Warum medizinische Ausbildungsforschung?
Die medizinische Ausbildung befindet sich in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess, der sich am Fortschritt des medizinischen Wissens, an den Bedürfnissen der Gesellschaft im Hinblick auf die medizinische Versorgung und an den Anforderungen an eine spätere ärztliche Tätigkeit orientiert.
Die Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO) will durch praktischen Unterricht mit fächerintegriertem Studieren eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis in der ärztlichen Ausbildung erreichen. Mit dem im Sommer 2015 vom Medizinischen Fakultätentag verabschiedeten Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog (NKLM) sind weitere curriculare Entwicklungsmöglichkeiten im Hinblick auf kompetenzbasierte Lehre geschaffen worden. Ob und wie sich die Ziele der medizinischen Ausbildung am nachhaltigsten verwirklichen lassen, ist einem ständigen Prozess der Qualitätskontrolle unterworfen, zu dem die Ausbildungsforschung im Sinne der Evidenzüberprüfung von Unterrichts- und Prüfungsmethoden einen wichtigen Beitrag leistet.
Womit beschäftigt sich medizinische Ausbildungsforschung?
Die Themen in der medizinischen Ausbildungsforschung sind vielseitig. Projekte in diesem Bereich beschäftigen sich beispielsweise mit der Entwicklung und didaktischen Verbesserung von Lehrveranstaltungen, mit Lernverfahren wie z.B. E-Learning und mit der Optimierung des Lernens und Prüfens von kommunikativen und sozialen Kompetenzen. Darüber hinaus werden auch strukturgebende Maßnahmen im Bereich Lehre und Ausbildung sowie im Bereich der ärztlichen Weiterbildung beforscht.
Für einen weiterführenden Überblick siehe auch die Internetseite der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung .
Aktuelle Projekte
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Ärztliche Kompetenzen
Eine Vergleichbarkeit der ärztlichen Kompetenzen von Medizinstudierenden verschiedener Hochschulen ist aufgrund der Noten im mündlich-praktischen Dritten Abeschnitt der Ärztlichen Prüfung (M3) kaum möglich. Ziel des BMBF-geförderte Verbundprojekts ÄKHOM ist die Validierung eines neu entwickelten kompetenzbasierten Prüfungsformats für Medizinstudierende im letzten Studienjahr, das einen ersten Arbeitstag im Krankenhaus simuliert. Mit Hilfe dieser Prüfung soll die Kompetenzentwicklung Studierender dreier deutscher medizinischer Fakultäten mit unterschiedlichen Curricula (Hamburg, Oldenburg, TU München) verglichen werden.
Ansprechpartnerinnen: Sarah Prediger, M.A. -
Bearbeitung internistischer Krankheitsbilder im PJ-Tertial Innere Medizin
Eigenständiges Durchdringen von komplexen internistischen Krankheitsbildern zum Erarbei-ten der geeigneten Diagnostik und Therapie ist eine wesentliche Aufgabe, die von Studieren-den im Praktischen Jahr geübt werden soll. Hierzu eigenen sich diverse Lern- und Prüfungs-methoden wie „Patient Encounter Cards“ (PEC), virtuelle Patienten (VP), Serious Games oder Mini-CEX (clinical exercises). Die Effektivität dieser Lern- und Prüfungsmethoden soll im Hinblick auf das Erreichen der oben genannten Lernziele getestet werden.
Ansprechpartner: Simon Melderis
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"Clinical reasoning" im PJ
"Clinical reasoning", also die klinischen Entscheidungsfindung, spielt für die erfolgreiche ärztli-che Tätigkeit im Alltag, insbesondere für die Diagnosefindung, eine entscheidende Rolle. Dies ist bisher jedoch im Curriculum kaum berücksichtigt. Ziel des Projektes ist daher die Etablierung eines Kurses "clinical reasoning" im letzten Studienjahr (PJ), in dem die Anwendung solcher Lerninhalte geübt werden soll. Neben der Etablierung des Kurses, die gemeinsam mit zwei in niedergelassener Praxis tätigen Kollegen erfolgt, ist eine wissenschaftliche Begleitung in der Einführungsphase vorgesehen, um das Erreichen der Lernziele zu überprüfen.
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. med. Sigrid Harendza
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Kompetenzen von Medizinstudierenden im letzten Studienjahr
In diesem Projekt wird ein Prüfungsverfahren entwickelt, mit dem Kompetenzen von Medizinstudierenden am Ende ihres Studiums gemäß dem Arztrollenmodell des NKLM in einem simulierten ersten Arbeitstag im Krankenhaus mit Schauspielpatienten, Pflegepersonal und Oberärzten untersucht werden können. Die Ausprägung der Kompetenzen wird ebenso wie verschiedene „entrustable professional activities (EPA) mit dem medizinischen Wissen und Persönlichkeitsmerkmalen der Studierenden in Bezug gesetzt.
