Ärztin/Arzt werden

Lupe zum Vergrößern des Bildes

Ärzte bei der Visite vor dem Pavillon 6 der Kinderklinik, Allgemeines Krankenhaus Eppendorf, 1927/29 (Ausschnitt)
Lupe zum Vergrößern des Bildes

undatiert, Fotosammlung des Medizinhistorischen Museums

Ärztin/Arzt werden

Veranstaltungsreihe zur Neueröffnung des Ausstellungsraumes „Geschichte der medizinischen Lehre und Ausbildung“ im Medizinhistorischen Museum Hamburg

11.04.2019 – 27.06.2019, jeweils 18.30 Uhr–20 Uhr, Medizinhistorisches Museum Hamburg, Gebäude N30b (Fritz-Schumacher-Haus), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistraße 52 (Seiteneingang Frickestr.), 20246 Hamburg

Eintritt frei

Vor genau 100 Jahren begannen in Hamburg die ersten Medizinstudierenden mit ihrer Ausbildung. Anlässlich des Universitätsjubiläums widmet sich ein neuer Ausstellungsraum im Medizinhistorischen Museum Hamburg unter dem Titel "Ärztin/Arzt werden" der Geschichte der medizinischen Lehre. Er beleuchtet die Wechselwirkungen von Medizin, Gesellschaft und Politik von der umstrittenen Gründung einer medizinischen Fakultät in Hamburg, der umkämpften Zulassung von Frauen zum Medizinstudium, über die Komplizenschaft universitärer Institute mit der nationalsozialistischen Diktatur bis hin zu den Forderungen der 68er-Bewegung nach einem neuen Ärztinnen/Ärzte-Bild. Der weiße Arztkittel, ein zentrales Exponat, steht dabei stellvertretend für den Status und das Ansehen, welches dem Arztberuf bis heute zuteil wird. Zugleich fordert er zu einer kritisch-reflektierten Auseinandersetzung mit der ärztlichen Identität im Wandel der Zeit auf. Die Veranstaltungsreihe lädt mit einem Vortrag, einer Lesung, einer Buchpräsentation und einer Gesprächsrunde zur gemeinsamen Diskussion.

Vor den Veranstaltungen am 11. April, 6. Juni und 27. Juni bietet das Medizinhistorische Museum eine kostenlose Führung mit wechselnden thematischen Schwerpunkten durch ausgewählte Ausstellungsräume an. Treffpunkt ist jeweils um 18 Uhr im Museumsfoyer.


Donnerstag, 11.04.2019

Leichen für die Anatomie. Verwaltungsgrundlagen und Praxis in Hamburg während der NS-Diktatur

Michael Viebig (Leiter der Gedenkstätte „Roter Ochse“, Halle an der Saale)

Von 1933 bis Dezember 1944 vollstreckten zivile Scharfrichter und Exekutionskommandos der Wehrmacht auf dem Territorium der Freien und Hansestadt Hamburg hunderte Todesurteile. Die Mehrzahl der Leichen übernahm das Anatomische Institut der Universität Hamburg, sie konnten jedoch auch den Universitäten in Kiel und Rostock zur Verfügung gestellt werden. Einige der Körper wurden nach ihrer Benutzung für Lehre und Forschung eingeäschert und beigesetzt, manche verblieben in den Instituten. Der Historiker Michael Viebig hat in den vergangenen Jahren die grundlegenden, während der NS-Diktatur geltenden Verwaltungsvorgänge und Abläufe für verschiedene Hinrichtungsstätten und Universitätsinstitute in Deutschland untersucht. Im Mittelpunkt des Vortrages steht das Anfang 2019 veröffentlichte Ergebnis der Analyse für Hamburg.


