Gruppenbild mit Ärztin um 1900

Gruppenbild mit Ärztin um 1900

"Weibliche Ärzte". Die Durchsetzung des Berufsbildes in Deutschland

Die Ausstellung "Weibliche Ärzte" ist bereits 20 Jahre alt. Sie wurde in den Jahren 1993/94 von einer Gruppe von Medizinstudentinnen, Ärztinnen und Historikerinnen erarbeitet. Wir präsentieren "Die weiblichen Ärzte" in ihrer Originalfassung, denn das Thema - die Geschichte der Berufspraxis von Ärztinnen in Deutschland zwischen 1876 und 1945 - das hier dargestellt wird, hat nichts an seiner Bedeutung für die Gegenwart eingebüßt. Der Rückblick auf mehr als 100 Jahre Frauen in der Medizin zeigt ausgehend von den Voraussetzungen, die ein Studium für Frauen einschränkten, wie der Zugang zum Studium schrittweise erstritten wurde.

Anschließend werden die Bereiche aufgezeigt, in denen die ersten in Deutschland approbierten Ärztinnen tätig werden konnten. Neben der Privatpraxis etwa als Ärztin bei der Krankenkasse für weibliche Angestellte, bei der Sittenpolizei oder als Schulärztin. Erst der Gleichheitsgrundsatz der Weimarer Verfassung ermöglichte Frauen eine Teilhabe am korporativen akademischen Leben. Ab 1920 wurden Frauen auch zur Habilitation zugelassen. Die Anzahl der Ärztinnen in Deutschland stieg stetig an. Dieser kontinuierliche Fortschritt war aber auch gekennzeichnet vom Ausschluss aller jüdischen Kolleginnen, der bereits im April 1933 vom "Bund Deutscher Ärztinnen" vollzogen wurde. Das Mitwirken der Ärztinnen in den Einrichtungen des NS-Gesundheitssystems war erwünscht und entsprach durchaus den Erwartungen - zumindest eines Teils der Ärztinnen.

Spurensuche - Erste Ärztinnen in Hamburg und am UKE

Die zweite Ausstellung "Spurensuche - Erste Ärztinnen in Hamburg und am UKE" untersucht die Verhältnisse vor Ort: Wie stellte sich diese Situation für Ärztinnen am Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf dar? Ab wann waren hier die ersten approbierten Ärztinnen tätig und ab wann ließen sich Ärztinnen in eigener Praxis in Hamburg nieder?
Wie ging ab 1919 die Hamburger Reformuniversität mit demokratischem Anspruch und insbesondere die medizinische Fakultät mit ihren weiblichen Ärzten um?
Welche Auswirkungen hatte die Präsenz weiblicher Studenten und weiblicher Ärzte auf den Krankenhausbetrieb?
In welchen Fachgebieten waren Volontär- und Assistenzärztinnen vorrangig tätig? Eine der ersten Frauen, die als Assistentin schon im November 1919 an das UKE kam, war Rahel Plaut (1894-1993). Bereits vier Jahre später habilitierte sie sich als erste Frau an der Medizinischen Fakultät der Hamburgischen Universität. Ihr Werdegang ist ein seltenes Beispiel. Es dauerte 36 Jahre bis sich mit Hedwig Wallis (1959, Kinderheilkunde) die nächste Frau habilitieren konnte. Markieren und dokumentieren will die Ausstellung die bislang "blinden Flecken", die nicht erwähnte und nicht erforschte Beteiligung und Teilhabe von Frauen im ärztlichen Alltag und in der medizinwissenschaftlichen Forschung:

  • 1894-1918 "Ohne unliebsames Aufsehen." Ärztinnen am Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf und die ersten niedergelassenen Ärztinnen in Hamburg
  • Exemplarisch benennen die gezeigten Lebenswege die Berufsfelder, in denen Ärztinnen tätig waren und dokumentieren ihr Wirken in medizinischer Wissenschaft. Tabellarische Übersichten und statistische Überblicke runden das Bild auf der reinen Entwicklungsebene ab, verweisen aber auch auf Lücken und Forschungsdefizite.
  • 1919-1933 "Gruppenbild mit Ärztin" - Habilitierte Frauen und die erste Professorin
  • 1933-1945 Verfolgung und Widerstand - Die jüdischen Ärztinnen in Hamburg, "jüdische Krankenbehandlerinnen" und Medizinstudentinnen und Ärztinnen im Widerstand
  • 1945-1969 Neubeginn
  • 1970-2013 Nach der Hochschulreform