28.01.2020

Landesforschungsförderung: Sechs Projekte von UKE-Forschenden ausgezeichnet

Sehr erfolgreich waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) bei der Bewerbung um die Landesforschungsförderung 2020: Von 13 an Hamburgs Universitäten und Forschungseinrichtungen geförderten Projekten stehen sechs unter Leitung des UKE. Damit verbunden sind Fördergelder fürs UKE in Höhe von rund 9,2 Millionen Euro. Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung sowie Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg, stellte die Preisträger am 28. Januar 2020 im Rahmen der Landespressekonferenz im Hamburger Rathaus vor.

Die geförderten Projekte des UKE

„Schwangerschaft, Immunität, und Gesundheitsrisiken bei Mutter und Kind”

Sprecherin: Prof. Dr. Petra Arck, Labor für Experimentelle Feto-Maternale Medizin im Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin sowie Forschungsdekanin der Medizinischen Fakultät

Die Schwangerschaft kann gesundheitliche Vor- und Nachteile bei Mutter und Kind herbeiführen. Ein Beispiel für gesundheitliche Vorteile von Schwangeren ist der verbesserte Verlauf von Autoimmunerkrankungen, z.B. Multiple Sklerose (MS). Zu den Nachteilen für Schwangere zählt das Risiko für Infektionen, wie beispielsweise Grippe, aber auch Malaria. Gesundheitlich Nachteile für das Kind, die ihren Ursprung in der Schwangerschaft nehmen und sich auch noch Jahre nach der Geburt entwickeln können, sind ebenfalls ein hohes Infektionsrisiko sowie Erkrankungen des Immunsystems, wie MS, Allergien und Asthma. Diese Erkrankungen des Kindes können durch mütterliche Faktoren während der Schwangerschaft wie schlechte Ernährung, Stress, Infektionen oder Medikamenteneinnahme entstehen. Der gemeinsame Nenner dieser gesundheitlichen Beeinflussungen bei Mutter und Kind ist das Immunsystem. Ziel des Forschungsverbundes ist daher, den Einfluss des Immunsystems bei Schwangerschaft und fetalem Wachstum aufzuklären, um das Auftreten dieser Erkrankungen zu vermindern.

„Mechanismen der Erregung und Hemmung im Gehirn“

Sprecher: Prof. Dr. Matthias Kneussel, Institut für Molekulare Neurogenetik, Direktor des Zentrums für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH)

Verhaltensweisen und Emotionen sowie unsere Fähigkeit, zu lernen oder uns zu erinnern, basieren auf elektrischer Aktivität und der Veränderbarkeit von Nervenzellen im Gehirn. Störungen dieser Hirn-Aktivitäten spielen eine ursächliche Rolle bei der Entstehung psychiatrischer Erkrankungen. Ähnlich wie ein Fahrzeug beschleunigt und abgebremst wird, benutzt das Gehirn erregende und hemmende Synapsen und Schaltkreise, um einmal aktivierte Prozesse wieder gezielt abschalten zu können. Erregung und Hemmung in einem Nervensystem präzise kontrollieren zu können und in der Balance zu halten, ist demnach eine Voraussetzung für kognitive Leistung. Die beteiligten Wissenschaftler dieses Projektes erforschen das Gleichgewicht neuronaler Prozesse in der Informationsverarbeitung des Gehirns. Erkenntnisse dieser Art sollen dazu beitragen, das Gedächtnis besser zu verstehen sowie Krankheiten unseres Nervensystems zu bekämpfen.

„Liver: Tolerance and Autoimmunity”

Sprecher: Prof. Dr. Christoph Schramm, I. Medizinische Klinik und Poliklinik

Die Leber ist unser zentrales Organ des Stoffwechsels und filtert alles Blut, welches aus dem Darm in den Körper strömt. Die Leber arbeitet weitgehend unbemerkt, ihre Funktion ist jedoch lebensnotwendig. Aufgrund ihres Aufbaus und ihrer anatomischen Lage im Körper ist sie außerdem von entscheidender Bedeutung für die Regulation von Entzündung und Immuntoleranz im Körper. Ohne ihre Funktion würden wir ständig gegen unsere Umwelt, z.B. die Bakterien in unserem Darm, Entzündungsreaktionen entwickeln. Trotz dieser Funktion kommt es auch in der Leber zu Autoimmunerkrankungen, bei denen das eigene Immunsystem die eigene Leber entzündet und die akut oder chronisch das Organ zerstören können. In der beantragten Forschungsgruppe „Leber: Toleranz und Autoimmunität“ soll erforscht werden, wie es zum Erhalt, aber auch zur Durchbrechung der Immuntoleranz in der Leber kommt. Dadurch sollen zukünftig neue Therapien für Autoimmunerkrankungen entwickelt und besser verstanden werden können, wie nicht nur in der Leber, sondern im gesamten Körper Entzündung und Autoimmunität reguliert werden.

