10.12.2021        FORSCHUNG

Neues aus der Forschung - Publikationen aus dem UKE

Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) veröffentlichen neueste Erkenntnisse aus klinischer und Grundlagenforschung. Hier einige Hinweise auf aktuelle Publikationen, Studien und andere Forschungsprojekte.

Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert UKE-Nachwuchsprogramm „iPrime-Clinical Scientist“

Das Nachwuchsprogramm „iPrime-Clinical Scientist“ des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wird von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung als eines von deutschlandweit drei Forschungskollegs gefördert. Insgesamt erhält das UKE über drei Jahre 1,2 Millionen Euro. Der wissenschaftliche Fokus von iPRIME-CS liegt auf dem molekularen Verständnis von Immunregulation und -fehlregulation bei Infektionen und Autoimmunerkrankungen. Das Ziel ist die Entwicklung neuer präventiver, diagnostischer und therapeutischer Anwendungen. Das Kolleg ist interdisziplinär angelegt und bindet international führende Expert:innen für verschiedene Organsysteme ein. Die Forschenden werden in ihren einzelnen Projekten überschießende Immunreaktionen, Infektionen und resultierende Gewebeantworten in diesen unterschiedlichen Systemen charakterisieren und vergleichend analysieren.

„Programme wie iPRIME-CS ermöglichen es jungen Ärzt:innen, mit den rasanten Entwicklungen der immunologischen Forschung Schritt zu halten“, sagt Prof. Dr. Ulf Panzer, Nephrologe im UKE und Sprecher des Hamburg Center for Translational Immunology.

Neben dem iPRIME-CS Kolleg bietet das UKE im Bereich „Inflammation, Infektion und Immunität“ auch die Nachwuchsförderprograme iPrime (Promotionscurriculum) und iStar (Advanced Clinician Scientist) an. Gemeinsam bilden die drei Förderprogramme ein durchgehendes Curriculum im Bereich der Entzündungsforschung in der gemeinsamen Struktur des Hamburg Center for Translational Immunology ab.

„Gerade die Corona-Pandemie veranschaulicht den kritischen Bedarf von Clinician Scientists, Ärzt:innen die sowohl klinisch und forschend tätig sind, im Bereich Immunität und Infektion für die Prävention, Medikamentenentwicklung und Bewältigung von Gesundheitskrisen. Mit dem Projekt werden kommende Generationen von Clinician Scientists in einer durchgehenden Förderkette optimal für die medizinische Forschung im Bereich Immun- und Infektionserkrankungen ausgebildet“, sagt Prof. Dr. Tobias Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE, der neben iPRIME-CS ebenfalls auch einer der Mitinitiatoren des iPRIME- und iSTAR-Programms am UKE ist.

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Tobias Huber und Prof. Dr. Ulf Panzer , beide III. Medizinische Klinik und Poliklinik

Weiterer neuer Sonderforschungsbereich unter UKE-Beteiligung bewilligt

Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sind an einem weiteren, kürzlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligten, Sonderforschungsbereich (SFB) beteiligt: Im SFB „Cognition of Interaction“ werden unter Leitung der Universität Göttingen die kognitiven und neurobiologischen Grundlagen von sozialen Interaktionen erforscht. Im UKE ist der SFB der Arbeitsgruppe „Valuation and Social Decision-Making“ des Instituts für Systemische Neurowissenschaften zugeordnet. In dem SFB-Projekt untersuchen Arbeitsgruppenleiter Dr. Jan Gläscher und sein Team sogenannte Theory of Mind-Prozesse in menschlichen Probanden, die eine dynamische, interaktive Entscheidungsaufgabe lösen. Theory of Mind beschreibt die kognitiven Prozesse, die es Menschen ermöglichen über die Intentionen und Ziele von anderen nachzudenken und sich in sie hinein zu versetzen, um so genauere Vorhersagen des Verhaltens von anderen treffen zu können. Die Fördersumme des gesamten SFB beträgt rund 12,5 Millionen Euro für zunächst vier Jahre.