Ansprechpartnerin: Daniela Vogel (Dipl. Päd.)
Veröffentlichungen zu abgeschlossenen Projekten in diesem Bereich finden Sie in der Publikationsliste
Darüber hinaus werden aktuell verschiedene medizinische Promotionsprojekte zu Ausbildungsfor-schungsthemen im Bereich der Human- und Zahnmedizin durchgeführt.
Abgeschlossene Promotionen im Bereich Ausbildungsforschung
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Abgeschlossene medizinische und zahnmedizinische Promotionen
Dr. med. Anja Bittner
Patientenverständlich kommunizieren – ein Vergleich zwischen Medizinstudierenden mit regelmäßigem ehrenamtlichem Training bei „Was hab’ ich?“ und Medizinstudierenden ohne zusätzliches Kommunikationstraining
Bittner A, Bittner J, Jonietz A, Dybowski C, Harendza S. Translating medical documents improves students‘ communication skills in simulated physician-patient encounters. BMC Med. Educ 16: 72, 2016.Dr. med. Jan-Philipp Gutowski
Erwerb von Kompetenzen der raschen klinischen Entscheidungsfindung durch Mitarbeit im Bereitschaftsdienst während des Praktischen Jahres (PJ)
Melderis S, Gutowski JP, Harendza S. Overspecialized and undertrained? Patient diversity encountered by medical students during their internal medicine clerkship at a university hospital. BMC Med Educ 15: 62, 2015.Dr. med. Dorothee Heinrich
Qualität der Patientenübergabegespräche von Medizinstudierenden in ärztlicher Rolle an einem simulierten ersten Arbeitstag im KrankenhausDr. med. Christopher Herzog
Intuitive Konzepte (Fehlkonzepte) in der Inneren MedizinDr. med. Frederik Jäger
E-Learning mit virtuellen Patienten in CASUS - Vergleich von Einzel- und Gruppenarbeit im Hinblick auf Motivation und Lernerfolg
Jäger F, Riemer M, Abendroth M, Sehner S, Harendza S. Virtual patients: the influence of case design and teamwork on students’ perception and knowledge – a pilot study. BMC Med Educ 14: 137, 2014.Dr. med. Won Chul Kim
Anforderungen für das Berufsbild des Nephrologen – eine fragebogenbasierte Analyse
Harendza S, Kim WC, Oubaid V. Anforderungsanalyse für Nephrologen in Klinik und Praxis. Nephrologe 14: 159-163, 2019.Dr. med. Stefanie Klecha
Eine qualitative Analyse zur Etablierung von Unterricht mit Selbsthilfegruppen im Medizinstudium am Universitätsklinikum Hamburg-EppendorfDr. med. dent. Anne Kunde
Internistische Unterrichtsinhalte im Zahnmedizinstudium – eine Bedarfsanalyse
Kunde A, Harendza S. Topics of internal medicine for undergraduate dental education: a qualitative study. Eur J Dent Educ 19(3): 156-160, 2015.Dr. med. Marco Meyer
Unterricht am Krankenbett: professionelle Haltung und fachliche Kompetenz
Vogel D, Meyer M, Harendza S. Verbal and non-verbal communication skills including empathy during history taking of undergraduate medical students. BMC Med Educ 18(1):157, 2018.Dr. med. Stephanie Mörke
Perspektivwechsel – ein Weg zu besserer Patientenorientierung
Mörke S. Perspektivwechsel – ein Weg zu besserer Patientenorientierung. Hochschulschrift.Dr. med. Johan Müller
Fehlerquellen ärztlicher Diagnostik und Behandlung – eine Analyse der Schlichtungsfälle im Hamburger Ärzteblatt von 2010 – 2017
Klinge A, Müller J, Harendza S. Wie Denkfehler die ärztliche Diagnose beeinflussen. Hamburger Ärzteblatt 12: 30-32, 2019.Dr. med. dent. Anja Pilz
Internistische Begleiterkrankungen der von Zahnmedizinstudierenden behandelten Patientinnen und Patienten - eine Querschnittstudie im klinischen Studienabschnitt
Humbert A, Schmage P, Harendza S. Internal diseases encountered by dental students while treating dental patients during undergraduate training. BMC Med Educ 18(1):149, 2018.Dr. med. Martin Pyra
Wahrnehmung von medizinischen Fachrichtungen in Witz und Wirklichkeit
Harendza S, Pyra M. Just fun or a prejudice? – physician stereotypes in common jokes and their attribution to medical specialties by undergraduate medical students. BMC Med Educ 17: 128, 2017.Dr. med. Natalie Rausch
Erfolgreich famulieren – eine qualitative Analyse zu selbstorganisiertem Lernen im ärztlichen Alltag
