14.09.2022        AKTUELLES

Tag der Patientensicherheit: Sichere Medikation

Jeder Mensch benötigt im Laufe seines Lebens Medikamente. Richtig dosiert und angewendet, können sie Erkrankungen behandeln oder vorbeugen – falsch dosiert, angewendet oder überwacht können sie ersthafte Schäden oder Wechselwirkungen verursachen. Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit mit dem Schwerpunkt „Sichere Medikation“ am 17. September beantwortet Dr. Michael Baehr, Leiter der Klinikapotheke des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Fragen zum Thema Medikamentensicherheit.

In welchem Zusammenhang stehen Patientensicherheit und Medikation?

Dr. Michael Baehr: Die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln werden in klinischen Studien vor der Zulassung detailliert geprüft. Bei der Verordnung wägen Ärzt:innen die gewünschte Wirkung gegen mögliche Nebenwirkungen ab, die auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch auftreten können. Es kommt aber immer wieder zu Medikationsfehlern, also Situationen, in denen vom bestimmungsgemäßen Gebrauch abgewichen wird. Diese können bei der Verordnung, bei der Abgabe durch die Apotheke oder bei Einnahme durch die Patient:innen selbst passieren. Nicht alle Medikationsfehler sind schwerwiegend, allerdings gehen ca. 200.000 Krankenhauseinweisungen jährlich auf Medikationsfehler zurück.

Wie können Medikationsfehler verhindert werden?

Dr. Michael Baehr: Auch in Krankenhäusern passieren Medikationsfehler, zum Beispiel, weil der Versorgungsprozess noch analog, also auf Papier, organisiert wird. Aus Studien wissen wir, dass zum Beispiel beim manuellen Sortieren von Medikamenten ohne digitale Unterstützung eine Fehlerquote von vier Prozent entsteht. Daher haben wir im UKE bereits vor mehr als 10 Jahren einen komplett digitalen Medikationsprozess eingeführt, der als Closed Loop Medication Management bezeichnet wird.

Was ist das Closed Loop Medication Management?

Dr. Michael Baehr: Das Closed Loop Medication Management bezeichnet ein anerkanntes Verfahren, um das Risiko für Medikationsfehler zu minimieren. Digitalisierung spielt in der Klinikapotheke des UKE eine zentrale Rolle. Die elektronischen Verordnungen der Ärtz:innen werden durch Stationsapotheker:innen validiert, die Arzneimittel werden im sogenannten Unit Dose System automatisch in kleine Einheiten verpackt und mit den wichtigsten Daten (Patient:innenname, Einnahmezeitpunkt und –dauer, Wirkstoffe) versehen. Die Dokumentation der Gabe erfolgt abschließend ebenso im elektronischen System. Die Fehlerquote in diesem vollautomatisierten System liegt nahezu bei null.

Wie ist der Prozess der Arzneimittelverschreibung bis hin zum Patient:innenbett?

Dr. Michael Baehr: Die Ärzt:innen verschreiben Medikamente elektronisch, bereits hier gibt das System Hinweise auf mögliche unerwünschte Wirkungen. Jede neue Verschreibung wird anschließend von Stationsapotheker:innen geprüft und erst dann im elektronischen System freigegeben. Die Daten werden dann an Verpackungsmaschinen und Kommissionieranlagen weitergeleitet, patientenbezogen verpackt und zur ersten Abendgabe auf die Stationen geliefert. Hier angekommen wird die Lieferung mit der Verordnung abgeglichen, die Einnahme überwacht und dokumentiert. Unsere Stationsapotheker:innen geben Ärzt:innen in der Woche mehr als 1.300 Hinweise zur Optimierung der Therapie. Gemeinsam mit den anderen Kolleg:innen der Apotheke sorgt es dafür, dass die Arzneimitteltherapie von ca. 1.700 Patient:innen auf 83 Stationen fehlerfrei abläuft. Jeden Tag verlassen ca. 15.000 Unit Doses die Apotheke.

In welche Richtung werden sich Klinikapotheken in Zukunft entwickeln?

Dr. Michael Baehr: Als universitäre Klinikapotheke sind wir in die Forschung eingebunden, derzeit unterstützen wir etwa 130 klinische Prüfungen und forschen selbst im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit sowie zum Thema Digitalisierung und Automation. Alle Projekte haben eins gemeinsam: Wir wollen die Therapie unserer Patient:innen weiter optimieren und eine bestmögliche Arzneimitteltherapiesicherheit erzielen. Ein Forschungsschwerpunkt ist der 3D-Druck von Arzneimitteln. In einem von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekt untersuchen wir die Möglichkeit, den 3D-Druck als alternatives Fertigungsverfahren in unser Closed Loop Medication Management einzubinden.

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