Komorbiditäten bei Patienten mit Herzinsuffizienz (RECODE-HF)
Marion Eisele, Anja Rakebrandt, Agata Kazek, Sigrid Boczor, Eva Blozik, Martin Scherer
Hintergründe und Ziele
Für die Behandlung von Herzinsuffizienz gibt es Therapieempfehlungen in Form von Leitlinien. Ziel dieser Leitlinien ist es, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zu verbessern. Oft gibt es jedoch gute Gründe, von diesen Empfehlungen im Praxisalltag abzuweichen. Zusätzlich erschwert wird die Behandlung der Patientinnen und Patienten dadurch, dass Herzinsuffizienz häufig mit weiteren Erkrankungen einhergeht. Ziel dieser Studie war es, die somatischen und psychischen Begleiterkrankungen bei Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz näher zu beleuchten und aus den Ergebnissen Empfehlungen für Leitlinien abzuleiten.
Design und Methodik
Über Hausarztpraxen in Hamburg, Lübeck, Kiel und Würzburg wurden Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz rekrutiert. Die Patientinnen und Patienten erhielten zu Studienbeginn und ein Jahr später einen Fragebogen, in welchem sie gebeten wurden, ihren aktuellen Gesundheitszustand und weitere Erkrankungen zu beschreiben. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wurden ebenfalls hinsichtlich Komorbiditäten und Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten befragt. Es wurden über 293 Hausärzte und insgesamt 5.385 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz rekrutiert.
Ergebnisse
Hausärztinnen und Hausärzte gaben bei etwa einem Drittel der behandelten Patientinnen und Patienten an, dass es Schwierigkeiten bei der Behandlung der Herzinsuffizienz gab. Die am häufigsten genannte Schwierigkeit war die „Interaktion zwischen der Behandlung der Herzinsuffizienz und komorbider Erkrankung/Multimorbidität“, gefolgt von „mangelnder Adhärenz des Patienten“ und „Nebenwirkungen/Unverträglichkeiten von Medikamenten“.
Es konnten fünf Gruppen von Begleiterkrankungen identifiziert werden, die mit einem erhöhten Risiko für Behandlungsschwierigkeiten hervorgingen: Allergien (inklusive Medikamentenunverträglichkeiten), Asthma/COPD, Niereninsuffizienz, Arteriosklerose/PAVK und Herzrhythmusstörungen. Neben somatischen Erkrankungen war auch das Vorliegen einer psychosozialen Belastung (ängstliche und/oder depressive Symptomatik) mit Behandlungsschwierigkeiten assoziiert. War den behandelnden Hausärztinnen und Hausärzten bewusst, dass die Patient:innen eine komorbide ängstliche und/oder depressive Begleiterkrankung aufwiesen, so verbesserte diese Kenntnis die Lebensqualität nach 6 Monaten nicht signifikant.
Veröffentlichungen:
Importance of comorbidities in the treatment of primary care patients with heart failure-Baseline results of the observational RECODE-HF Study Eisele M, Adam W, Rakebrandt A, Boczor S, Blozik E, Träder J, Störk S, Herrmann-Lingen C, Scherer M, FAM PRACT. 2018
The association of general practitioners' awareness of depression and anxiety with change in quality of life in heart failure patients: results of the prospective observational RECODE-HF cohort study
Eisele M, Rakebrandt A, Boczor S, Blozik E, Träder J, Störk S, Herrmann-Lingen C, Scherer M, FAM PRACT. 2022;39(3):346-353.
Prognostic factors associated with quality of life in heart failure patients considering the use of the generic EQ-5D-5L™ in primary care: new follow-up results of the observational RECODE-HF study
Boczor S, Eisele M, Rakebrandt A, Menzel A, Blozik E, Träder J, Störk S, Herrmann-Lingen C, Scherer M
BMC PRIM CARE. 2021;22(1).
Association of depression and anxiety with adherence in primary care patients with heart failure-cross-sectional results of the observational RECODE-HF cohort study
Eisele, M., Harder, M., Rakebrandt, A., Boczor, S., Marx, G., Blozik, E., Träder, J-M., Störk, S., Herrmann-Lingen, C. & Scherer, M., 19.10.2020, in: FAM PRACT. 37, 5, S. 695-702 8 S
Factors associated with general practitioners' awareness of depression in primary care patients with heart failure: baseline-results from the observational RECODE-HF study
Eisele, M., Rakebrandt, A., Boczor, S., Kazek, A., Pohontsch, N., Okolo-Kulak, M., Blozik, E., Träder, J-M., Störk, S., Herrmann-Lingen, C. & Scherer, M., 09.06.2017, in: BMC FAM PRACT. 18, 1, S. 71
Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Laufzeit: 2012 bis 2015
Partner: Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz des Universitätsklinikums Würzburg, Universitätsmedizin Göttingen
Kontakt: Anja Rakebrandt , Marion Eisele