Digitale Dermatologie
Eine Vielzahl an digitalen Möglichkeiten könnte die Diagnose und Therapie von Menschen mit Hauterkrankungen in Zukunft verbessern. Die Akzeptanz aufseiten der Patient:innen und das Potenzial für eine wachsende Verbreitung sind groß.
Text: Kathrin Thomsen, Fotos: Eva Hecht, Anja Meyer
Haben Sie schon einmal Gelenkschmerzen oder Morgensteifigkeit gehabt? Deshalb eine ärztliche Praxis kontaktiert? Fragen wie diese können Menschen mit Schuppenflechte und Verdacht auf Arthritis auf Online-Plattformen wie der im UKE entwickelten „Dermavalue“ beantworten. Denn: Bis zu 30 Prozent der Menschen mit Schuppenflechte entwickeln eine Arthritis. „Solche Screening-Fragebögen sollen helfen, Hauterkrankungen zu erfassen und zu überwachen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Marina Otten, Gesundheitswissenschaftlerin aus dem Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP). Angefangen bei der Terminplanung über die Anamnese oder Diagnose mit Hilfe Künstlicher Intelligenz bis zum Monitoring von Patient:innen – das Spektrum solcher Innovationen ist groß. Hinzu kommt, dass sich gerade die Dermatologie wegen ihrer Visualität besonders gut für digitale Anwendungen eignet.
Welche davon genutzt, benötigt und akzeptiert werden, untersucht Otten mit der IVDP-Forschungsgruppe „Telemedizin und Digital Health“. Allein in Deutschland haben rund 24 Prozent der Bevölkerung einen dermatologischen Behandlungsbedarf – bei gleichzeitig sinkender Zahl an Dermatolog:innen und langen Wartezeiten auf einen Termin. „Digitale Möglichkeiten können uns vor diesem Hintergrund dabei helfen, die Ströme von Patient:innen besser zu steuern und ihre Bedarfe zu priorisieren“, verdeutlicht Otten.
Zum Beispiel hätten mehrere Tausend Menschen mit einer Hauterkrankung bisher Fragebögen auf Dermavalue beantwortet, also großes Vertrauen in Plattformen wie diese bewiesen, so Otten weiter. 90 Prozent der Befragten hielten Online-Fragebögen für sinnvoll bei der Früherkennung von Arthritis, genauso viele möchten künftig noch stärker auf Anzeichen möglicher Gelenkentzündungen achten. Fazit dieser Befragung: Arthritis könne somit früher erkannt und Patient:innen könnten eher an dermatologische und rheumatologische Praxen verwiesen werden als bisher. Ähnliche Screening-Fragebögen gebe es auf der Plattform etwa zu Hauterkrankungen wie Akne oder Atopischer Dermatitis. „Die Ergebnisse können sich Teilnehmende als PDF herunterladen und in ihrer hautärztlichen Praxis genauer besprechen“, so Otten. Perspektivisch gesehen soll es auf der Plattform auch möglich werden, sich eigene Krankheits- und Behandlungsverläufe über einen längeren Zeitraum grafisch darstellen zu lassen – mit dem übergeordneten Ziel, die Versorgung von Menschen mit Hauterkrankungen nachhaltig zu verbessern.
Digitale Patient:innenversorgung in der Studienambulanz
- Digitale Terminfindung, Anamnese und Triage
- Telemedizinische Versorgung von JVA-Insass:innen sowie auf Seeschiffen und von (chronischen) Wunden, etwa von Menschen in Pflegeheimen
- Bundesweite dermatologische Konsile und dermatologische Beratung
Mehr Informationen?
Das im UKE entwickelte Befragungs- und Informationstool finden Sie unter uke.de/dermavalue