Prof. Götz Thomalla, Neurologie
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Leitet die Stroke Unit im UKE: Prof. Dr. Götz Thomalla

Warnsignale beachten,
Notruf 112 wählen

Ein Schlaganfall kann verheerende Folgen haben. Wer ihn überlebt, wird nicht selten zum Pflegefall. Doch die Chancen, ihn ohne bleibende Schäden zu überstehen, stehen besser als je zuvor.

Rettungskette, Schlaganfallstation (Stroke Unit), effektive Behandlungsmethoden, Reha: „Beim Schlaganfall ist nicht die eine Therapie entscheidend, sondern das Ineinandergreifen verschiedener Faktoren. In der Summe sorgen sie dafür, dass sich viele Patient:innen gut erholen können“, erklärt Prof. Dr. Götz Thomalla, Leiter der Stroke Unit im UKE, auf der jährlich etwa 1300 Patient:innen behandelt werden.

Schnelle Behandlung erhöht Heilungschancen

Die Mehrzahl der 270.000 Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland wird durch ein Blutgerinnsel im Gehirn ausgelöst, bei zehn Prozent ist eine Blutung die Ursache. Das betroffene Hirnareal wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, Nervenzellen werden geschädigt, sterben ab. Warnsignale sind etwa Sprachstörungen, Lähmungen, Taubheitsgefühle. „Je früher die Behandlung einsetzt, desto größer sind die Heilungschancen“, so Prof. Thomalla.

Der erste Schritt zur Heilung: die 112 wählen, das Stichwort Schlaganfall nennen – und noch bevor der Rettungswagen da ist, sind die Betroffenen im nächstgelegenen Krankenhaus mit einer Stroke Unit angemeldet. Prof. Thomalla: „Leider rufen aber immer noch viele Menschen erstmal den Hausarzt an oder fahren selbst zum Krankenhaus – alles Zeitverzögerung.“

UKE und acht Partnerkliniken bilden Schlaganfallnetzwerk

Stroke Units gibt es inzwischen nahezu flächendeckend in Deutschland. Da nicht alle das komplette Therapieprogramm anbieten, haben sie sich in Netzwerken zusammengeschlossen. Das UKE bildet das Zentrum des Universitären Interdisziplinären Neurovaskulären Netzwerks Hamburg; mit einigen der acht Partnerkliniken unterhält es zudem eine „Tele-Stroke“-Kooperation: Bei Bedarf werden Hirnaufnahmen von Patienten ins UKE geschickt und beurteilt. Dann wird entschieden, ob der Patient vor Ort behandelt werden kann oder nach Eppendorf verlegt werden sollte, weil hier zum Beispiel eine Thrombektomie erfolgen kann.

Das Verfahren ergänzt die Standardtherapie der Thrombolyse, bei der das Blutgerinnsel medikamentös zersetzt wird. Die Thrombektomie wird genutzt, wenn eine große Hirnarterie betroffen ist: Von der Leiste aus wird ein Katheter in das Blutgefäß geschoben und das Gerinnsel mit einem Drahtgeflecht entfernt. Die Kombination der beiden Verfahren bringe häufig ein sehr gutes Ergebnis, sagt Prof. Thomalla. „Wir erleben zunehmend die Fälle, in denen auch schwerstkranke Patienten fast geheilt das Krankenhaus verlassen können. Das ist jedes Mal eine Riesenfreude.“

Schlaganfallsymptome: Darauf müssen Sie achten

  • Unvermittelte Lähmungen, oft halbseitig
  • Koordinationsstörungen,Taubheitsgefühle
  • Plötzlich einsetzendeSprachstörungen
  • Bei Verdacht sofort die 112 rufen. Zögern Sie nicht!

Text: Ingrid Kupczik, Foto: Axel Kirchhof