Aufklärung von entscheidender Bedeutung

Frauen die Angst nehmen

Mutationen – also dauerhafte Veränderungen im Erbgut des Brustkrebsgens BRCA 1 oder 2 – können bereits im jungen Alter Krebserkrankungen in der Brust oder in den Eierstöcken auslösen. „Nicht jede Frau mit einer Genveränderung erkrankt. Das Risiko steigt mit dem Alter“, sagt Priv.-Doz. Dr. Isabell Witzel. Sie leitet im UKE das Kompetenzzentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Frauen mit vererbtem Risiko erkranken etwa 20 Jahre früher als Frauen ohne familiär-erbliches Risiko.

Vorgehen in jedem Einzelfall anders

„In unserem universitären Zentrum finden Frauen seit 2016 alle Fachgebiete unter einem Dach. Der Humangenetiker erstellt den Familienstammbaum, der Analytiker wertet die Genuntersuchung aus, der Radiologe analysiert die Bildbefunde, der Gynäkologe berät zu Operationen und Früherkennungsmöglichkeiten. So sind die Frauen bei keinem Schritt allein.“ Dr. Witzel selbst, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, ist erfahrene Operateurin bei Brustkrebs. Besteht ein Verdacht auf eine genetische Belastung, spricht sie mit so vielen Angehörigen wie möglich, um sich ein Gesamtbild zu machen. „Zunächst prüfen wir, ob die genetischen Tests überhaupt angebracht sind. Wie es dann vorsorglich und therapeutisch weitergeht, ist in jedem einzelnen Fall anders.“

Operation oder intensivierte Früherkennung

Manche noch gesunde Frau mit BRCA-Mutation fühlt sich sicherer mit einer radikalen Operation, die das Erkrankungsrisiko auf zwei bis fünf Prozent senkt. Andere wollen lieber eine intensivierte Früherkennung, mit regelmäßiger Vorsorge alle sechs bis zwölf Monate. „Wir sind nicht die Entscheider, beraten jede Frau bestmöglich. Was sie dann für sich als richtig erachtet, tragen wir natürlich mit.“ Der Verbund der bundesweit 17 universitären Zentren garantiert einen anonymisierten Datenschatz, der stetig wächst und jede Beratung stützt. „Einen absoluten Schutz vor der Erkrankung gibt es nicht“, sagt Dr. Witzel. „Unsere Aufgabe ist es, Ängste zu nehmen; und nicht, sie zu schüren.“