Berger, Vera Fuhrmann
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Ziel: Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist eine chronische Gelenkentzündung, die vor dem 16. Lebensjahr beginnt und mindestens sechs Wochen andauert. In der Literatur variiert die Beteiligung des Kiefergelenks zwischen 17% und 87%. Durch Beeinflussung des kondylären Wachstums können milde bis schwerwiegende Skelett- bzw. Gesichtsasymmetrien verursacht werden, wie z.B. eine Kinnabweichung. Ziel dieser Studie ist, die Prävalenz von Destruktionen und Skelettasymmetrien im Kiefergelenk bei Kindern und Jugendlichen mit JIA mit der Häufigkeit bei einer Kontrollgruppe ohne JIA zu vergleichen.
Material und Methode: Die Studiengruppe umfasste 57 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 17 Jahren mit diagnostizierter JIA, die sich im Rahmen der Rheumasprechstunde in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) vorstellten. Die Panoramaröntgenschichtaufnahme (PSA), die im Rahmen der Erstvorstellung bei dysfunktionellen Hinweisen in der Funktionsanalyse angefertigt wurde, wurde als Untersuchungsgrundlage verwendet. Für die Kontrollgruppe wurden die PSA alters- und geschlechtsgleicher Kinder und Jugendlicher der Poliklinik für Kieferorthopädie des UKE zugrunde gelegt. Zur Auswertung der Kondylusveränderungen diente die morphologische Einteilung nach Schweregrad 0-3 der Destruktion; Die Rheumapatienten und die Kontrollgruppe wurden in Bezug auf die Schweregrade mit Hilfe eines Chi-Quadrat- bzw. Fisher-Tests miteinander verglichen. Dabei galt eine Abweichung als signifikant, wenn die Irrtumswahrscheinlichkeit (p) < 0,05 betrug. Des Weiteren wurden die Asymmetrien des Unterkiefers mittels des Asymmetrieindex nach Kjellberg ermittelt und gegenübergestellt.
Ergebnisse: Chi-Quadrat- und Fisher-Test ergaben für die JIA-Patienten eine signifikant stärkere Ausprägung der Destruktion als für die Kontrollgruppe (p<0,001). Innerhalb der Rheumagruppe konnten bei den weiblichen Kindern und Jungendlichen häufiger Destruktionen vom Grad 2 und 3 gefunden werden als bei den männlichen (p=0,052).
Bei der Auswertung nach Kjellberg ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Asymmetrien zwischen Rheuma- und Kontrollgruppe.
Schlussfolgerung: Die juvenile idiopathische Arthritis kann eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Destruktionen im Kiefergelenk spielen, insbesondere bei Mädchen und Teenagerinnen. Der Entdeckung auffälliger OPG-Befunde sollten stets eine interdisziplinäre Diagnostik und Therapieschritte folgen.
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Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit LKGS unter besonderer Berücksichtigung intraoraler Befunde
Kristina Erhardt1, Carmen U. Schmid-Herrmann1, Daniel R. Reißmann2, Bärbel Kahl-Nieke1
1 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2 Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Hamburg-EppendorfZIEL: Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKGS) sind mit einer Inzidenz von 1:500 Geburten die häufigsten angeborenen kraniofazialen Fehlbildungen. Kieferorthopädisch relevante Befunde sind Nichtanlagen, Zahnform- und Strukturanomalien sowie sagittale und transversale Unterentwicklung der Maxilla. Ziel der Studie war zu untersuchen, inwiefern LKGS die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) beeinträchtigen und welchen Einfluss intraorale Befunde haben.
