Bobath-Kongress im Albertinen-Haus

Vom 12.-13. Mai haben wir, sieben ABK-Studierende der Physiotherapie , als Tagungshelferinnen am Bobath-Kongress in Hamburg teilgenommen.

Um 8:00 Uhr ging es direkt los. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden begrüßt und wir waren dafür verantwortlich, allen den Weg zu zeigen. Nach einer Eröffnungsrede gab es sehr interessante Vorträge, die wir z.T mit anhören konnten. Nach der Mittagspause (eine Industrieausstellung war auch zu besuchen) fanden an beiden Tagen Workshops statt. Wir durften uns jeweils einen aussuchen und waren für das Einsammeln der Unterschriften verantwortlich. An den Workshops selber durften wir auch teilnehmen. Die Tage endeten mit vielen positiven Eindrücken und neuen Erkenntnissen.

Wir hatten das Bobath-Konzept zuvor bereits im Unterricht kennengelernt. Der Bobath-Kongress gab uns die Möglichkeit, einen vertiefenden Einblick in das Konzept zu erhalten und praktische Erfahrung zu sammeln. Es hat viel Spaß gemacht und war sehr interessant.

Die Workshops

Leonie Lizak und Anna Starossom besuchten den Workshop "Die Bedeutung der Hand/des Fußes für die posturale Kontrolle".

Der Workshop war sehr interessant. Wir haben die posturale Kontrolle nochmal verdeutlicht und gezeigt bekommen und wie wichtig es ist darauf zu achten. Es wurde uns gezeigt, wie Hand und Fuß mit reinspielen und haben den Transfer aus dem Rollator ins Bett gelernt. Es wurden uns viele verschiedene Handgriffe gezeigt. Der Workshop war praktisch orientiert und hat dadurch sehr viel Spaß gemacht.

Johanna Lambertz besuchte den Workshop "Das Tragen von Säuglingen - bildungstheoretische Aspekte und mehr".

Bei diesem Workshop erfuhren wir, wie man richtig trägt, welche Fehler entstehen können und was es für Vorteile beim Tragen gibt. Nach einer kleinen Pause gingen wir in die praktische Phase. Es wurden unterschiedliche Tragesysteme verschiedener Firmen vor- und nachgestellt. Kein Konzept wurde konkret empfohlen, aber jeweils die Vor- und Nachteile benannt.

Clara Wolff besuchte den Workshop von Elaine Owens, "From stable standing to Rock and Roll walking: A segmental kinematic approach to rehabilitation".

Ich war bei dem Seminar von Elaine Owens. Frau Owens ist eine klinisch spezialisierte Physiotherapeutin, die sich mit der Ganganalyse und der Biomechanik der unteren Extremität beschäftigt. Sie arbeitet und forscht in einem Ganglabor in London, in dem sie schon zahlreiche Studien geleitet hat. Ihr Schwerpunkt liegt in der Verbesserung des Gangbildes bei Kindern mit Infantile Cerebralparese (ICP), bzw. darin, ihnen erst richtig das Laufen zu ermöglichen. Hierfür passt sie besondere Schuhe und Orthesen an.

In Ihrem Seminar hat sie uns mehrere Ganganalysen erklärt, in denen immer der Kraftvektor eingezeichnet war. Bei der Beobachtung legt sie viel Wert auf die Verbindung und Biomechanik zwischen Unterschenkel (vertikal) und dem Fuß (horizontal). Sie erklärte, dass in den Gangphasen in denen eine Flexion im Knie vorhanden ist, egal ob mit Belastung oder ohne, der Kraftvektor hinter dem Mittelpunkt des Knies auf Höhe des Lig. Collaterale laterale und auf der Horizontalen eher in Richtung Calcaneus bis zum Anfang der Metatarsalen liegt. Kurz vor dem Midstance sind der Unterschenkel und die Hüfte in Neutral-Null-Stellung und der Fuß ist ebenso in Neutral-Null-Stellung (90°). Im Midstance jedoch wird der Kraftvektor nach ventral verlagert, wodurch 15° dorsal Extension im oberen Sprunggelenk (OSG) entstehen. Kurz nach dem Midstance liegt der Kraftvektor zwischen Femur und Patella und wandert immer weiter nach vorne. Genauso verhält er sich auch am Fuß. Durch diese Verlagerung von dorsal des Lig. Collaterale laterale nach Ventral kann erst eine Extension im Knie geschehen. Bei Kindern mit ICP fehlt diese Verschiebung des Kraftvektors. Hier bleibt er fast immer viel zu weit hinter dem Lig. Collaterale laterale. Um diese Kraftvektorverschiebung zu normalisieren passt sie Orthesen an, die durch steife oder bewegliche Sohlen vorne, mit oder ohne „Rocker“, dann mit oder ohne Fersenerhöhung und dann auch mit oder ohne Fixierung des Unterschenkels in einem bestimmten Winkel im OSG unterstützen. Dafür gibt es einen Fragebogen, der einem die Beobachtung erleichtert.

Auf ihren Videos hat man massive Veränderungen des Gangbilds gesehen. Sie sagt, die Strukturen können erst gelockert und gedehnt werden, wenn die Biomechanik des Beines stimmt, denn nur so können Kontraktionen besser gelöst bzw. vermieden werden. Elaine Owens Schwerpunkt liegt auf der Ebene der Partizipation des Kindes.

Ich fand das Seminar, auch wenn es sehr theoretisch war, echt unglaublich spannend, da die Dozentin so sehr ins Detail gegangen ist.

Leonie Lizak und Anna Starossom besuchten den Workshop "Der schwerbetroffene MS-Patient. Welche Antworten gibt das Bobath-Konzept?".

Bei diesem Workshop haben wir einen Blick auf Patienten geworfen, die an Multiple Sklerose leiden. Nach einer theoretischen Einführung, erarbeiteten wir in der Praxis den Transfer von der Rückenlage, in den Sitz an der Bettkante. Wir haben viele verschiedene Handgriffe gelernt und durften auch selber alles aneinander ausprobieren, was sehr hilfreich war.

Johanna Lambertz besuchte den Workshop "Neurodynamik in der Pädiatrie - Kinder machen Fortschritte".

Wir begannen mit einem theoretischen Teil bei dem uns nochmals das Nervensystem verdeutlicht wurde. Danach wurde uns ein Konzept vorgestellt und anhand von Fotos die Erfolge dieses Konzepts gezeigt. Anschließend wurden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe bekam ein Fallbeispiel, welches sie bearbeiteten. Alle Fallbeispiele wurden besprochen und mit Wissen ergänzt. Zum Ende hin wurden uns noch Übungen zur Nervenmobilisation gezeigt, die man auch sehr gut an Erwachsenen durchführen kann.

Verantwortlich für den Inhalt
Autorinnen: Johanna Lambertz, Leonie Lizak, Anna Starossom für den Studiengang Physiotherapie, ABK
Erstellung: 12.06.2017
Letzte Änderung: 12.06.2017