Kontakt für Rückfragen: Dr. Jan Gläscher , Institut für Systemische Neurowissenschaften

Förderung durch Innovationsfonds: Mundgesundheit bei Pflegebedürftigen

Das Versorgungsforschungsprojekt InSEMaP (Interaktion von Systemischen Erkrankungen und Mundgesundheit bei ambulanter Pflegebedürftigkeit) wird drei Jahre lang mit insgesamt 1,3 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. In dem von Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleiteten Projekt wird untersucht, wie sich die Mund- und Zahngesundheit bei ambulanter Pflegebedürftigkeit entwickelt und ob sich die Inanspruchnahme von Zahnärzt:innen verändert. Ziel der Forschenden ist es, die zahnärztliche Versorgung und die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern. Denn eine mangelnde Mundhygiene kann sich negativ auf systemische Erkrankungen – wie zum Beispiel am Herzen – auswirken, derentwegen die Menschen unter Umständen pflegebedürftig geworden sind.

Konkret werden die Wissenschaftler:innen die objektive Mundgesundheit von Pflegebedürftigen im Kontext des somatischen Gesundheitszustandes und der mundgesundheitlichen Lebensqualität erheben und analysieren. Außerdem sollen Barrieren und förderliche Faktoren von zahn- und hausärztlicher sowie pflegerischer Versorgung identifiziert werden. Eine Auswertung von Krankenkassendaten der DAK soll zudem zeigen, wie sich das zahnärztliche Besuchsverhalten nach Beginn einer Pflegebedürftigkeit verändert. Die Ergebnisse sollen das Bewusstsein von Hausärzt:innen und Pflegepersonen für Zusammenhänge des systemischen Gesundheitszustands und die Bedeutung der zahnärztlichen Prävention verstärken und in eine intensivere Interaktion mit den Zahnärzt:innen münden.

Im Versorgungsforschungsprojekt InSEMaP kooperieren fachübergreifend drei UKE-Abteilungen: das Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, das Institut und die Poliklinik für Allgemeinmedizin sowie die Poliklinik für Parodontologie, Präventive Zahnmedizin und Zahnerhaltung. Konsortialpartner:innen sind die Hochschule für Angewandte Wissenschaft und die DAK Gesundheit, während die Kassenzahnärztliche Vereinigung Hamburg als Kooperationspartner mit an Bord ist.

Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Alexander Konnopka , Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung

Kommissionsbericht: Zahl der fortgeschrittenen Lebererkrankungen reduzieren

Eine Kommission aus Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen und Patient:innenvertreter:innen, an der das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) beteiligt ist, hat gemeinsam mit der Europäischen Fachgesellschaft zum Studium der Leber (EASL) eine Übersichtsarbeit zur Bedeutung von Lebererkrankungen in Europa im Fachmagazin Lancet veröffentlicht. Sie stellt heraus, wie zukünftig Lebererkrankungen vermieden beziehungsweise früh erkannt werden können. Erkrankungen der Leber sind aktuell nach Herzerkrankungen die zweithäufigste Ursache für krankheitsbedingte Verluste an Arbeitsjahren in Europa und belasten die Gesundheitssysteme erheblich.

Derzeit liegt der klinische Fokus auf der Behandlung von Komplikationen der Leberzirrhose, dem Endstadium unterschiedlicher Erkrankungen der Leber. Die häufigsten Ursachen der Leberzirrhose in Europa sind schädlicher Alkoholgenuss und in zunehmenden Maße Übergewicht. „In dem vorliegenden Kommissionsbericht werden die wichtigsten Punkte herausgearbeitet, um die Zahl von fortgeschrittenen Lebererkrankungen in Zukunft zu reduzieren“, erklärt Co-Autor Prof. Dr. Christoph Schramm, I. Medizinische Klinik des UKE. Durch Präventionsprogramme, die auf Übergewicht und Alkoholmissbrauch abzielen, sowie durch Früherkennung von virusbedingten Leberentzündungen könnten geschätzt 300.000 Todesfälle in Europa pro Jahr vermieden werden, so Schramm.