MATERIAL UND METHODE: Insgesamt 37 LKGS-Patienten (8-17 Jahre) wurden konsekutiv in diese Querschnittsstudie einbezogen. Als Kontrollgruppe dienten Daten aus der Allgemeinbevölkerung mit 313 Kindern und Jugendlichen (Sierwald et al. 2016). Die MLQ wurde mittels der 19 Fragen des Child Oral Health Impact Profile (COHIP-19) erfasst, wobei höhere Summenwerte (Bereich: 0-76 Pkt.) weniger Beeinträchtigungen und eine bessere MLQ anzeigen. Außerdem wurden bei den LKGS-Patienten kieferorthopädisch relevante Befunde sowie die Indikation für eine spätere kieferorthopädisch-kieferchirurgische Therapie beurteilt.
ERGEBNISSE: Insgesamt war die MLQ bei den LKGS-Patienten erheblich beeinträchtigt (53,5 ± 11,7 COHIP-19 Pkt.) und signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (62,0 ± 7,8 COHIP-19 Pkt.; p<0,001). Die Ergebnisse hinsichtlich negativem Overjet, negativem Overbite, Kreuzbissen, Hypodontien, Klasse III-Okklusion, schlechter Mundhygiene und späterer kieferorthopädisch-kieferchirurgischer Therapie deuten auf einen klinisch relevanten negativen Effekt auf die MLQ hin, für eine statistische Signifikanz bedarf es jedoch weiterer Studienteilnehmer. Mikrodontien und Strukturanomalien scheinen keinen Einfluss zu haben.
SCHLUSSFOLGERUNGEN: LKGS-Patienten haben im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Spalte eine reduzierte MLQ, wobei ein negativer Overjet und Overbite, Hypodontien, Kreuzbisse, Klasse III-Okklusion, schlechte Mundhygiene und spätere OP-Indikation verstärkend auf die Beeinträchtigung zu wirken scheinen.
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Untersuchung der 3D-Effekte der Carriere Motion Appliance
Schmid-Herrmann, Carmen U.1; Mahaini, Luai2; Delfs, Jesper1; Köhne, Till3; Kahl-Nieke, Bärbel1
1 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2 Kieferorthopädische Praxis ortho effect, Ehingen
3 Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum LeipzigZiel: Neben Headgear, Pendulum und Distalslider stellt die Carriere Motion 3D™ appliance (CMA; ODS GmbH) eine Möglichkeit zur Distalisierung bzw. zur Korrektur einer Klasse II-Okklusion dar. Ziel unserer retrospektiven Studie war es, die 3D-Effekte der CMA durch Überlagerung von digitalen Modellen und Fernröntgenseitenbildern (FRS) zu untersuchen.
Material und Methode: 16 mit CMA behandelte Patienten wurden retrospektiv untersucht. Hierzu wurden Modelle und FRS von T1 (Befund vor der Therapie) und T2 (Befund nach Entfernung der CMA) verglichen. Die Gipsmodelle wurden mit einem Modellscanner digitalisiert und anhand der Rugae palatinae überlagert, um das Ausmaß der Distalisierung sowie die vertikalen und transversalen Bewegungen der ersten Molaren, Eckzähne und ersten Prämolaren zu beurteilen. Die FRS wurden ausgewertet um skelettale und dentoalveoläre Veränderungen zu evaluieren.
Ergebnisse: Die Klasse-II-Okklusion wurde bei einer Tragedauer der Apparatur von 11,85 ± 4,70 Monaten um 3,45 ± 2,33 mm korrigiert. Die Modellanalyse ergab eine durchschnittliche Distalisierung der oberen ersten Molaren um 0,96 ± 0,80 mm und der oberen Eckzähne bzw. ersten Prämolaren um 1,06 ± 0,84 mm. Die Eckzähne bzw. ersten Prämolaren wurden gering extrudiert (0,78 ± 0,79 mm). Die Überlagerung der FRS bestätigte eine Distalisierung der oberen ersten Molaren mit Kippung nach distal und zeigte eine Mesialisierung der unteren ersten Molaren um 1,91 ± 1,72 mm. Die CMA führte zu einer geringen Korrektur der Klasse II-Bisslage (ANB: -0,71 ± 0,77°; Wits: -1,99 ± 1,74 mm) und zu einer signifikanten Protrusion der Unterkieferinzisivi (1-GoMe: +2,94 ± 2,52°).
