Ausstellung "Ärztin werden"


Ein langer Weg zur Akzeptanz: Frauen in Medizin und Forschung
Rahel Plaut an einem Instrument mit einem Patienten

Rahel Plaut im Labor in Eppendorf

Neuer Ausstellungsbereich im Museum

Vor genau 100 Jahren begannen in Hamburg die ersten Medizinstudierenden mit ihrer Ausbildung. Anlässlich des Universitätsjubiläums widmet sich ein neuer Ausstellungsraum im Medizinhistorischen Museum Hamburg unter dem Titel "Ärztin/Arzt werden" der Geschichte der medizinischen Lehre. Er beleuchtet die Wechselwirkungen von Medizin, Gesellschaft und Politik von der umstrittenen Gründung einer medizinischen Fakultät in Hamburg, der umkämpften Zulassung von Frauen zum Medizinstudium, über die Komplizenschaft universitärer Institute mit der nationalsozialistischen Diktatur bis hin zu den Forderungen der 68er-Bewegung nach einem neuen Ärztinnen/Ärzte-Bild. Der weiße Arztkittel, ein zentrales Exponat, steht dabei stellvertretend für den Status und das Ansehen, welches dem Arztberuf bis heute zuteil wird. Zugleich fordert er zu einer kritisch-reflektierten Auseinandersetzung mit der ärztlichen Identität im Wandel der Zeit auf.

Ein Teil der Ausstellung würdigt Leben und Arbeit von Rahel Liebeschütz-Plaut, die als Jüdin nach England emigrieren musste. Sie war 1923 die erste Ärztin, die sich an der Medizinischen Fakultät in Hamburg habilitierte. 1894 als Tochter des bekannten Bakteriologen Hugo Carl Plaut geboren, studierte Liebeschütz-Plaut zunächst in Freiburg, Kiel und Bonn. 1919 – im Gründungsjahr der Universität Hamburg – schloss sie sich dem Matrikel der Hamburger Ärzte an und arbeitete am physiologischen Institut als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin. Diskriminierung gegenüber Frauen war zu der Zeit an der Tagesordnung. So durften sie beispielsweise nicht das sogenannte Casino betreten, in dem die männlichen Ärzte aßen und ihre Freizeit verbrachten.

Dennoch habilitierte sich Liebeschütz-Plaut 1923 mit einer Arbeit über die Sperrung des Skelettmuskels als dritte Ärztin in Deutschland und als erste in Hamburg. „Sie kam aus einer Akademikerfamilie und war eine kluge Frau mit sehr gutem Gedächtnis. Dazu war sie engagiert und fleißig“, beschreibt Doris Fischer-Radizi die Gründe für ihren akademischen Erfolg. Nach der Hochzeit mit dem Historiker Hans Liebeschütz wurde ihr als Frau durch den Doppelverdiener-Paragraphen eine Anstellung im öffentlichen Dienst verboten, unterrichten durfte sie weiterhin.

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verlor sie 1933 auch die Lehrerlaubnis. 1938 emigrierte die Familie nach England, um der weiteren Entrechtung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Hans Liebeschütz war während der Novemberpogrome zwischenzeitlich festgenommen und vier Wochen lang im KZ Sachsenhausen interniert worden.

Das Rahmenprogramm zur neuen Ausstellung finden Sie in unserem Flyer !

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