Sportmotorische Testungen im Nachwuchssport

Sportmotorische Testungen und deren prädiktiver Wert im Nachwuchssport

Sport hat einen nachweislich positiven, protektiven Effekt auf die Gesundheit. Mit Steigerung der Intensität und Umfang der sportlichen Aktivität steigt jedoch ebenfalls das Risiko für sportbedingte Verletzungen und Überlastungen an. Gerade im Nachwuchssport rückt die Prävention von Verletzungen und Überlastungsschäden mehr und mehr in den Fokus. In der Sportmedizin haben sich vor diesem Hintergrund verschiedene Untersuchungsmethoden zur Erfassung möglicher Risikofaktoren für Verletzungen etabliert. Dazu gehören beispielsweise sportmotorische Testungen, welche unterschiedliche athletische Schwerpunkte untersuchen und eine Aussage über Asymmetrien oder Defizite in Beweglichkeit, Kraft oder Ausdauer zulassen. Werden Defizite frühzeitig erkannt und ein gezieltes individuelles Training eingeleitet, kann, wie wissenschaftliche Studien zeigen, die Wahrscheinlichkeit von Sportverletzungen verringert werden. Wir möchten im Rahmen der zweijährigen Studie untersuchen, ob eine eigens entwickelte Kombination an sportmotorischen Testungen Verletzungen und Überlastungen bei jugendlichen Sportler:innen vorhersagen kann, um in Zukunft eine bessere Verletzungsprävention im Nachwuchssport zu ermöglichen.

Forschungsstand

  • Mindestens jeder 3. Nachwuchs-Fußballspieler erleidet eine Verletzung innerhalb einer Fußballsaison (Studie)
  • Knieverletzungen sind ein Hauptgrund für die Entwicklung einer Kniegelenksarthrose
  • 60-80% der ehemaligen Spitzen-Fußballer zeigen nach Ende ihrer Karriere eine Arthrose im Knie (Studie)

Besonderheiten in Nachwuchssport

Eine Arthrose nach stattgehabter Verletzung ist besonders kritisch, da sie früher als bei herkömmlicher Arthrose auftritt und dazu neigt, eine jüngere und aktivere Bevölkerung zu betreffen. Je früher Verletzungen auftreten (z.B. schon in der Jugend), desto früher setzt dieser Prozess ein.

Sportverletzungen im Kindes- und Jugendalter. Daten der europäischen injury Database (iDB) für die Unfallprävention

Studiendesign

  • 1000 Nachwuchssportler:innen im Alter von 12-18 Jahren
  • Sportarten: Fußball, Hockey, Tennis und Golf
  • In Hamburg beliebte Sportarten, Kombination aus Mannschafts- und Einzelsport, hohes Aufkommen von Verletzungen und Überlastungsschäden
  • Gleichviele Sportlerinnen und Sportler, mindestens zwei Trainingseinheiten pro Woche.
  • Fußball: 400 Sportler:innen (neben dem allgemeinen Ziel der Studie, zusätzlich Untersuchung genderspezifischer Unterschied bei deutlicher Häufung von schweren Knieverletzungen im Mädchenfußball)
  • Hockey, Tennis und Golf: je 200 Sportler:innen.
  • Die Testungen adressieren die Bereiche Beweglichkeit, Gleichgewicht/neuromuskuläre Kontrolle, (Sprung-)Kraft, Rumpfstabilität und Ausdauer
  • Fünf Stationen; Gesamtdauer einer Testung 60 Minuten; Testung zu Beginn der Studie und Re-Testung nach einem Jahr
  • Über zwei Jahre vierteljähriges Erfassen (mit Fragebögen) von Verletzungen und Überlastungsschäden und darauf basierenden Ausfallzeiten.
  • Durchführung der Tests am UKE Athleticum, nach Umzug im Athleticum am Volkspark

Ziel der Studie

Ziel der zweijährigen Studie ist es zu untersuchen, ob die eigens entwickelte Kombination an sportmotorischen Testungen Verletzungen und Überlastungsschäden bei jugendlichen Sportler:innen vorhersagen kann. Die Basis für die beinhalteten Tests ist eine einfache und klare Durchführbarkeit. Eine umfängliche Testung beinhaltet verschiedene „Basis Skills“ wie Beweglichkeit, Stabilität, Kraft und Ausdauer, und dauert nur 60 Minuten. Basierend auf den Ergebnissen sollen individuelle und sportartspezifische Trainings- und Präventionsprogramme entwickelt und den Sportler:innen zur Verfügung gestellt werden. Wir möchten in Zukunft eine bessere Verletzungsprävention im Nachwuchssport ermöglichen.

Ausblick für den Sport in Hamburg

Die Inhalte und Ergebnisse der Studie werden interessierten Vereinen in Hamburg zugänglich gemacht, damit deren Sportler:innen von den Ergebnissen profitieren können.

Vorteile der sportmotorischen Testungen:

  • Die Umsetzung der Testungen ist mit sehr einfachen Mitteln möglich.
  • Entwurf von einfachen und klaren Scoringbögen zur Durchführung und Auswertung der Testungen, die den Vereinen ebenfalls zur Verfügung gestellt werden.
  • Schulungsvideos zur Durchführung der sportmotorischen Test-Batterie vor Ort (bei den Vereinen).
  • Im Verlauf Entwicklung einer App zur Testung und zur (evidenz-basierten) Bereitstellung von präventiven Übungen.

So soll sichergestellt werden, dass viele und vor allem auch kleinere Sportvereine ihren Nachwuchssportler:innen eine solche Testung anbieten können.

Für mehr Informationen und bei Interesse an einer Studienteilnahme freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme über folgende Email-Adressen:

Kontakt für Vereine und Trainer:innen:

Dr. Karin Glismann; Studienkoordinatorin Email

Kontakt für Nachwuchssportler:innen:

Sportmotorik-Studienteam Email