Knochenbruch vor dem 50. Lebensjahr
Nicht immer tritt Osteoporose erst im Alter auf. Was aber sind die Gründe, wenn schon jüngere Menschen brüchige Knochen haben? Ein interdisziplinäres Team forscht aus unterschiedlichen Perspektiven.
Text: Sandra Wilsdorf, Fotos: Axel Kirchhof, Anja Meyer
Osteoporose geht aufgrund verminderter Knochenmineraldichte mit einem erhöhten Risiko von Knochenbrüchen einher. Wird sie bei Menschen unter 50 Jahren diagnostiziert, dann gilt sie häufig als „idiopathisch“ – hat also eine unklare Ursache. Behandelt werden die Patient:innen meist mit standardisierten Therapien. Diese helfen jedoch nur einem Teil der Betroffenen. Ziel der neuen klinischen Forschungsgruppe Pro Bone (KFO 5029) ist es, die Ursachen der Erkrankung bei jüngeren Menschen zu identifizieren.
„Bei den meisten von ihnen ist Osteoporose Folge einer anderen Erkrankung, etwa einer Nieren-, Leber- oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung“, erklärt Prof. Dr. Ralf Oheim, Oberarzt im Institut für Osteologie und Biomechanik, der die Forschungsgruppe zusammen mit Institutsdirektor Prof. Dr. Michael Amling leitet. Auch aus Essstörungen kann eine Osteoporose resultieren, ebenso als Folge einer Chemotherapie oder einer längeren Einnahme von Kortison. Seit 2015 gibt es in dem UKE-Institut, in dem jährlich rund 10 000 Patient:innen behandelt werden, eine Spezialambulanz für seltene muskuloskelettale Erkrankungen.
Inzwischen konnten klinische und genetische Daten von über 1000 Patient:innen dokumentiert werden, die schon in jungen Jahren eine erniedrigte Knochenmineraldichte haben und immer wieder Knochenbrüche erleiden. Diese Daten sind ein wichtiger Erfahrungsschatz für das interdisziplinäre Forschungsteam, an dem rund 50 Wissenschaftler:innen aus dem UKE und der Uni Hamburg beteiligt sind. Bei einem Drittel der bislang untersuchten Patient:innen konnten die Wissenschaftler:innen genetische Ursachen für die Erkrankung identifizieren, bei einem weiteren Drittel steht die finale Bestätigung hierfür noch aus.
Das Projekt läuft bis 2028 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 6,2 Millionen Euro gefördert. Prof. Oheim sieht weiteren Handlungsbedarf. Denn Osteoporose verursacht – genau wie Arthrose oder der altersbedingte Verlust von Muskelkraft (Sarkopenie) – nicht nur enormen Leidensdruck, sondern hat aufgrund der weiten Verbreitung große gesundheitsökonomische Relevanz.
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Alles rund um das Forschungsprojekt erfahren Sie unter uke.de/osteo50