„Mechanismen der Zellkommunikation während einer Infektion“

Sprecherin: Prof. Dr. Maura Dandri, I. Medizinische Klinik und Poliklinik

Die Kommunikation zwischen Zellen ist essentiell, um Pathogene zu erkennen, eine passende Immunantwort auszulösen und damit die Infektion zu kontrollieren. Gleichzeitig haben Pathogene Strategien entwickelt, um diesen Ausweichmechanismen zu entgehen. Ziel ist es, verschiedene Arten der Zell-Zell-Kommunikation zu charakterisieren, um durch dieses Verständnis neue diagnostische und therapeutische Ansätze für Infektionskrankheiten zu entwickeln. Diese Förderung soll eine bessere Vernetzung beteiligter Forschungsgruppen aus verschiedenen Einrichtungen (UKE, CSSB und Leibniz-Gemeinschaft mit HPI und BNI) ermöglichen und somit die Infektionsforschung in Hamburg auf entscheidende Weise stärken. Die hervorragende Expertise der Forschungsgruppen sowie die Kombination aus Grundlagenforschung und translationalen Ansätzen bieten beste Voraussetzungen, um bei der DFG einen SFB erfolgreich zu beantragen.

„Interaktion zwischen Stoffwechsel und Entzündungsprozessen: Molekulare und zelluläre Signale in Organen und Organoiden“

Sprecher: Prof. Dr. Jörg Heeren, Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie

In Deutschland sind ca. 20 Prozent der Bevölkerung stark übergewichtig. Die Therapien der assoziierten Erkrankungen wie Diabetes, der Fettleberentzündung (NASH) oder dem Kolonkarzinom verursachen jährliche Kosten im zweistelligen Milliardenbereich. Wie Übergewicht die Entstehung und das Voranschreiten dieser Volkskrankheiten fördert, ist allerdings nur teilweise verstanden. Unbestritten ist, dass Übergewicht sowohl den Organ-Stoffwechsel als auch die Zellen des Immunsystems beeinflusst. In diesem Projekt sollen daher innovative laserbasierte Technologien angewandt werden, um krankheitsrelevante Molekülsignaturen in Darm, Fettgewebe und Leber zu identifizieren. Dieser neuartige Ansatz soll es den Forschenden ermöglichen, die Interaktion zwischen Stoffwechsel und Immunsystem im Kontext von Übergewicht und Fehlernährung zu verstehen und neue Therapieoptionen zu entwickeln.

„Innovative Technologien in der Krebsdiagnostik und -therapie”

Sprecherin: Prof. Dr. Dr. Sonja Loges, II. Medizinische Klinik und Institut für Tumorbiologie, Sprecher: Priv.-Doz. Dr. Malte Kriegs, Labor für Strahlenbiologie und Experimentelle Radioonkologie in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

Krebserkrankungen sind eine der zentralen gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, ist ein anhaltender Fortschritt in der Krebsforschung unverzichtbar. Dieser Fortschritt setzt zum einen die Ausbildung eines exzellenten Nachwuchses, zum anderen eine stetige Integration innovativer Schlüsseltechnologien in die Krebsforschung voraus. Durch die Kooperation führender Kliniker, Natur- und Ingenieurswissenschaftler der UHH und der TUHH im Rahmen interdisziplinärer Promotionen sollen nun beide zentralen Voraussetzungen gemeinschaftlich umgesetzt werden. Die Promotionen werden dabei jeweils von zwei sich ergänzenden Fachdisziplinen betreut und im Rahmen eines Graduiertenkollegs mit Unterstützung des Universitären Krebszentrums Hamburg durchgeführt. Ziel ist es, Spitzentechnologien für die Weiterentwicklung der Krebsdiagnostik und -therapie zu nutzen. Darüber hinaus soll das GRK dazu beitragen, die Stellung Hamburgs als Ort hervorragender Krebsforschung auszubauen.