Exkursionen zur Firma Stolle und ins Querschnitt­gelähmten-Zentrum

Wie entstehen eigentlich Prothesen, Orthesen und Rollstühle? Welche Rolle spielt dabei die Physiotherapie und wie sieht interdisziplinäre Arbeit in der NeurorehabilitationChatGPT konkret aus?

Diesen Fragen gingen wir, Studierende der Physiotherapie des Kurs PT 10/23, im Rahmen von drei Exkursionstagen nach. Unsere Besuche bei der Firma Stolle Hamburg und im Querschnitt­gelähmten-Zentrum BG Klinikum Hamburg gaben uns praxisnahe Einblicke.

An zwei Tagen durften wir hinter die Kulissen des Unternehmens Stolle für Reha-, Orthopädie- und Medizintechnik blicken.

Am ersten Tag stand die Orthetik und Prothetik im Mittelpunkt. In Vorträgen, Demonstrationen und einem Werkstattrundgang erlebten wir, wie individuell Hilfsmittelversorgung ist.

Von klassischen Lagerungsorthesen bis hin zu myoelektrischen Prothesen, die Muskelimpulse erkennen und Bewegungen präzise steuern. Beeindruckend war, wie digitale Technologien die traditionelle Handwerkskunst ergänzen und so passgenaue Lösungen ermöglichen.

Ein besonderes Erlebnis war die Selbsterfahrung mit Übungsprothesen. Mit eingeschränkter sensorischer Rückmeldung zu gehen war herausfordernd und hat verdeutlicht, welche Anpassungsleistungen Betroffene täglich bewältigen.

Am zweiten Tag drehte sich alles um die Rollstuhlversorgung. Wir lernten, worauf es beim anpassen von Rollstühlen ankommt, etwa Sitzbreite, Schwerpunkt, Antriebsart und Rückenhöhe, und wie individuell auf verschiedene Nutzer:innen eingegangen wird. Auch hier konnten wir in den Werkstätten spannende Einblicke von der technischen Fertigung bis zur millimetergenauen Feinanpassung gewinnen.

Einige Tage später ging es ins Querschnitt­gelähmten-Zentrum Boberg.

Nach einer Einführung in die interdisziplinäre Struktur des Hauses wurde deutlich, wie komplex die Versorgung von Menschen mit Querschnittlähmung ist. Ziel ist immer die größtmögliche Selbstständigkeit durch das Zusammenspiel von Medizin, Pflege, Physio- und Ergotherapie, Sozialdienst und weiteren Fachrichtungen.

Besonders eindrücklich waren die Begegnungen mit zwei Patienten, einem Paraplegiker und einem Tetraplegiker. Wir durften unter anderem Transfers, den Einsatz der Vojta-Therapie und Übungen im Vierfüßlerstand beobachten.

Ein technisches Highlight war die robotik-gestützte Therapie mit dem Exoskelett. Dabei ging es nicht um ein „Wundergerät“, sondern um ein gezieltes Trainingssystem, das individuell eingesetzt werden kann, um die Haltung und das Gangbild zu fördern.

Im Rollstuhltraining hieß es dann für uns selbst ausprobieren. Zwischen Spiel, Ehrgeiz und Spaß erfuhren wir, wie feinmotorisch und technisch präzise Rollstuhlfahren ist. Tipps wie „Nase nach vorne beim Bremsen“ oder „Oberkörper nach hinten für Stabilität“ und Begriffe wie Schwerpunkt, Reibung oder Gleichgewicht wurden für uns zu echten Bewegungserlebnissen. Auch hier spielte das Thema Hilfsmittelversorgung eine große Rolle. Von individuellen Anpassungen bis zu den bürokratischen Hürden der Genehmigung.

Die Exkursionen haben uns gezeigt, wie vielfältig und interdisziplinär Physiotherapie sein kann. Wir haben erlebt, wie Technik und Therapie zusammenwirken, um Mobilität und Teilhabe zu ermöglichen.

Von der Werkbank über die Sporthalle bis zur Therapiefläche zieht sich ein roter Faden: Selbstständigkeit, Funktionalität und Menschlichkeit. Ob beim Bau einer Prothese, beim Anpassen eines Rollstuhls oder in der neurologischen Rehabilitation, immer sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen.

Für uns waren es spannende, lehrreiche und inspirierende Exkursionstage, die unseren Blick auf das Berufsfeld erweitert und neue Perspektiven eröffnet haben.

Marike Hintze & Hanna Murray | Studentinnen Physiotherapie Dual | 10.11.2025

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