Corona Journal

Lady Montagu und die Pockenimpfung

Auf der abgebildeten Statistik über die Kindersterblichkeit im Deutschen Reich um 1800, die im Raum „Erfassung und Fortschritt“ unserer Dauerausstellung zu sehen ist, begegnet uns eine unglaubliche Zahl: Im 18. Jahrhundert betrug die Kindersterblichkeit bis zum fünften Lebensjahr um die 50 Prozent. Eine der wesentlichen Ursachen waren die Pocken, eine endemisch vorkommende Erkrankung. Schätzungsweise 400.000 Menschen starben jährlich daran in Europa. Die hohe Kindersterblichkeit führte dazu, dass die Bevölkerungszahl trotz hoher Geburtenraten nicht bedeutsam anstieg.

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Lebensretter aus Lübeck: Der „Pulmotor“ und die Geschichte der Beatmungstechnik

Beatmungsgerät „Pulmotor“ | Draeger, Lübeck | 1942 | Inventar-Nr. 16295

Als sich das Coronavirus rasant verbreitete, wurde vielerorts ein Mangel an Beatmungsgeräten festgestellt. In kürzester Zeit sollten Tausende produziert werden. Allein die Lübecker Firma Dräger erhielt einen Auftrag über 10.000 Stück von der Bundesregierung. Johann Heinrich Dräger, Gründer des norddeutschen Unternehmens, war an der Wende zum 20. Jahrhundert zu einem Pionier der Beatmungstechnik geworden. Seine Erfindung, der „Pulmotor“, prägte über Jahre die Medizintechnik. Auf die entscheidende Idee hatte ihn eine Bierzapfanlage gebracht.

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Desinfektionskolonnen – Von Schmutz und Putz in Zeiten der Cholera

Seitdem die Medizin verstanden hat, dass Krankheiten durch Bakterien und Viren ausgelöst und übertragen werden, gehört das „Unschädlichmachen“ eben jener Mikroorganismen zu den Strategien der Seuchenbekämpfung. In der aktuellen Corona-Krise gehört die Desinfektion öffentlicher Plätze, viel genutzter Oberflächen wie Türklinken und auch das gründliche Reinigen oder Desinfizieren der Hände zum Schutz gegen das Virus zu unserem Alltag.

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Die Pest als Tropenkrankheit

Wachsmoulage „Pest-Furunkel“ | Otto Vogelbacher | Freiburg | um 1910 | Inv.-Nr. 14068

Als sich das Coronavirus in den ersten Wochen in China ausbreitete, zeigten westliche Medien zunächst wenig Interesse an der neuartigen Lungenkrankheit. Covid-19 schien – wie schon die SARS-Epidemie 2003 – nur Asien zu betreffen und stellte höchstens für Personen, die nach Asien reisten, eine Gefahr dar.

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Eugen Fränkel und die Choleraepidemie in Hamburg

Wenn Sie das Medizinhistorische Museum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf besuchen, sehen Sie im Flur zur Dauerausstellung ein Portrait des Pathologen Eugen Fränkel (1853-1925), der in der Choleraepidemie 1892 in Hamburg eine entscheidende Rolle gespielt hatte.

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Hamburger Gängeviertel und Cholera

Hof im Gängeviertel | Fotograf unbekannt | um 1890

„Zuhause bleiben“ ist aktuell angeordnet, um der Ausbreitung des COVID-19 Virus entgegenzuwirken. Diese Maßnahme zu beachten, fällt leichter, wenn ein großes Zuhause, etwa eine geräumige Wohnung oder ein Haus, zur Verfügung steht. Schwierig wird es für Menschen, die in beengten oder unsicheren Verhältnissen leben, in Massenunterkünften untergebracht oder sogar wohnungslos sind.

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Creolin-Flasche

Creolin | Pearson & Co., Hamburg | um 1900 | Inv.-Nr. 13369

Wer dieser Tage in der Drogerie eine Flasche Desinfektionsmittel findet, kann sich glücklich schätzen. Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus hat die Nachfrage nach Schutzmitteln drastisch angekurbelt. Auch während der Hamburger Cholera-Epdiemie 1892 fanden Desinfektionsmittel reißenden Absatz.

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Typhus-Diagnose

Endo-Agar und Milchzuckertabletten zur Typhusdiagnose (links und 2. v. rechts) | Frankreich 1906 bzw. Hamburg 1931 | Institut für Hygiene und Umwelt Hamburg

Typhus war im 19. Jahrhundert eine weit verbreitete Seuche. Um den Erreger zu identifizieren, wurden im frühen 20. Jahrhundert Methoden entwickelt: Mithilfe bestimmter Nährböden, wie sie in der Sammlung des Hamburger Hygiene-Instituts zu finden sind, konnten die Bakterien gezielt vermehrt und frühzeitig erkannt werden. Trotzdem ließen die Nationalsozialisten die Infektionskrankheit in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren in den Konzentrationslagern wüten. Die Opfer waren einkalkuliert.

