Depressionen bei Kindern

Was sind Depressionen und was kann man dagegen tun? Mit dem Kinder- und Jugend­psychiater Prof. Dr. Michael Schulte Markwort klärt Kinder­reporterin Nesrin wichtige Fragen.

Was sind Depressionen und was kann man dagegen tun? Mit dem  Kinder- und Jugend­psychiater Prof. Dr. Michael Schulte Markwort klärt Kinder­reporterin Nesrin wichtige Fragen zur Erkrankung.
Depressionen - ein spannendes Thema für Kinder und Jugendliche

Nesrin: Sie sind Psychiater für Kinder- und Jugendliche – warum sind sie das geworden?
Prof. Schulte-Markwort: Ich habe mich immer sehr dafür interessiert, wie es in einer Kinderseele aussieht. Ursprünglich wollte ich Kinderarzt werden, dann habe ich aber Zivildienst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gemacht. Dadurch hat sich mein ganzes Leben verändert und ich wusste was ich wirklich will. Zu vielen Kindern entstehen über Jahre vertrauensvolle Verhältnisse. Das ist faszinierend und macht sehr dankbar.

Was ist eine Depression? Und können Kinder auch schon davon betroffen sein?
Eine Depression ist eine Erkrankung der Seele. Man kommt dabei in einen Gefühlszustand, in dem man sehr traurig und antriebslos ist und keine Perspektive mehr für die Zukunft sieht. Im Grunde können alle Menschen depressiv werden. Auch Kleinkinder, Kinder und Jugendliche und sogar Säuglinge können an einer Depression erkranken.

Wie erkennt man denn eine Depression?
Eine Depression erkennt man daran, dass ein Mensch dauerhaft traurig ist. Er hat dann keine Lust zu nichts, schläft oft schlecht und manches Mal hat er keinen Appetit und verliert dann auch an Gewicht. Die Symptome einer Depression unterscheiden sich in den jeweiligen Altersstufen. Kleinere Kinder sind oft aggressiv. Bei älteren Kindern kommen Gefühle der Hoffnungslosigkeit – „ist doch alles egal“ – zum Vorschein.

Illustration: ein Mädchen kauert am Boden, eine leere Gedankenblase über sich

Ist das bei Mädchen und Jungen gleich?
Das ist nicht wirklich unterschiedlich. Nur, dass Mädchen im Jugendalter häufiger Depressionen ent­wickeln als Jungen.

Und was macht man dann? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Kinder?
Die Therapie von Depressionen ist ganz verschieden. Das hat etwas damit zu tun, dass es unterschiedliche Diagnosen gibt. Es gibt die Möglichkeit, dass man eine Psychotherapie macht, also man mit­einander redet oder etwas einübt. Manchmal gibt man zusätzlich zur Psycho­therapie auch Medikamente.

Kommt man mit einer Depression auch ins Krankenhaus?
Wenn die Depression sehr schwer ist, dann müssen wir die Kinder hier bei uns in der Klinik stationär aufnehmen und sie dann behandeln.

Können Kinder von einer Depression wieder geheilt werden?
Wenn die Kinder und Jugendlichen rechtzeitig zu uns kommen, dann können wir viel für sie tun und sie sind dann sozusagen für ihr weiteres Leben geheilt. Wenn sie sehr spät kommen und starke Beschwerden haben, dann kann es sein, dass sich die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter hineinzieht.

Depressionen bei Kindern_eine Regenwolke

Was sind denn die Ursachen für eine Depression?
Bei Kindern unterscheiden wir grundsätzlich zwi­schen zwei Möglichkeiten. Entweder ist es reaktiv – so nennen wir das. Das heisst, ein Kind oder Jugendlicher reagiert darauf, dass Eltern sich nicht gut verstehen oder trennen, dass jemand gestorben ist oder dass sie Liebeskummer haben. Aber es gibt auch Depressionen, die kommen sozusagen von innen, die haben keinen äußeren Grund.

Kann man sich auch vor einer Depression schützen?
Nicht wirklich. Depressiv werden kann im Prinzip jeder Mensch. Wenn man ein schlimmes Erlebnis hat oder ein wichtiger Mensch nicht mehr da ist, dann wird man oft sehr traurig. Das kann lange dauern.

Danke, das war alles, was ich wissen wollte.
Vielen Dank, Nesrin, für Deine tollen Fragen. Super!

Mehr Informationen zur Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik

Fotos: Ralf Niemzig, Illustrationen: Alexandra Langenbeck

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