Mehrsprachigkeit in der ambulanten Versorgung in Hamburg

Förderer: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Universität Hamburg

Laufzeit: 01/2020-12/2020

Hintergrund:

Die kommunikativen Anforderungen im Rahmen eines ärztlichen oder psychotherapeutischen Gespräches sind aufgrund der Besonderheit der Situation (Zeitdruck, Asymmetrie der Kommunikation, Fremdheit der „medizinischen Sprache“, etc.) bereits im Rahmen monolingualer Behandler-Patient*innen-Kommunikation für beide Akteure mit besonderen Anforderungen verbunden. Studien zeigen, dass Patient*innen mit limitierten Sprachkenntnissen gegenüber den Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft in Bezug auf den Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystems wie auch im Erhalt einer angemessenen Behandlungsqualität benachteiligt sind.

Sonderauswertungen des sozio-ökonomischen Panels zeigen, dass 37% der Menschen mit Migrationshintergrund auch nach über elf Jahren Aufenthalt in Deutschland ihre eigene Deutschkompetenz als schlecht oder gar nicht vorhanden einschätzen.

Um Menschen trotz (noch) unzureichender deutscher Sprachkompetenz eine adäquate Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, ist neben dem Einsatz mehrsprachiger Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen die Hinzunahme von Sprachmittler*innen zielführend.

In Deutschland gibt es bisher keine einheitlichen Regelungen zur Arbeit mit professionellen Sprachmittler*innen. Die Beantragung und Organisation sowie die Finanzierung der Sprachmittler*innen sind für Behandler*innen häufig mit großem bürokratischem und zeitlichem Aufwand verbunden. Zudem sind die Qualifikationshintergründe der professionellen Sprachmittler*innen sehr heterogen.

Zur Integration qualifizierter Sprachmittler*innen in die ambulante Gesundheitsversorgung gibt es bundesweit einige Modellprojekte, die sich am Versorgungsmodell der Bundesärztekammer und der Bundespsychotherapeutenkammer orientiert haben.

In Hamburg entstanden zwei solcher Modellprojekte. Diese wurden etabliert von SEGEMI Seelische Gesundheit ● Migration und Flucht e.V. in Kooperation mit der Psychotherapeutenkammer Hamburg, der Hamburger Ärztekammer, der Lebenshilfe Hamburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg. Finanziert wurden die Modellprojekte von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz sowie der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg.

Die Hauptfragestellung in dem Forschungsprojekt lautet: „Welche Ressourcen und Barrieren ergeben sich aus Sicht der unterschiedlichen Akteure zur Mehrsprachigkeit in der ambulanten Gesundheitsversorgung?“.

Methode:

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden verschiedene Personengruppen per leitfadengestützter Interviews befragt. Ausgewertet werden die Ergebnisse mittels qualitativer Inhaltsanalyse unter Verwendung des Programms MAXQDA.

ProjektmitarbeiterInnen:

Mike Mösko, Prof. Dr. phil., Dipl.‐Psych., Projektleiter, mmoesko@uke.de

Saskia Hanft-Robert, M.Sc. Psychologie, s.hanft-robert@uke.de

Kooperationspartner:

SEGEMI e.V.