Schlussfolgerung: Die CMA ist eine effiziente Methode zur Behandlung von Klasse-II-Malokklusionen. Allerdings erfolgt die Klasse-II-Korrektur nur teilweise durch eine Distalisierung der oberen Molaren. Vielmehr müssen bei der Anwendung dieser Apparatur auch die dentoalveolären Nebenwirkungen der Klasse-II-Gummizüge berücksichtigt werden.
Posterbeiträge zum Kongress der European Orthodontic Society (2020, Pandemie bedingte Absage), publiziert in Eur J Orthod 5/2020
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Hypophosphatasia as a cause of premature loss of primary teeth
Nico Maximilian Jandl1, Florian Barvencik1, Till Koehne2, Bärbel Kahl-Nieke2, Carmen Ulrike Schmid2
1Department of Osteology and Biomechanics
2Department of Orthodontics, Center for Dental and Oral Medicine
University Medical Center Hamburg-Eppendorf, GermanyAims
Caries and trauma are typical causes of premature loss of primary teeth. However, hypophosphatasia (HPP) – a metabolic disorder characterized by reduced alkaline phosphatase activity – should not be overlooked as cause, which is illustrated in the following case report.Subject and Methods
A four-year-old patient presented in our department of orthodontics due to a premature loss of primary teeth after early start of dentition and facial asymmetry. The diagnosis of HPP was made at the age of three years based on clinical signs of rickets, short stature, proximal muscle weakness, characteristic laboratory values and was genetically confirmed. Due to bone manifestation and muscular weakness, the patient is being treated with the enzyme replacement Asfotase alfa since nine months. For further investigation, mineralization of two exfoliated primary teeth (one before and one after nine months of Asfotase alfa therapy) was determined by quantitative backscattered electron imaging and compared to healthy control teeth.Results
After the loss of four deciduous teeth at the age of three years, five additional teeth were lost within the next two years. Two of those teeth exfoliated under enzyme replacement therapy. Cement thickness was reduced and pulp area increased in HPP teeth. The HPP tooth before Asfotase alfa therapy showed altered mineralization of the cement and dentin in comparison to the HPP tooth after nine months of Asfotase alfa.Conclusion
Dentists/orthodontists should include HPP as a differential diagnosis of premature tooth loss. One can distinguish between odonto-HPP, only affecting the teeth, and other forms of HPP, namely infantile, childhood or adult HPP. These forms are associated with typical musculoskeletal (e.g. rickets, short stature, muscle pain, weakness) and neuropsychiatric symptoms (e.g. cephalgia, depression). If HPP is suspected, serum alkaline phosphatase activity should be determined and if conspicuous, further clarification in a clinic for bone diseases is recommended. In general, HPP is associated with cement hypoplasia. Asfotase alfa therapy may improve mineralization in dentin and cement. -
Oral health-related quality of life in children and adolescents with cleft lip and palate
Kristina Erhardt1, Carmen U. Schmid1, Daniel R. Reissmann2, Bärbel Kahl-Nieke1
1 Department of Orthodontics, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
2 Department of Prosthetic Dentistry, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, GermanyAIM With an incidence rate of 1:500 births, cleft lip and palate are the most common congenital craniofacial malformations. Negative effects on the orofacial appearance, hearing, articulation and the psychosocial environment are characteristic. Relevant orthodontic ailments include agenesis, tooth shape and structure anomalies as well as sagittal and transversal dysplasia of the maxilla. Aim of this study was to investigate whether cleft lip and palate impacts oral health-related quality of life (OHRQoL), development of speech and orofacial aesthetics in children and adolescents.
