Arbeitsgruppe Tumorimmunologie ( Prof. Dr. Sebastian Haen)

Das menschliche Abwehrsystem ist prinzipiell befähigt, Krebserkrankungen zu erkennen und abzustoßen.

Der erworbene Teil des Abwehrsystems (adaptives Immunsystem) beinhaltet die zelluläre Immunantwort mit B- und T-Zellen. Die spezifische Immunabwehr beruht dabei auf der Erkennung von Antigenen (Oberflächenstrukturen), die dem Abwehrsystem auf der Zelloberfläche präsentiert werden. Werden sie als fremd erkannt, erfolgt die Aktivierung des Abwehrsystems; werden sie als Selbst erkannt, erfolgt keine Reaktion. Während B-Zellen Antikörper gegen solche Antigene bilden, erkennen T-Zellen Moleküle (Humane Leukozyten Antigene, HLA), die Fragmente (sog. Peptide) von abgebauten Eiweißen (Proteine) aus der Zelle dem Abwehrsystem präsentieren (HLA-Peptid-Komplexe). Die Erkennung von HLA-Peptid-Komplexen ist dabei sehr sequenzspezifisch, d.h. eine T-Zelle kann in der Regel nur genau eines dieser HLA-Antigene erkennen.

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich speziell mit der Identifikation und Charakterisierung dieser Peptide, die auf HLA-Molekülen von Tumoren, aber auch auf gesunden Zellen präsentiert werden. Zwar besteht dabei als Fernziel natürlich auch die Definition geeigneter Zielantigene für den klinischen Einsatz; die Gruppe beschäftigt sich aber insbesondere mit der Frage, welche Antigene auf der Zelloberfläche vorkommen, welche zellulären Prozesse dazu führen, dass manche erscheien und manche nicht, zu welchen Zeitpunkten im Stoffwechsel die Antigene nachweisbar sind und welche dieser Antigene tumor-spezifisch sind, d.h. nicht auf Normalgewebe vorkommen. Dabei interessiert auch die Frage, ob Antigene, die durch die angewandte Methodik nicht nachweisbar sind, früher schon einmal präsentiert wurden, nun aber nicht mehr nachweisbar sind. Dabei wird ein indirekter Nachweis geführt, d.h. es werden T-Zellen im Blut von Patienten nachgewiesen, die gegen diese nicht-gefundenen Antigene gerichtet sind.

Unsere Untersuchungen sollen damit Einblicke in die Immunbiologie der Tumorerkennung geben und helfen, bestehende Therapien weiter anzupassen, um für die Patienten eine bessere Prognose zu erreichen. Ein zentraler Aspekt unserer Arbeit ist dabei auch die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern, nicht nur innerhalb der eigenen Fachdisziplin und Naturwissenschaften, sondern auch der interdisziplinäre Austausch mit anderen Bereichen der Medizin (z.B. Augenheilkunde) und auch Fächern außerhalb der direkten medizinischen Versorgung (z.B. Astrophysik).

Die Arbeitsgruppe Tumorimmunologie (Prof. Dr. Sebastian Haen) war bislang in der Abteilung Tumorimmunologie am Interfakultären Insitut für Zellbiologie in Tübingen (Direktor: Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee) und in der Medizinischen Klinik II für Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Rheumatologie und Pulmologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Lothar Kanz; heute Medizinische Klinik II für Hämatologie, Onkologie, Immunologie und Rheumatologie) beheimatet. Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich grundsätzlich mit der Interaktion zwischen dem Abwehrsystem und Tumoren (Tumorimmunologie).

Seit 01.12.2019 ist Prof. Sebastian Haen als Hubertus Wald Stiftungsprofessur für Immunologische Krebsforschung und -therapie am Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) und an der II. Medizinischen Klinik (Onkologie, Hämatologie, Stammzelltransplantation mit Abteilung Pneumologie) tätig.

Forschungsschwerpunkte

  • Charakterisierung des antigenischen Repertoires auf der Zelloberfläche von (Tumor-) Zellen und dessen Beeinflussung durch zelluläre Prozesse und unterschiedlichen Therapien.
  • Identifikation und Charakterisierung von möglicherweise auch klinisch relevanten Antigenen, die für einei Immuntherapie in Patienten eingesetzt werden können.
  • Modulation der gegen den Tumor gerichteten Immunität durch thermische Behandlungsmethoden (z.B. Hyperthermie, Thermoablation)
  • Charakterisierung von Autoantigenen bei Autoimmunerkrankungen und nach Stammzelltransplantation.
  • Die gewonnenen Ergebnisse sollen auch in klinischen Studien direkt im Patienten evaluiert werden. Eine erste solche Studie wurde gerade publiziert (Löffler et al. Frontiers in Immunologie 2019), eine Impfstudie wurde zuletzt durch die Behörden genehmigt.

Fachgebiete

  • Hämatologie
  • Onkologie

klinische Schwerpunkte

  • Bronchialkarzinom
  • Tumorimmunologie
  • Klinische Studien

Mitgliedschaften

  • Cancer Immunotherapie (CIMT)
  • Taskforce IO4IO (Interventional Oncology for Immunooncology) der Cardiovascular and Interventional Radiological Society of Europe (CIRSE)
  • Human Proteome Organisation - Human Immuno-Peptidome Projekt (HUPO-HIPP)
  • American Society of Clinical Oncology (ASCO)
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)

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