„Sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie von Lungenkarzinomen hat sich in den letzten Jahren viel getan; wichtig ist, diese Möglichkeiten optimal zu integrieren. Wie das geht, besprechen wir interdisziplinär in sogenannten Tumorboards – und kommen auf diese Weise zum besten Ergebnis.“
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Direktor des Zentrums für Onkologie
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Direktor des Zentrums für Onkologie und Priv.-Doz. Dr. Hans Klose, Oberarzt Zentrum für Onkologie
Lungenkarzinom: Neueste Entwicklungen
Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten und Todesursachen von Krebs. Eine verfeinerte Früherkennung und innovative Therapieformen bringen heutzutage deutlich verbesserte Prognosen für Patient:innen mit sich. Experten aus dem Zentrum für Onkologie geben Einblick in die neuesten Ansätze.
Prof. Dr. Bokemeyer: „Fast 60.000 Menschen erkranken pro Jahr in Deutschland an Lungenkrebs, davon zwei bis dreimal so viele Männer wie Frauen. Zudem ist er eine der häufigsten Todesursachen von Krebs, bei Männern die häufigste und bei Frauen nach dem Mamakarzinom die zweithäufigste.
Mittels PET-CT-Untersuchung können wir nach Körperarealen, die vermehrt radioaktive Glucose aufnehmen, in Blutuntersuchungen nach zirkulierenden Tumorzellen schauen – beides gibt Hinweise auf mögliche Metastasen.
Der nichtkleinzellige Lungenkrebs wächst in der Regel langsamer, kann früher erkannt und in bis zu 25 Prozent der Fälle geheilt werden. Hingegen ist die Prognose bei kleinzelligen Lungentumoren schlechter, weil diese sich schneller ausdehnen und metastasieren.
Heutzutage können wir das nichtkleinzellige Karzinom noch genauer mittels molekularer Diagnostik anschauen und nach genetischen Mutationen in Untergruppen klassifizieren. Jede dieser 20 bis 25 Untertypen können wir mit unterschiedlichen zielgerichteten Medikamenten behandeln.
80 bis 90 Prozent aller Lungenkarzinome sind mit dem Rauchen assoziiert. Daher ist die wichtigste Maßnahme gegen Lungenkrebs, nicht zu rauchen. Wenn alle Menschen aufhören würden zu rauchen, würden insgesamt 20 Prozent weniger Menschen in Deutschland Krebs, 80 Prozent weniger Lungenkrebs haben.“
Priv.-Doz. Dr. Hans Klose: „Es sind gerade äußere Einflüsse wie etwa das Rauchen, die dazu führen, dass Gene mutieren und Zellen sich verändern. Bösartigkeit bei Tumoren zeichnet sich durch Streuung in andere Organe (Metastasen) und Überschreiten von Organgrenzen aus.
Lungentumore werden auch deshalb häufig erst spät diagnostiziert, da sie unspezifische Symptome zeigen. Erst wenn der Tumor lokal fortgeschritten oder metastasiert ist, kommt es zu klassischen Symptomen wie zum Beispiel blutigem Auswurf oder Schmerzen.
Insbesondere metastasierte Tumore behandeln wir mit Medikamenten, die im gesamten Körper wirken: mit einer klassischen Chemotherapie, einer Immuntherapie, einer Kombination beider Verfahren oder mit einer zielgerichteten Therapie, wenn eine entsprechende Mutation vorliegt. Ist dies der Fall, hemmen Medikamente die Enzyme beziehungsweise genetischen Wachstumstreiber des Tumors. Unsere Patientin ist ein Paradebeispiel für solch eine wirksame moderne Krebstherapie.
Ab nächstem Jahr, so ist es aktuell im Gespräch, sollen Raucher:innen ab einem bestimmten Alter Screenings ähnlich denen für Darm- oder Brustkrebs wahrnehmen und sich Vorsorgeprogrammen anschließen können. Ziel ist es, über regelmäßige Lungen-CTs mehr Lungentumore in früheren Stadien zu erkennen.“
Mehr Infos finden Interessierte auf der Webseite des Universitären Cancer Centers Hamburg .