Donnerstag, 09.05.2019

Erste Ärztinnen. Lesung aus autobiografischen Texten

mit Birte Schnöink (Thalia Theater Hamburg) und einem Kommentar von Eva Brinkschulte (Leiterin des Bereichs Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Kuratorin der Ausstellung „Spurensuche – Erste Ärztinnen in Hamburg und am UKE“) und Monika Ankele (Medizinhistorisches Museum Hamburg)

Als Frauen Ende des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reich erstmals als Gasthörerinnen zum Medizinstudium zugelassen wurden, entbrannten heftige Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern. Dennoch erfolgte schon wenige Jahre später die offizielle Zulassung von Frauen zum Medizinstudium. In der Weimarer Republik erlangten Frauen schließlich das Habilitationsrecht, das ihnen – zumindest auf dem Papier – nun auch eine akademische Laufbahn in Aussicht stellte. Anhand ausgewählter autobiografischer Texte, in denen die Autorinnen ihre Studienzeit, die berufliche Praxis oder ihre universitäre Karriere reflektieren, gewährt die Lesung Einblicke in die Erfahrungswelt dieser „ersten Ärztinnen“ und die Herausforderungen, mit denen sie als Medizinstudentin, Ärztin oder Professorin konfrontiert waren.


Donnerstag, 06.06.2019

Buchpräsentation „Vertreibung aus Hamburg. Die Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut“

Doris Fischer-Radizi
(Fachärztin für Allgemeinmedizin und Autorin)

Mit einem Grußwort von Uwe Koch-Gromus (Dekan der Medizinischen Fakultät des UKE) und Beiträgen von Joachim Bloch (Germanist) und Hobe Schröder (Physiologe)

Rahel Liebeschütz-Plaut – 1923 die erste habilitierte Ärztin an der Medizinischen Fakultät in Hamburg und dritte habilitierte Ärztin überhaupt in Deutschland – musste als Jüdin nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ihren Beruf aufgeben. Bis sie 1938 mit ihrer Familie nach England emigrierte, hatte sie auf vielen Ebenen die zunehmende Entrechtung und Isolation der Juden erlebt. Um ihren Enkelkindern die Gründe für die Auswanderung zu erklären, hat sie berührende Erinnerungen an die Zeit in Hamburg von 1932 bis 1938 verfasst. Doris Fischer-Radizi hat diese Erinnerungen, die von Joachim Bloch ins Deutsche übersetzt wurden, nun in einem Buch (Wallstein Verlag 2018) veröffentlicht.


Freitag, 14.06.2019, 18 Uhr

Neueröffnung des Ausstellungsraumes zur Geschichte der medizinischen Lehre und Ausbildung

Begrüßung durch Uwe Koch-Gromus (Dekan der Medizinischen Fakultät des UKE), Andreas H. Guse (Prodekanat für Lehre des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf). Einführung von Philipp Osten (Medizinhistorisches Museum Hamburg / Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf)


Donnerstag, 27.06.2019, 18:30 Uhr

Ärztin/Arzt-Werden, Ärztin/Arzt-Sein

Gesprächsrunde mit Ricarda Bessel (Studierende der Medizin am UKE), Friederike Kröger (Assistenzärztin in der Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie am Universitären Herzzentrum Hamburg GmbH), Doris Fischer-Radizi (Allgemeinärztin), Moderation: Dirk Schneider (Journalist)

Was bedeutet es, Ärztin/Arzt zu werden und Ärztin/Arzt zu sein? Wann und auf welche Weise setzt die berufliche Sozialisation ein? Welche Rollenmodelle werden den Studentinnen und Studenten vermittelt, und wie nehmen sie später als Ärztin/Arzt diese Rolle wahr? Wie „lernen“ angehende ÄrztInnen mit der Verantwortung umzugehen, die sie mit ihrem Beruf übernehmen, die sich aber auch aus der Geschichte für sie ergibt? Was macht eine „gute“ Ärztin, einen „guten“ Arzt aus? Ist ärztliche Ethik verhandelbar? Und wie wirken das stark naturwissenschaftlich geprägte Studium und die berufliche Praxis auf den Umgang mit PatientInnen?

Das ganze Programm zur Übersicht in unserem Flyer !

Koordination: Dr. Monika Ankele, m.ankele@uke.de