MultiCare Stroke: Maßnahmen zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung von Patienten nach Schlaganfall

Ziel der Studie

Analyse der Versorgungssituation älterer, zu Hause lebender Schlaganfallpatienten als Grundlage für die Planung einer größeren Interventions-Studie. Im Fokus standen die Beschreibung der Beeinträchtigungen, Probleme und Bedürfnisse der Betroffenen im ersten Jahr nach Rückkehr in ihre häusliche Umgebung. Zusätzlich sollten verschiedene Interventionen zur Verbesserung der ambulanten Versorgung von Schlaganfallpatienten entwickelt und getestet werden.

Folgende Interventionen wurden getestet:

  • Schulung von Hausärzten zu wichtigen Themen der ambulanten Nachsorge von Schlaganfallpatienten.
  • Assessment der Bedürfnisse und Probleme von Schlaganfallpatienten, die zuhause leben durch einen Case Manager.
  • Screening für Depression bei zu Hause lebenden Patienten.
  • Beratung von Hausärzten durch Neurologen und Psychiater.

Studiendesign

Beobachtungsstudie bei älteren Patienten (über 65 Jahre), die nach einem Schlaganfall in ihre häusliche Umgebung zurückkehrten. Datenerhebung im Rahmen von drei Hausbesuchen (4 Wochen, 6 und 12 Monate nach Rückkehr in die häusliche Umgebung) zu funktionellen Beeinträchtigungen, Alltagskompetenz, Krankheits­erleben, Lebensqualität und Versorgungsqualität mittels standardisierter Fragebögen und Testverfahren. Ergänzend wurden Informationen über die Komorbidität aus Patienten­akten und Hausarzt-Interviews erhoben. Zusätzlich Entwicklung und Evaluation von Unterstützungs- und Fortbildungsangeboten für die Hausärzte der teilnehmenden Patienten sowie einer Telefon-Hotline für die Patienten.

Zusammenfassung


In dieser Studie wird erstmals in Deutschland die Situation zu Hause lebender Patienten im ersten Jahr nach dem Schlaganfall untersucht. Die Ergebnisse unterstreichen die Vielfalt der Probleme, die auch nach erfolgter Rehabilitation in der ambulanten Nachsorge weiter bestehen. Der Unterstützungsbedarf zu Hause lebender Schlaganfallpatienten ist groß und wird vor allem bei hauswirtschaftlichen Leistungen benötigt (76,5%). Er wird größtenteils von Angehörigen erbracht.
Neben motorischen Beeinträchtigungen von Arm und Bein sind Gangunsicherheit und Fallneigung das größte Problem, das auch nach einem Jahr noch für mehr als die Hälfte der Patienten besteht. Ein Teil der Patienten, die sich im ersten halben Jahr beispielsweise in der Hand- und Armfunktion, Mobilität und den ADL verbessert haben, verschlechtert sich im weiteren Verlauf wieder. Zur Versorgungsmenge mit Heilmitteln (zu Beginn 72%, nach 12 Monaten 63% Physio- und/oder Ergotherapie) liegen keine entsprechenden Vergleichsgrößen vor, sodass nicht beurteilt werden kann, ob die Patienten ausreichend Therapie erhalten haben, um erreichte Ergebnisse zu halten oder sich womöglich zu verbessern.
Die von den Betroffenen erlebte Erholung vom Schlaganfall braucht offenbar mehr Zeit als gedacht, denn trotz fortbestehender funktioneller Beeinträchtigungen ist im zweiten Halbjahr ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (VAS der Stroke Impact Scale). Diese Zeit brauchten und nutzten die Patienten und ihre Angehörigen, um sich mit der Situation zu arrangieren. Sie wünschen sich aber ausdrücklich mehr professionelle und schlaganfallspezifische Unterstützung in dieser Phase.
Die im Rahmen dieser Studie entwickelten und evaluierten Unterstützungsangebote für Hausärzte zeigten nicht den erwünschten Effekt. Der Ansatz, eine Verbesserung der Versorgung der Patienten über eine schlaganfallspezifische Fortbildung und Information der Hausärzte zu erreichen, war nicht erfolgreich. Die Ergebnisse eines am Ende der Studie durchgeführten multi-professionellen Workshops weisen daraufhin, dass die Schnittstellenproblematik im Versorgungsalltag nach wie vor nicht zufrieden stellend gelöst ist. Ärzte wie auch die anderen an der Versorgung von Schlaganfallpatienten beteiligten Berufsgruppen beklagen Lücken im Entlassungsmanagement, fehlende Informationen (z.B. Abschlussbe­richte) und mangelnde Kommunikation.

Publikationen, Vorträge, Poster

  • Barzel A, Ketels G, Tetzlaff B, Winkelmann B, Rosenkranz M, Supplieth M, Schön G, van den Bussche H.
    Die Lage älterer Schlaganfallpatienten im ersten Jahr zu Hause - Ergebnisse der Machbarkeitsstudie MultiCare 3.
    Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2011 (Suppl 2); 44: 89-94.
  • Barzel A.
    Vortrag über das Teilprojekt 3 des Verbundprojekts MultiCare auf dem Statuskolloquium 2009 der Forschungsverbünde "Gesundheit im Alter",
    10.-12.11.2009 in Heidelberg ( PDF , 7.0 Mb)
  • Barzel A, Ketels G, Krüger H, Tetzlaff B, Wichmann A, Winkelmann B, Rosenkranz M, Schön G, Gerloff C, Klose K, Valdueza J, Neunzig HP, Koop HG, van den Bussche H.
    Chronische Krankheit Schlaganfall - Versorgungsprobleme aus Sicht der Betroffenen und ihrer Hausärzte
    Teilprojekt 3 - Komorbidität und Multimorbidität in der hausärztlichen Versorgung (MultiCare),
    Vortrag auf dem 8. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung e.V. und 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), 01. - 03. Oktober 2009, Universitätsklinikum Heidelberg
  • Anne Barzel, Gesche Ketels, Heike Krüger, Britta Tetzlaff, Birte Winkelmann, Anna-C. Wichmann, Gerhard Schön, Michael Rosenkranz, Christian Gerloff, Hendrik van den Bussche.
    Verbesserung der Versorgung von Schlaganfallpatienten in der ambulanten Nachsorge - eine Machbarkeitsstudie (MultiCare 3).
    Poster auf dem Statuskolloquium 2009 der Forschungsverbünde "Gesundheit im Alter", 10.-12.11.2009 in Heidelberg

Laufzeit: 01/08 - 12/10

Förderung: Das Projekt wird im Rahmen des Verbundes "Gesundheit im Alter" vom BMBF gefördert.

Kooperationspartner:

  • Prof. Dr. med. Christian Gerloff, Klinik und Poliklinik für Neurologie, UKE
  • Prof. Dr. med. Dieter Naber, Klniki und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, UKE
  • Physiotherapie, UKE
  • Neurologisches Zentrum der Segeberger Kliniken
  • Therapiezentrum Waldklinik Jesteburg

Kontakt: Hendrik van den Bussche , Anne Barzel