Das UKE koordiniert das Europäische Referenznetzwerk für Seltene Lebererkrankungen (ERN RARE-LIVER) und bietet mit dem neu gegründeten Universitären Leberzentrum Hamburg mit seinen Spezialambulanzen eine niederschwellige Anlaufstelle für Menschen mit häufigen und seltenen Lebererkrankungen.

Literatur: Karlsen et. al. The EASL–Lancet Liver Commission: protecting the next generation of Europeans against liver disease complications and premature mortality, THELANCET-D-21-02994R1.

DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)01701-3

Kontakt: Prof. Dr. Christoph Schramm , und Dr. Peter Hübener , beide I. Medizinische Klinik und Poliklinik

Studie zur erhöhten Amputationsrate unter Antidiabetika – Wie wirken sich Warnungen von Regulationsbehörden auf die deutschlandweite Versorgungsrealität aus?

Mehr als eine halbe Milliarde Menschen leiden heutzutage an Diabetes, Herzinsuffizienz oder chronischem Nierenversagen. Viele davon werden zunehmend häufig mit Sodium Glucose Co-Transporter 2 Inhibitoren (kurz: SGLT2-Hemmern - blutzuckersenkende Wirkstoffe aus der Gruppe der Antidiabetika) behandelt. Können die durch interdisziplinäre Leitlinien empfohlenen Behandlungen mit SGLT2-Inhibitoren bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes und hohem kardiovaskulärem Risiko zu unerwünschten Bein- und Zehenamputationen führen? Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben durch Auswertung von Krankenkassendaten gesehen, dass insbesondere die Hochrisikogruppe von Patient:innen mit Typ-2-Diabetes und gleichzeitiger peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) von der Behandlung mit SGLT2-Hemmer profitiert. Hingegen konnte eine überdurchschnittlich häufige Rate an Bein- und Zehenamputationen in der Patient:innengruppe von Typ-2-Diabetiker:innen ohne diese Nebenerkrankung beobachtet werden. Diese Hinweise auf einen Nutzen in der einen Gruppe und Risiken in der anderen Gruppe wurden allerdings nur in der Anfangszeit der Markteinführung bis 2017 beobachtet.

Die Ergebnisse von zwei randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von SGLT2-Inhibitoren, die 2017 veröffentlicht wurden, waren Anlass für kontroverse Diskussionen und haben zu Anwenderwarnungen nationaler und internationaler Regulationsbehörden geführt. Während die Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bis heute an der Warnung festhält, hat die Food & Drug Administration (FDA) sie mittlerweile zurückgenommen.

In der aktuellen UKE-Studie mit mehr als 100.000 Patient:innen wurde untersucht, ob sich die Wirksamkeit und die Risiken vor und nach der EMA-Warnung geändert haben. Die Ergebnisse unterstreichen, dass insbesondere Patient:innen mit Typ-2-Diabetes und PAVK ein hohes Risiko für Amputationen haben und von einer medikamentösen Therapie mit SGLT2-Hemmern profitieren. Die interessante Beobachtung, dass sowohl die Hinweise auf einen Nutzen als auch Risiken von SGLT2-Hemmern nach der Veröffentlichung der EMA-Warnung im Februar 2017 nicht mehr in den Versorgungsdaten nachweisbar waren, lässt auf eine Änderung der Versorgungsrealität und Anpassung der Patient:innenselektion schließen.

Literatur: Rodionov RN, Peters F, Marschall U, L'Hoest H, Jarzebska N, Behrendt CA. Initiation of SGLT2 Inhibitors and the Risk of Lower Extremity Minor and Major Amputation in Patients with Type 2 Diabetes and Peripheral Arterial Disease: A Health Claims Data Analysis, European Journal of Vascular and Endovascular Surgery, 2022

DOI: https://doi.org/10.1016/j.ejvs.2021.09.031

Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Christian-Alexander Behrendt , Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin

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