Genetische Tumorepidemiologie

Im Rahmen (klinisch-)epidemiologischer Studien wird der Einfluss genetischer sowie nicht genetischer Faktoren (z.B. Lebensstilfaktoren) sowohl auf das Krebsrisiko als auch auf die Prognose nach einer Krebsdiagnose erforscht.

Außerdem werden neue epidemiologische sowie molekularbiologische Methoden angewandt, um Risikomarker und prognostische Faktoren für den Krankheitsrückfall aufzudecken. Die Studien werden vorwiegend in nationalen sowie internationalen, interdisziplinären Kooperationen durchgeführt, in denen Kliniker und Wissenschaftler der verschiedenen Fachbereiche der medizinisch-biologischen Grundlagenwissenschaften zusammenarbeiten.

Die Ergebnisse der Studien sollen dazu beitragen, Hochrisikogruppen für gezielte Früherkennungsprogramme sowie individuell angepasste Therapien für Krebspatienten identifizieren zu können.

Projekte

  • MARIE-Projekte

    Die MARIE-Projekte sind ein wichtiger Bestandteil der epidemiologischen Forschung am Hubertus Wald Tumorzentrum im Bereich Brustkrebs und werden in enger Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und mithilfe der Förderung durch die Deutsche Krebshilfe, der Hamburger Krebsgesellschaft, der Hamburger Stiftung zur Förderung der Krebsbekämpfung und des Deutschen Krebsforschungszentrums durchgeführt.

    Die Datenbasis bildet hierbei die MARIE-Studie, eine populationsbasierte Fall-Kontroll-Studie, die in den Jahren 2002 bis 2005 durchgeführt wurde. MARIE ist hierbei die Abkürzung für MAmmakarzinom-RIsikofaktoren-Erhebung und hatte das Ziel, den Einfluss einer menopausalen Hormontherapie und anderen Lebensstilfaktoren auf das Brustkrebsrisiko zu untersuchen. Insgesamt nahmen während der Ersterhebung ca. 3.500 Brustkrebspatientinnen und mehr als 7.000 Frauen ohne Brustkrebs im Alter von 50 bis 74 Jahren an der Untersuchung teil und wurden hinsichtlich aller wichtigen Brustkrebs-Risikofaktoren, insbesondere der Einnahme von Hormonen (Östrogenen/ Progestagenen) bei Wechseljahres­beschwerden, Lebensstilfaktoren und genetische Faktoren, charakterisiert. Die Bedeutung dieser Risikofaktoren für das Brustkrebsrisiko in Deutschland konnte somit quantifiziert werden.

    Im Abstand von jeweils ca. 5 Jahren wurden weitere Befragungen dieser Studienteilnehmerinnen zur Ermittlung von Einflussfaktoren für den weiteren Verlauf durchgeführt: Im Jahr 2009 wurde eine zweite Befragung der Brustkrebspatientinnen (MARIEplus-Studie) durchgeführt, und auch die Frauen ohne Brustkrebserkrankung nachbeobachtet (MARIE II-Studie). Bei der Nachbefragung wurden annähernd identische Informationen der Teilnehmerinnen wie bei der Erstbefragung, sowie Angaben zu dem Auftreten von Komorbiditäten, Rezidiven, Zweittumoren und der Sterblichkeit erhoben. Im Fokus stand die Untersuchung des Einflusses verschiedener Lebensstilfaktoren (u.a. körperliche Aktivität, Ernährung, die Nutzung menopausaler Hormontherapie) auf die Brustkrebsprognose, auf die Krebsneuerkrankung und die Sterblichkeit. Dieses Follow-up diente gleichzeitig dem Aufbau einer Langzeitstudie postmenopausaler Frauen, mit deren Hilfe auch Fragestellungen bezüglich der Entwicklung von Früherkennungsmaßnahmen, Veränderungen im Verhalten sowie der Versorgungs- und Lebensqualität und deren Beziehung zur Morbidität und Mortalität effektiv verfolgt werden können.

    Nach nun mehr als 10 Jahre seit der Erstbefragung wurde im November 2014 eine zweite Nachbefragung der Patientinnenkohorte durchgeführt (MARIEplus2-Studie). Ziel dieses Forschungsvorhaben ist es, den Zusammenhang von Veränderungen verschiedener Lebensstilfaktoren und Biomarker (Enterolaktone, Adipokine, Entzündungsmarker etc.) mit der Brustkrebsprognose zu untersuchen. Anfang 2016 wird mit der zweiten Nachbefragung der Frauen ohne Brustkrebserkrankung begonnen (MARIE III-Studie).

    Die Teilnehmerinnen, welche derzeit bereits 60 Jahre oder älter sind, werden dabei oftmals mit zusätzlich Herausforderungen wie gleichzeitig bestehenden Erkrankungen, gleichzeitige Einnahme verschiedener Arzneistoffe oder sozialer Isolation konfrontiert. Daher werden Unterschiede im Auftreten chronischer Erkrankungen bei Langzeitüberlebenden nach einer Brustkrebsdiagnose im Vergleich zu Frauen ohne Brustkrebsdiagnose untersucht sowie die langfristige Entwicklung der Lebensqualität bewertet. Darüber hinaus sollen Probleme in der Nutzung und der Versorgungsqualität von Krebs-Früherkennungsmaßnahmen aus Sicht der Frauen über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren untersucht werden.