MATERIAL AND METHOD
36 study participants with cleft lip and palate (7-17 years) completed the 19-item version of the Child Oral Health Impact Profile (COHIP-19) and responded to three questions concerning the development of speech with the same 5-point ordinal response scale of the COHIP-19 ranging from 0 (“almost all of the time”) to 4 (“never”) with higher summary scores indicating less impairments and better OHRQoL. Furthermore, speech quality and upper lip aesthetics were assessed by external raters on a scale ranging from 0 (“considerable limitations”) to 4 (“very good”). Findings of OHRQoL were compared to general population data of 313 children and adolescents (Sierwald et al. 2016).RESULTS Overall, OHRQoL was substantially impaired in participants with cleft lip and palate (50.8 ± 11.6 COHIP-19 points) and significantly lower than in the control group (61.8 ± 7.9 COHIP-19 points; p<0.001). Even though girls with cleft lip and palate were more affected by impaired quality of life than boys, this difference was not statistically significant. There was also no significant difference between age groups (7-11 vs. 12-17 years). External ratings of speech quality and upper lip aesthetics of the study participants indicated on average only moderate impairments (2.1 ± 1.0 points). This was confirmed by patients’ self-report of their speech development with only low restrictions (3.0 ± 3.0 points).
CONCLUSIONS Cleft patients have poorer OHRQoL than comparable subjects without clefts. However, limitations in both speech and upper lip aesthetics were only moderate to low. Nevertheless, an early intervention by an interdisciplinary team consisting of oral and maxillofacial surgeons, otorhinolaryngologists, phoniatricians, orthodontists, pediatricians and psychologists seems to be essential.
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Oral health, perceived impairments and oral findings in patients with mucopolysaccharidoses
Carmen U. Schmid1, Natascha Bruhn1, Daniel R. Reissmann2, Till Koehne1, Baerbel Kahl-Nieke1
1 Department of Orthodontics, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
2 Department of Prosthetic Dentistry, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, GermanyAIM Mucopolysaccharidoses (MPS) are a group of rare metabolic diseases caused by a defect of different lysosomal enzymes. The accumulation of non-digested glycosaminoglycans in tissues and organs leads to a wide spectrum of symptoms including dental and craniofacial abnormalities. The objective of this study was to assess oral health-related quality of life (OHRQoL) of MPS patients and the association to their craniofacial and oral findings.
MATERIAL AND METHODS The MPS patient cohort (MPS I, II, III, IV, VI) consisted of a consecutively recruited sample of 29 children and adolescents aged 7 to 17 years (mean age: 11.7 years). All patients underwent a physical examination with an assessment of craniofacial and dental anomalies. For the investigation of OHRQoL, MPS patients completed the short version of the Child Oral Health Impact Profile (COHIP-19). Findings were compared to general population data of 313 children and adolescents (Sierwald et al. 2016). Subgroups of MPS patients were compared according to gender, age (7-11 vs. 12-17 years), and MPS subtype.
RESULTS The craniofacial appearance of MPS patients was characterized by a convex profile, mouth breathing, macroglossia, limited mouth opening, anterior open bite and condyle resorptions. Bone marrow transplanted MPS I patients additionally exhibited agenesis, microdontia, retained teeth and cysts. Specific dental findings of MPS IV patients were pointed cusps, enamel hypoplasia and pitted buccal surfaces. However, concerning OHRQoL there was no significant difference between mean COHIP scores of MPS patients (60.7 ± 14.0 COHIP-19 points) and control group (61.8 ± 7.9 COHIP-19 points; p=0.558). The COHIP score of MPS patients did not differ substantially with regard to gender, age, and MPS subtype.
CONCLUSIONS Despite having severe craniofacial and oral findings, children and adolescents with MPS do not have poorer OHRQoL than children and adolescents of the general population. Dental and orthodontic therapy of MPS patients therefore requires an individualized, interdisciplinary concept with special consideration of the often serious general medical symptoms.