29.08.2018

Rückführung von Human Remains in Berlin

Medizinhistorisches Museum

Unter den Human Remains, die am 29. August in Berlin in Namibische Hände übergeben wurden, ist auch der Schädel eines etwa 17-jährigen Jugendlichen, der sich zuletzt im Medizinhistorischen Museum Hamburg befand. Untersuchungen des Instituts für Rechtsmedizin und des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin des UKE legen nahe, dass der Jugendliche zur Zeit des Deutschen Genozids an den Herero in der Omaheke-Wüste gestorben ist. Der Schädel wurde in Hamburg zunächst im Kabinett des Völkerschau-Veranstalters und Hagenbeck-Kurators Johannes Flemming gezeigt. Am 1. August 1924 kaufte Wilhelm Weygandt, der Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Friedrichsberg, den Schädel für seine wissenschaftliche Sammlung.

Vor dem Hintergrund aktueller Debatten um Human Remains aus kolonialem Kontext hatte Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät Hamburg, im Jahr 2016 das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und das Medizinhistorische Museum Hamburg beauftragt, zu prüfen, ob sich auch in Sammlungen des UKE Human Remains aus kolonialem Kontext befinden. Identifiziert wurden unter anderem sechs menschliche Schädel aus Afrika, die aus dem 20. Jahrhundert stammen, darunter auch dieser vom Volk der Herero. Soweit möglich sollen die menschlichen Schädel in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden. Hierfür steht der Dekan der Medizinischen Fakultät im Austausch mit der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung.

„Oberste Priorität hat für uns die Rückführung der identifizierten Human Remains. Die sterblichen Überreste sind weder in einer wissenschaftlichen Sammlung noch in einem Museum korrekt aufgehoben. Wir begrüßen, dass nun zumindest ein Schädel in sein Herkunftsland zurückgeführt werden konnte. Aber auch für jene Human Remains, die von Bevölkerungsgruppen stammen, die heute kein politisches Gehör finden, muss es eine Lösung geben. Unser Wunsch ist, gemeinsam mit Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft einen würdigen Ort für das Gedenken an die deutsche Kolonialvergangenheit Hamburgs zu finden“, sagt Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und Mitglied des Vorstands des UKE.


Zur Pressemitteilung aus dem April 2017