Sozialberatung in hausärztlichen Praxen:
Ein Pilotprojekt in Hamburg
Thomas Kloppe , N. Can, A. Dünwald, C. Schroth der Zweite, Britta Tetzlaff, J. Husemann, T. Münster, Thomas Zimmermann, Claudia Mews
Hintergrund
Gesundheitliche und soziale Probleme gehen häufig miteinander einher und bedingen sich gegenseitig.Hausärzt:innen sind für viele Menschen Vertrauenspersonen. In hausärztlichen Praxen werden soziale Probleme von Patient:innen thematisiert, jedoch fehlen oft zeitliche und personelle Ressourcen sowie das Expert:innenwissen, um diese angemessen zu bearbeiten. Daher wünschen sich Hausärzt:innen den Kontakt zu sozialen Beratungsstellen.
Zielsetzung/Fragestellung
Das Pilotprojekt zur Sozialberatung in hausärztlichen Praxen zielt darauf ab, eine Schnittstelle zwischen medizinischem und sozialem Versorgungssystem direkt in der Praxis zu schaffen. Durch niedrigschwellige und direkte Beratung sollen Vermittlungshemmnisse abgebaut werden.
Material & Methoden
Das Projekt wurde vom Hamburger Hausärzteverband, dem Institut und der Poliklinik für Allgemeinmedizin und dem öffentlichen sozialen Träger hamburger arbeit entwickelt. Zielgruppe waren in Hamburg wohnhafte Menschen im erwerbsfähigen Alter mit sozialen Problemen. Die Umsetzung erfolgte im 2. HJ 2024 in sechs Praxen in verschiedenen Stadtteilen. Basis für die Evaluation waren die Routinedokumentation, eine Patient:innenbefragung sowie der Auswertung des Abschlussworkshops.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 229 Beratungstermine mit 156 Personen durchgeführt, 47 Fragebögen konnten
deskriptiv ausgewertet werden. Die Beratung umfasste vorrangig die Unterstützung beim Stellen und Verstehen von Anträgen, bei Problemen mit Wohnraum oder Finanzen sowie die Hilfe bei Arbeitssuche. Die Patient:innen äußerten sich sehr positiv über das breite Beratungsspektrum und die barrierefreie Kommunikation. Die Beratung führte zu einer Arbeitserleichterung der Hausärzt:innen und stärkte die Vernetzung der teilnehmenden Praxen im Sozialraum.
Diskussion
Die Integration sozialer Beratung in hausärztliche Praxen ist eine effektive Möglichkeit, um soziale
Probleme von Patient:innen zu adressieren und deren Selbstwirksamkeit zu stärken. Die positiven
Rückmeldungen und die hohe Akzeptanz des Angebots unterstreichen die Bedeutung einer solchen Schnittstelle zwischen medizinischem und sozialem Versorgungssystem. Herausforderungen bestehen in den Bereichen Wegezeiten und verfügbare Räumlichkeiten.
Hier können Sie einen Artikel von Nuray Can über das Projekt lesen oder herunterladen " Wenn soziale Probleme hinzukommen "
Projektlaufzeit: 01.06.2024 - 30.11.2024
Kontakt: Thomas Kloppe