MultiCare Konsortium - Verbundforschung „Gesundheit im Alter"

Ingmar Schäfer, Heike Hansen, Anne Barzel, Martin Scherer, Hendrik van den Bussche

Zusammenfassung

Multimorbide Patienten werden vor allem in Hausarztpraxen behandelt. Das Konsortium hat eine umfassende Analyse von Multimorbidität in der primärärztlichen Versorgung zum Ziel (Projekte 1 und 2). Außerdem soll mit verschiedenen Interventionen die Qualität der Versorgung für diese Patienten verbessert werden (Projekte 3 und 4). Das Konsortium ist eine multidisziplinäre Kooperation aus vier Instituten des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn. Sie repräsentieren die Disziplinen Allgemeinmedizin, medizinische Psychologie, medizinische Soziologie, Biometrie, Epidemiologie und Psychiatrie, die allesamt erforderlich sein werden, um die Komplexität des Phänomens Multimorbidität zu erfassen.

Das zentrale Projekt 1 besteht aus einer längsschnittlichen Kohortenstudie an multimorbiden Patienten mit einem Alter von 70 und höher, die zufällig aus hausärztlich versorgten Populationen ausgewählt werden. Die Untersuchung beruht einerseits auf umfassenden Interviews bei den Patienten zuhause, andererseits auf einer Datenerhebung bei den jeweiligen Hausärzten. Dieses Projekt ermöglicht die Identifikation von häufig vorliegenden spezifischen Multimorbiditätsmustern und die Beschreibung von Variablen, die mit diesen Mustern in Zusammenhang stehen, jeweils hinsichtlich der Entwicklung im Zeitverlauf sowie der Lebensqualität und subjektiven Belastung des Patienten. Daneben werden auch Behandlungsbedarfe, Inanspruchnahme von ärztlichen und pflegerischen Leistungen und Kosten der Versorgung analysiert.

Inanspruchnahme und Kosten von Gesundheitsleistungen sind ebenfalls zentrale Fragestellungen in Projekt 2, werden aber mit Hilfe einer anderen Datenbank untersucht. Es handelt sich hierbei um die Datenbank der "Gmünder ErsatzKasse" aus den Jahren 2004 bis 2009, die 70.000 Mitglieder in der Alterklasse 70 Jahre und älter umfasst. Diese längsschnittliche Sekundäranalyse wird es ermöglichen, die in Anspruch genommenen Leistungen und damit verbundenen Kosten innerhalb der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen in Deutschland zu quantifizieren. Diese Analysen werden einerseits für die häufigsten Multimorbiditätsmuster allgemein durchgeführt, andererseits vertiefend für Patienten mit chronischen Folgen eines Schlaganfalls und der damit verbundenen Komorbidität.

Bezogen auf die Auswertung der Inanspruchnahme bei Schlaganfallpatienten wird in Projekt 3 die Machbarkeit von verschiedenen Interventionen zur Verbesserung der ambulanten Behandlung von Patienten mit einem chronischen Schlaganfall evaluiert. Die Interventionen beinhalten Schulungen von Hausärzten, Assessments bei Hausbesuchen eines Case Managers, Beratungen durch Spezialisten der Neurologie und der Psychiatrie und einer Telefonhotline für die Hausärzte. Projekt 4 ist die Vorstudie einer radomisiert-kontrollierten Studie, mit der der Effekt einer regelmäßigen hausärztlichen Spezialsprechstunde für multimorbide Patienten untersucht wird. Hauptzielgrößen sind Symptombelastung sowie Inanspruchnahme und Kosten von Gesundheitsleistungen.

Die Projekte im Einzelnen

Veröffentlichung

Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (01ET0725-0733 und 01ET1006A-K).

Laufzeit: Januar 2008 bis Juni 2015, seitdem Datenauswertungen aus Eigenmitteln

Ansprechpartner: Ingmar Schäfer ,Anne Barzel