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Salvarsan

Myosalvarsan-Präparat | Bayer, Leverkusen | um 1935 | Inv.-Nr. 13326,0008

Die Suche nach einem wirksamen Medikament gegen Covid-19 beschäftigt derzeit Forscher/innen auf der ganzen Welt. Vor genau 100 Jahren beschäftigte die Medizin eine andere Krankheit: die Syphilis. Den Durchbruch erreichte ein deutscher Arzt. Er entwickelte das erste gezielt wirkende Chemotherapeutikum.

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Brutschrank

Bakterienbrutschrank | Ernst Leitz, Berlin | um 1925 | Allgemeines Krankenhaus Lübeck | Inv.-Nr. 17523

Weltweit beschäftigt derzeit die Covid-19-Pandemie Forscher/innen mit der Suche nach einem geeigneten Impfstoff. Mit der Kuhpockenimpfung konnte seit Beginn des 18. Jahrhunderts erstmals eine Seuche erfolgreich eingedämmt werden. Ein neuer Impfstoff gab in den 1920er Jahren Hoffnung, auch der grassierenden Tuberkulose Herr zu werden. Seine Erprobung in einem Lübecker Krankenhaus mündete jedoch in eine Katastrophe: Hunderte Säuglinge erkrankten, 77 von ihnen verstarben. An das Unglück erinnert heute ein kupfernes Schränkchen im Medizinhistorischen Museum Hamburg. In dem Inkubator waren seinerzeit Impfkulturen gemeinsam mit Tuberkulosebakterien untegebracht worden – ein verhängnisvoller Fehler.

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„... nicht in den Wagen zu spucken.“

Emaille-Schilder | Replikate | Originale um 1910/1950

„Zur Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege wird dringend ersucht, nicht in den Wagen zu spucken.“ Diese Aufforderung brachte jahrelang viele Besucher/innen unseres Museums zum Schmunzeln. Das kleine, unscheinbare Blechschildchen war eines von vielen, wie sie um 1900 auf Bahnhöfen, in Straßenbahnwaggons und anderen öffentlichen Orten angebracht wurden. „Zum Husten, Niesen, Spucken bediene Dich des Taschentuches!“, hieß es auf einem anderen.

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Lepra in Deutschland – die vergessenen Kranken von Memel

Wachsmoulage „Lepra tuberosa“, 1904, Hersteller: Heinrich Kasten, Berlin | Medizinhistorisches Museum Hamburg, Inv.-Nr. 09456

Das Prinzip der „sozialen Distanz“ wurde wohl bei keiner Infektionskrankheit so konsequent umgesetzt wie bei der Lepra. In der deutschen Bezeichnung „Aussatz“ ist es sogar namensgebend. Wer meint, dass sich in dieser Praxis die „medizinische Hilflosigkeit“ des Mittelalters manifestiere, der täuscht sich. Auch im frühen 20. Jahrhundert wurden Menschen in Deutschland noch wegen der Diagnose „Lepra“ aus ihrem bisherigen Leben herausgerissen und zwangsisoliert. Eine solche Geschichte erzählt die vorgestellte Moulage.

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Karikatur “The Silent Highway Man”

„The Silent Highway Man“ | John Leech | Karikatur aus der Zeitschrift „Punch“ | London 1858

Eine Grafik aus aus dem Jahr 1858 zeigt den Sensenmann in einem Boot auf der Themse, um ihn schwimmende tote Kreaturen in der Kloake – ein mahnender Hinweis mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die todbringende Wirkung des Flusses.

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Karte „Die Cholera an der Grenze von Hamburg und Altona in den vier Monaten August bis November 1892“

Exponat: Georg Gaffky: Die Cholera in Hamburg | Berlin | 1894

Dass Cholera aus dem Trinkwasser kam, war seit den 1850er Jahren bewiesen. Auch der Erreger war früh entdeckt worden. In Hamburg aber galt die Bakteriologie nur als eine Theorie unter vielen. Und da sie mit lästigen Quarantänemaßnahmen den Handel und Hafen zu behindern drohte, glaubte der Senat mehrheitlich nicht an diese Wissenschaft. Eine Karte von 1894 führte den Entscheidungsträgern ihren Irrtum vor Augen.

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Schutzpocken-Impfungs-Schein

Exponat: Schutzpocken-Impfungs-Schein Medizinhistorisches Museum Hamburg | Papier | Oberdorf | 1842 | Inventar-Nr. 17521

Der hier abgebildete Schutzpocken-Impfungs-Schein erscheint wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Doch viele von Ihnen dürften in ihrem eigenen Impfpass noch einen Vermerk zur Impfung gegen die Pocken finden, denn bis 1976 wurde in der Bundesrepublik Deutschland gegen die tödliche Seuche geimpft.

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