Medizinische Versorgung von Menschen mit Demenz in stationären Pflegeeinrichtungen und Wohngemeinschaften während der COVID-19 – Pandemie (PanDemCare)

Niko Sturm, Britta Tetzlaff, Marion Eisele, Martin Scherer

Hintergründe und Ziele
Die COVID-19 – Pandemie trifft vulnerable Gruppen besonders hart. Menschen mit Demenz zeigen sich von der Pandemie „doppelt getroffen“. Sie sind nicht nur besonders gefährdet für eine SARS-CoV2-Infektion und einen schwereren Verlauf der Erkrankung. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass die Demenzerkrankung eine frühe Diagnose und Behandlung der SARS-CoV2-Infektion erschwert, sowie die Mortalität erhöht. Zudem fallen für Menschen mit Demenz neben den mit der Pandemie einhergehenden Kontakteinschränkungen mit Familienmitgliedern, auch Gruppenaktivitäten sowie andere non-pharmakologische Behandlungsformen weg. Das Fehlen dieser könnte laut Studien in physikalischen Restriktionen oder einem vermehrten Gebrauch von Medikamenten zur Behandlung neuropsychiatrischer Symptome resultieren und ein schnelleres Fortschreiten der Demenzerkrankung begünstigen. Rund ein Drittel aller Menschen mit Demenz leben in Pflegeeinrichtungen. Diese gelangen seit Pandemiebeginn durch diverse Ausbrüche immer wieder in den medialen Fokus. Wichtige Treiber für die hohe COVID-19 – Prävalenz in Pflegeeinrichtungen lagen im späten Umsetzen von Maßnahmen zur Infektionsprävention sowie im Personalmangel. Eine gängige und in der Anzahl wachsende Alternative zur Versorgung von Menschen mit Demenz stellen Wohngemeinschaften dar. Zum Auffangen diverser Kollateralschäden der COVID-19-Pandemie bei Menschen mit Demenz werden umfassende Strategien benötigt. Des Weiteren sollten für diese Gruppe umsetzbare und wirksame Quarantänepläne erarbeitet werden. Bisher ist allerdings unerforscht, wie die medizinische Versorgung während der Corona-Pandemie in speziellen Pflegeeinrichtungen und Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz erfolgt ist. Ziel des Projektes ist es daher die Herausforderungen und Lösungsansätze für die medizinische Versorgung von Menschen mit Demenz darzustellen und daraus Handlungsempfehlung für die Versorgung von Menschen mit Demenz während der fortdauernden und in zukünftigen Epidemien/Pandemien zu entwickeln.

Design und Methodik
In dieser qualitativen Studie sind leitfadengestützte Einzelinterviews mit Pflegefachpersonen, Hausärzt:innen und Ergo-/Physiotherapeut:innen aus mindestens zwei verschiedenen Pflegeeinrichtungen und zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz geplant. Dabei werden verschiedene Sichtweisen auf die Versorgung von Menschen mit Demenz während den verschiedenen Phasen der Pandemie sowie wesentliche Unterschiede seit Pandemiebeginn beleuchtet. Zur Rekrutierung der Teilnehmer:innen werden verschiedene Pflegeeinrichtungen und Wohngruppen schriftlich und telefonisch kontaktiert und über die geplante Studie informiert. Sie stellen dann den Kontakt zu den an der Versorgung von Menschen mit Demenz beteiligten professionell Pflegenden, Hausärzt:innen und Therapeut:innen her. Alternativ können auch Hausärzt:innen über Ärztenetze oder das Verzeichnis der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) rekrutiert werden. Ergo- und Physiotherapeut:innen könnten ebenfalls über Verbände, die an der Versorgung von in Wohngruppen oder Pflegeeinrichtungen lebenden Menschen mit Demenz beteiligt sind, recherchiert werden. Eine Kontaktaufnahme zu Pflegefachpersonen bzw. Einrichtungen, die Menschen mit Demenz betreuen, wäre ebenfalls über Hausärzt:innen und Therapeut:innen möglich. Mögliche Studienteilnehmer:innen werden schriftlich und telefonisch über die geplante Studie aufgeklärt. Nach Unterzeichnung der Einwilligungserklärung wird ein ca. 30 – 60 minütiges halbstrukturiertes Online-Interview durchgeführt. Die Interviews werden digital aufgezeichnet, anschließend transkribiert, pseudonymisiert und nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz, Schreier) ausgewertet.

Erwarteter Nutzen

Ziel dieser Arbeit ist es, die bisherige Versorgung zu beschreiben, Beispiele für eine gelungene Versorgung zu extrahieren und hemmende Faktoren zu identifizieren. Daraus wird eine Handlungsempfehlung für die medizinische Versorgung dieser Patient:innengruppe in stationären Pflegeeinrichtungen oder Wohngemeinschaften während der andauernden und bei zukünftigen Epidemien und Pandemien entwickelt.

Förderer: Eigenmittel

Laufzeit: Januar 2021 bis März 2022

Ansprechpartner:innen: Britta Tetzlaff , Marion Eisele