Pandemie. Rückblicke in die Gegenwart

Pest, Cholera, Spanische Grippe, Corona: Das Medizinhistorische Museum Hamburg auf dem UKE-Gelände zeigt in einer sehenswerten Ausstellung, wie Seuchen Geschichte schreiben und die Gegenwart prägen.

Als die erste Corona-Welle das öffentliche Leben stillgelegt hatte und die Türen des Medizinhistorischen Museums für Besucher:innen geschlossen waren, kam die Idee auf, die weltweiten Geschehnisse zu dokumentieren und die tiefen gesellschaftlichen Einschnitte begreifbar zu machen. Entstanden ist ein Blick in Vergangenheit und Gegenwart – eine einzigartige Ausstellung, die von Seuchen erzählt.

„Wir richten dabei den Fokus nicht allein auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Bewältigung der aktuellen Pandemie, sondern stellen Bezüge zu früheren Seuchen her“, erläutert Initiator und Museumsleiter Prof. Dr. Philipp Osten. Schon bei Pest, Cholera und Spanischer Grippe bemühten sich die Menschen, von vorangegangenen Pandemien zu lernen. Heraus kamen mal kluge, mal weniger weise Maßnahmen.

Impfampullen
Leere Impfampullen als Ausstellungsstücke

Zu den klugen zählt die Technik der Desinfektion, die den Siegeszug der Hygiene, erst in der Medizin und ab 1900 zunehmend im Alltag, einläutete. Auch die mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 gehören dazu, von denen Hunderte leere Impfstoffvials aufgereiht neben einem historischen Klappmesser, das zur Pockenvakzination genutzt wurde, stehen.

Eine Druckgrafik zeigt, wie Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Kuhpockenserum der Impfstoff entwickelt und den Kindern verabreicht wurde. Das Ende der Pestepidemien feierte der Hamburger Senat 1714 mit der Herausgabe spezieller Goldmünzen (eine Nachbildung ist in der Ausstellung zu sehen) und demonstrierte so, dass trotz millionenfacher Seuchenopfer die Wirtschaftskraft ungebrochen sei.

Dass Irrwege früher wie heute Kontinuität hatten, zeigt Donald Trump, als er „Hydroxychloroquin“ als COVID-19-Arznei verordnete. Er setzte damit eine Tradition fort – schon Chinin war gegen Cholera und Grippe empfohlen worden und zeigte auch damals nicht die erhoffte Wirkung. Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert belegen: Impfgegner und Verschwörungstheorien gab es auch schon vor 200 Jahren.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober 2022 zu sehen - immer sonnabends und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Es gilt die 2G-Regel. Weitere Impressionen und Informationen finden Sie hier

Text: Anja Brandt; Fotos: Axel Kirchhof