Bewegung ist Medizin
Körperliche Aktivität kann bei einer Vielzahl chronischer Erkrankungen – so genannter „nicht übertragbarer Erkrankungen“ (engl.: non-communicable diseases (NCDs) oder „Lebensstil assoziierter Erkrankungen“ – einerseits präventiv als „Impfung“ wirken und hat darüber hinaus auch einen therapeutischen Effekt, der dem von Medikamenten gleichkommen kann – allerdings mit geringeren Risiken und Nebenwirkungen. Und umgekehrt gilt: Wer sich nicht ausreichend bewegt, schadet seinem Körper. Dazu gibt es inzwischen eine Vielzahl so genannter „Inaktivitätsstudien“, die diesen Zusammenhang eindrucksvoll belegen. In unseren wissenschaftlichen Studien untersuchen wir mit unterschiedlichen Patientengruppen und Kooperationspartnern Fragestellungen wie:
- Welchen Zusammenhang hat die Lebensweise (Ernährung, Bewegung, psychosoziale Faktoren) mit der Entwicklung von Erkrankungen? Wie lassen sich chronische Erkrankungen vorbeugen?
- Welchen Effekt hat körperliche Aktivität auf die menschliche Biologie (sportmedizinisch, endokrinologisch, immunologisch, neurobiologisch, psychologisch)?
- Welche Form und Dosierung (Dauer, Frequenz und Intensität) körperlicher Aktivität ist für die verschiedenen Krankheitsbilder indiziert?
Prävention
In der Primärprävention und Rehabilitation körperlicher Erkrankungen gilt körperliche Aktivität schon seit einigen Jahrzehnten als ein wesentlicher schützender bzw. therapeutischer Faktor. So senkt körperliche Aktivität erwiesenermaßen das Risiko unter anderem für
- Diabetes mellitus
- Koronare Herzerkrankungen
- Arterielle Verschlusserkrankungen
- Arterielle Hypertonie
- Osteoporose
- Übergewicht
- Tumorerkrankungen
Therapie
Weit weniger bekannt und erforscht ist die therapeutische Wirkung körperlicher Aktivität bei bestehenden chronischen Erkrankungen. Im Mittelpunkt der aktuellen wissenschaftlichen Arbeit steht die Klärung der biologischen Mechanismen, durch die richtig dosierte körperliche Aktivität beispielsweise den Verlauf von Tumor- oder Herzerkrankungen positiv beeinflusst. Der Muskel muss nicht nur als Bewegungsorgan, sondern auch als endokrinologisch und immunologisch aktives Organ angesehen werden, das Myokine (Muskelhormone) produziert. Entsprechend sezerniert auch das Fettgewebe so genannte Adipokine mit z.T. adversen Konsequenzen für den Organismus.
Immer mehr wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Bewegung eine effektive unterstützende Therapieoption bei der Behandlung chronischer Erkrankungen ist. So konnten deutliche Erfolge bei der Therapie von Tumor-, Herz-, Stoffwechsel-, Lungen-, neurologischen, psychiatrischen und muskuloskeletalen Erkrankungen gezeigt werden. „Wenn es ein Medikament gäbe, das all die erwiesenen positiven Effekte körperlicher Aktivität hätte, würde dann nicht jeder alles Mögliche tun, um Zugang zu dieser Wunder-Droge zu bekommen?“ (Sallis RE Br J Sports Med, 2009, 43, 3-4)
Gefahren durch Bewegungsmangel
Auf der anderen Seite erhöht körperliche Inaktivität das Risiko für chronische Erkrankungen deutlich:
- Koronare Herzerkrankungen um 45%
- Schlaganfall um 60%
- Bluthochdruck um 30% und
- Osteoporose um 59%.
- Entwicklung einer Zuckerstoffwechselstörung (Prädiabetes)
- Entwicklung einer Fettstoffwechselstörung
- Vermehrte Fettspeicherung
- Abnahme der Muskelmasse