„Für mich gibt es keinen Plan B“

Arzt oder Ärztin werden: Diesem Berufsziel gehen am UKE über 3400 Studierende nach. Eine von ihnen ist Vanessa Schwentner, die im 8. Fachsemester Humanmedizin studiert. Neben Hörsaal, Bibliothek und klinischen Einsätzen arbeitet die 24-Jährige als studentische Hilfskraft im Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie.

Vanessa Schwentner lebt in einem Studierendenapartment
Vanessa Schwentner lebt in einem Studierendenapartment
 Der Blick ins Grüne verschafft ihr eine Pause
Der Blick ins Grüne verschafft ihr eine Pause

Ich wusste, dass ich Ärztin werden möchte, als ich zu Schulzeiten einen Austausch in den USA gemacht und dort Biochemie- und Anatomiekurse besucht habe. Die haben mich von Anfang an gefesselt“, erzählt Vanessa. Aufgewachsen in Norddeutschland, kam sie 2018 in die Hansestadt – ein Heimspiel, schließlich war sie hier oft in ihrer Kindheit zu Besuch. „Mit Hamburg verbinde ich Heimat, hier gefällt´s mir. Vor allem im Sommer, da bin ich gerne mit dem Stand-up-Paddle auf der Alster unterwegs und suche einen Ausgleich zum Studienalltag“. Sie lebt in einem Studierendenapartment und hat es nur wenige Meter mit dem Rad oder zu Fuß bis in den nächsten UKE-Hörsaal.

Im integrierten Modellstudiengang iMED, der 2012 im UKE eingeführt wurde, haben Medizinstudierende schon sehr früh die Möglichkeit, am Patient:innenbett zu lernen, um theoretische Grundlagenfächer frühzeitig mit der klinischen Praxis zu vernetzen. „In der Lehre legen wir großen Wert darauf, dass die Studierenden früh in Interaktion mit Patient:innen kommen und gezielt die theoretischen Inhalte in der Praxis anwenden. Außerdem trainieren sie von Beginn ihrer Ausbildung an die Kommunikation mit den Patient:innen “, resümiert Prof. Dr. Dr. Andreas H. Guse, Prodekan für Lehre im UKE. Das klassische Physikum wie in herkömmlichen Medizinstudiengängen gibt es in iMED nicht – hierfür wurde ein Äquivalent entwickelt, in dem Wissenschaftlichkeit und klinisches Wissen eine bedeutende Rolle spielen, ohne dass das Verständnis der medizinischen Grundlagenfächer zu kurz kommt.

Die Arbeit in der Klinik macht ihr Spaß
Die Arbeit in der Klinik macht ihr Spaß
Der Austausch mit Kolleg:innen ist wichtig

Welche Symptome hat die die Patientin, der Patient? Wurden bereits Erkrankungen diagnostiziert und Medikamente verordnet? Welche Untersuchungen sollten angeordnet werden? „Die Arbeit in der Klinik macht mir Spaß, der Kontakt mit den Patient:innen, die Überzeugung, dass ich helfen kann“, erzählt Vanessa. Bereits nach kurzer Zeit hat sie festgestellt, dass im UKE die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit großgeschrieben wird. Die Studierenden sind regelmäßig auf Station im praktischen Einsatz und werden von verschiedenen Ärzt:innenteams angeleitet. „Im Studium schnuppern wir einmal in alle Fachrichtungen“, erklärt Vanessa. Insgesamt hat sie vier Famulaturen, also Praktikumseinsätze für Medizinstudierende, absolviert – unter anderem in der Rechtsmedizin und auch in der Forensischen Psychiatrie. „Ich fand es schon immer spannend zu verstehen, warum Menschen so agieren, wie sie agieren“.

Die Recherche in der Bibliothek ist wesentliche Grundlage
Die Recherche in der Bibliothek ist wesentliche Grundlage

Ihre Doktorarbeit hat Vanessa bereits begonnen: In dieser geht sie der Frage nach, wie T-Zellen mit anderen Zellen kommunizieren und welche Auswirkungen dies für das menschliche Immunsystem hat. Grundlagenforschung – ein weiterer medizinischer Fachbereich, der sie brennend interessiert. „Für meine Doktorarbeit pausiert das Studium vorübergehend. Das ist gängige Praxis, denn im Studium ist man zeitlich flexibler als im späteren Job“. Insbesondere für wissenschaftliche Fragestellungen hat sie im UKE die passenden Rahmenbedingungen gefunden. „Es ist toll und auch herausfordernd, eigene Experimente durchzuführen und Ergebnisse zu erlangen.“ Neben Hörsaal und Seminarräumen verbringt Vanessa viel Zeit in der Ärztlichen Zentralbibliothek und im benachbarten MediTreff. „Im MediTreff gibt es zahlreiche angeleitete Trainings, zum Beispiel zum Blutabnehmen oder zur Verwendung von Ultraschallgeräten.“

Auch wenn Vanessa schon einige Semester dabei ist und viele Erfahrungen sammeln konnte, erinnert sie sich noch genau an die Anfangszeit: „Natürlich ist Medizin ein Lern- und Prüfungsfach. Viel herausfordernder fand ich es aber, das Schicksal und die Geschichten einiger Patient:innen nicht mit nach Hause zu nehmen“, berichtet die Studentin. Arzt oder Ärztin zu werden bedeute schließlich auch, viel Empathie mitzubringen und gleichzeitig den notwendigen emotionalen Abstand halten zu können.

2025 will Vanessa ihr Studium abschließen. Und dann? „... mache ich die Facharztausbildung in Psychiatrie und bleibe als Ärztin in der Klinik.“

Weitere Infos finden Sie auf www.uke.de/studium

Text: Stefanie Gerling; Fotos: Eva Hecht