26.09.2025 AKTUELLES
Krebs in der Familie: Erblich bedingtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erkennen
Fragen an… Dr. Alma-Verena Müller-Rausch
In Deutschland erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Eierstockkrebs kommt zwar deutlich seltener vor, ist aber im Falle einer Erkrankung schwerer zu heilen. Dank moderner genetischer Diagnostik können Risikopatient:innen heute frühzeitig identifiziert werden. Im Rahmen der Aktionswoche Vererbbarer Krebs des BRCA-Netzwerk e.V. erklärt Dr. Alma-Verena Müller-Rausch, Leiterin des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), was auf eine erbliche Veranlagung hindeuten kann und wann sich eine genetische Beratung lohnt.
Was genau versteht man unter erblich bedingten Brust- und Eierstockkrebs?
Dr. Alma-Verena Müller-Rausch: Häufig tritt in einer Familie Krebs nicht nur einmal auf. Bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen entsteht Brustkrebs infolge einer erblichen Veranlagung. Bei Eierstockkrebs liegt der erblich bedingte Anteil sogar bei zehn bis 20 Prozent. Ursache können zum Beispiel Veränderungen in einem der Hochrisiko-Gene BRCA1 oder BRCA2 sein. Liegt eine solche Veränderung vor, kann das Risiko für Brust- oder Eierstockkrebs deutlich erhöht sein. Wichtig ist, dass nicht jede Träger:in einer Mutation automatisch erkranken muss – die Wahrscheinlichkeit ist aber höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Für wen ist eine genetische Beratung oder Testung sinnvoll?
Empfohlen wird eine Beratung, wenn in der Familie mehrere Fälle von Brust- und Eierstockkrebs bekannt sind und insbesondere dann, wenn die Erkrankungen in jungem Alter auftreten oder ein Mann an Brustkrebs erkrankte. Auch Patient:innen, die bereits erkrankt sind, können von der Testung profitieren, da sich dadurch gezieltere Therapieentscheidungen treffen lassen können. Die Testung erfolgt in Form einer Blutprobe, die Ergebnisse liegen meist innerhalb weniger Wochen vor. Sofern die medizinischen Kriterien erfüllt sind, übernehmen die Krankenkassen im Regelfall die Kosten für die Testung.
Was passiert, wenn eine genetische Veränderung festgestellt wird?
In unserem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am UKE arbeiten Spezialist:innen aus der Gynäkologie, der Humangenetik, der Radiologie und der Psychoonkologie interdisziplinär zusammen. Zunächst besprechen wir ausführlich die Befunde und je nach individueller Lebenssituation gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, etwa engmaschige Früherkennungsprogramme oder auch operative Eingriffe. Welche Strategie gewählt wird, hängt stark von individuellen Faktoren und der persönlichen Lebenssituation ab.
Welche Rolle spielt Vorsorge bei einer erblichen Belastung?
Früherkennung ist wichtig: Frauen, bei denen ein erhöhtes Risiko festgestellt wurde, erhalten ein intensives Früherkennungsprogramm, dazu gehören zum Beispiel jährliche MRT-, Sonographie- und ggf. Mammographie-Untersuchungen. So können mögliche Veränderungen früh erkannt und behandelt werden. Ebenso gibt es medikamentöse Optionen, da mittlerweile zielgerichtete Therapien für BRCA1- oder BRCA2-Mutationsträgerinnen zur Verfügung stehen. Wir beraten außerdem hinsichtlich prophylaktischer Operationen zur Risikoreduzierung, sofern eine Mutation nachgewiesen wurde.
Wie unterstützen Sie Patient:innen und Ratsuchende konkret?
Wir bieten in unserem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am UKE Beratung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge aus einer Hand an. Unsere interdisziplinären Expert:innen begleiten Betroffene und ihre Familien meist über viele Jahre. Dabei ist unser Ziel, medizinische Sicherheit zu geben, aber auch menschlich bestmöglich zu begleiten und Raum für persönliche Sorgen und Fragen zu geben.
Weitere Informationen zur Sprechstunde für familiären Brust- und Eierstockkrebs gibt es hier .
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