Eine besondere Beziehung

Drei bis sechs Monate müssen schwerst kranke Herzpatient:innen im UKE auf ein Spenderorgan warten. In dieser schwierigen Phase und auch nach der Transplantation sind Ärzt:innen und Pflegekräfte wichtige Bezugspersonen. „Es ist eine ganz besondere Beziehung“, sagt Christine Oelschner.

Christine Oelschner betreut Patient:innen ab dem Moment, wo sie einen Platz auf der Warteliste von Eurotransplant, der Europäischen Vermittlungsstelle für Spenderorgane, erhalten – bis zur möglichst glücklichen Entlassung mit einem Spenderherz. Sie prüft Blutwerte, stellt Medikamente zusammen, berät, beruhigt, tröstet. Gelegentlich ist sie auch bei einer Transplantation dabei und fotografiert auf Wunsch das alte oder neue Herz. „Ich begleite die Patient:innen bei ihrer Leidensgeschichte, das schweißt zusammen. Es ist eine Art Ehe auf Zeit.“

Die Wartezeit auf ein Spenderherz sei enorm belastend für die Betroffenen. Sie leiden an Herzinsuffizienz im Endstadium – das Herz droht zu versagen. Doch Spenderorgane sind knapp, die Zuteilung ist streng geregelt, „und niemand weiß, wann es so weit ist“, so Christine Oelschner. Hochdringliche Fälle werden mit Priorität gelistet, die Patient:innen verbringen ihre Wartezeit stationär im Herzzentrum. In den weniger dringlichen „transplantablen“ Fällen wird in der Regel zu Hause gewartet.

Die Stelle der pflegerischen Transplantationsbeauftragten war 2009 im UKE nach dem Vorbild der amerikanischen Transplant Nurse eingerichtet worden, und Christine Oelschner, ausgebildete Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesiemedizin, war deutschlandweit die erste Expertin in dieser Funktion. Sie liebt ihre Arbeit. „Wenn ich sehe, wie krank und geschwächt die Patient:innen ins UKE kommen und wie sie hinterher aufblühen, geht mir das Herz auf.“ Sorge bereiten ihr allerdings junge Menschen, die sich nach erfolgreicher Transplantation mitunter so stark fühlen, dass sie meinen, es auch ohne Medikamente zu schaffen. Sie warnt deshalb eindringlich: „Wenn man die immunsuppressiven Medikamente nicht einnimmt, stößt der Körper das neue Organ ab. Das geht leider oft sehr schnell.“

Text: Ingrid Kupczik, Foto: Eva Hecht