Rausch N, Harendza S. Successful completion of clinical electives – Identification of significant factors of influence on self-organized learning during clinical electives with student focus groups. GMS J Med Educ 35(3): Doc39, 2018.Dr. med. Mareike Reincke
Der 3D-Synoptizer – Ein Instrument zur holistischen Patientenbetrachtung
Reincke M. Der 3D-Synoptizer – Ein Instrument zur holistischen Patientenbetrachtung. Hochschulschrift.Dr. med. Christina Renck
Qualität der Epikrise in internistischen Entlassungsbriefen – ambulanzärztlicher Wunsch und krankenhausärztliche Wirklichkeit
Renck C. Qualität der Epikrise in internistischen Entlassungsbriefen – ambulanzärztlicher Wunsch und krankenhausärztliche Wirklichkeit. Hochschulschrift.Dr. med. Friederike-Maria Rösch
Nephrologischer Unterricht an den 36 Universitäten in Deutschland - ein interfakultärer Vergleich
Harendza S, Rösch FM: Nephrologischer Unterricht – Aktueller Stand an deutschen Fakultäten. Der Nephrologe 10: 223-226, 2015.Dr. med. Bonnie Stahn
Facharztwahl und wissenschaftliches Arbeiten – Faktorenanalyse aus ärztlicher Perspektive
Stahn B, Harendza S. Role models play the greatest role – a qualitative study on reasons for choosing postgraduate training at a university hospital. GMS Z Med Ausbild 31: Doc45, 2014.Dr. med. Madjid Salimi
Untersuchung der Multiple-Choice-Fragen des Zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung der Jahre 2006 bis 2012 im Hinblick auf Muster für klinische Entscheidungsfindung
Freiwald T, Salimi M, Khaljani E, Harendza S. Pattern recognition as concept for multiple-choice questions in a national licensing exam. BMC Med Educ 14: 232, 2014.Dr. med. Friedemann Ohm
Kriterien-basierte Beurteilung der Anamnesequalität und Empathiefähigkeit von PJ-Studierenden in Hamburg
Ohm F, Vogel D, Sehner S, Wijnen-Meijer M, Harendza S. Details acquired from medical history and patients' experience of empathy--two sides of the same coin. BMC Med Educ 13: 67, 2013.Dr. med. Alexander Waschwill
Partizipative Entscheidungsfindung in „Arzt-Patienten“-Gesprächen von Medizinstudierenden mit und ohne ehrenamtliches Engagement bei „Was hab´ ich?“
Waschwill A, Bittner A, Harendza S. Assessment of medical students' shared decision-making skills in simulated physician-patient encounters. Patient Educ Couns 103: 500-504, 2020.Dr. med. Ulrike Wendt
Klinische Entscheidungsfindung - Etablierung und Analyse eines neuen Seminarkonzeptes für PJ-Studierende
Harendza S, Krenz I, Klinge A, Wendt U, Janneck M. Implementation of a Clinical Reasoning Course in the Internal Medicine trimester of the final year of undergraduate medical training and its effect on students’ case presentation and differential diagnostic skills. GMS J Med Educ. 34(5): Doc66, 2017.Dr. med. Florian Wölfle
Evidenz-basierte Entwicklung eines Weiterbildungscurriculums Innere Medizin – Nephrologie
Harendza S, Wölfle F, Banas M, Peters H. Nephrologische Weiterbildung – Wunsch und Wirklichkeit. Nephrologe 11: 52-56, 2016. -
Abgeschlossene sozial- und geisteswissenschaftliche Promotionen
Dr. rer. biol. hum. Christoph Dybowski
Lehrmotivation und lehrbezogene Selbstwirksamkeitserwartungen von Ärztinnen und Ärzten an Universitätskliniken: Psychometrische Erfassung, Antezedenien und Konsequenzen für die Lehrqualität
LinkDr. rer biol. hum. Sophie Fürstenberg
Die Auswirkung relevanter Kompetenzfacetten auf die Fähigkeit der klinischen Entscheidungsfindung von Medizinstudierenden in Abhängigkeit ihrer wahrgenommenen Beanspruchung
LinkDr. phil. Daniela Vogel
Ärztliche Kompetenz: Lehren/Lernen – Beobachten – Prüfen. Ein pädagogischer Blick auf ärztliche Kompetenzfacetten unter besonderer Berücksichtigung der Empathie
Link
Arbeitsgruppenleiterin
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- Leiterin der Sektion Ausbildungsforschung
- Oberärztin
- Zentrum für Innere Medizin
- III. Medizinische Klinik und Poliklinik (Nephrologie/Rheumatologie/Endokrinologie)
- Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie