Chronical illness-related LIMitations in the Ability to cope with rising TEmperatures (“CLIMATE Cohort Study”)


Hintergrund

Der fortschreitende Klimawandel führt dazu, dass heiße Tage und Hitzewellen in der Tendenz immer häufiger auftreten. Bei anhaltender Hitze haben besonders Menschen mit chronischen Erkrankungen ein höheres Risiko für gesundheitliche Beschwerden und unerwünschte Ereignisse, wie z.B. Hitzschlag. Die Befähigung von Menschen mit chronischen Krankheiten, hitzebedingte Gesundheitsrisiken zu erkennen und in solchen Situationen angemessen zu handeln, ist ein wesentliches Element des Schutzes der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen der Hitze. So können beispielsweise individuelle Kühlungsstrategien dazu beitragen, die physiologische Hitzebelastung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken deutlich zu reduzieren. Gegenwärtig gibt es bereits ein breites Spektrum von Empfehlungen verschiedener Akteure zum Umgang mit Hitze. Der mögliche gesundheitliche Nutzen dieser Empfehlungen ist jedoch unter Alltagsbedingungen noch nicht ausreichend erforscht. Insbesondere fehlt es an Daten für Menschen mit chronischen Krankheiten.

In der CLIMATE-Studie soll daher ermittelt werden, in welchem Maße chronisch kranke Patienten während heißer Tagen Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit erleben, in welchem Maße die Beeinträchtigung durch psychosoziale Faktoren beeinflusst wird und in welchem Maße der individuelle Umgang mit Hitze zum Schutz vor diesen Gesundheitsstörungen beitragen kann.

Vorgehen

Die CLIMATE-Studie ist eine prospektive Kohortenstudie mit Menschen mit chronischen Erkrankungen. Die Studie basiert auf Online-Erhebungen mittels eines Baseline-Fragebogens und Symptomtagebüchern, die an 12 spezifischen Beobachtungstagen ausgefüllt werden. Auf diesem Wege werden im Zusammenhang mit Hitze stehende Symptome, der individuelle Umgang mit Hitze und weitere Variablen, wie z.B. soziodemografische und psychosoziale Faktoren, erhoben.

Der Umgang mit Hitze wird mit einem selbstentwickelten Instrument erfasst. Grundlage der Entwicklung war die Literatur zur Messung von Resilienz sowie zu protektiven Faktoren und Maßnahmen zur Vermeidung von negativen Effekten von Hitze auf den Gesundheitszustand chronisch kranker Personen. Die identifizierten Items wurden zwischen 2. und 12. Mai 2023 von einem Expertenpanel der Fachgebiete Allgemeinmedizin, Geriatrie, Kardiologie, Diabetologie, Pulmonologie, Psychiatrie, Nephrologie und Notfallmedizin und Klimatologie hinsichtlich Eindimensionalität, Relevanz, Beeinflussbarkeit und Evidenzbasierung bewertet. Reliabilität und Validität der ausgewählten Items wurden im Rahmen unserer Studie überprüft.

Als Expositionsvariable in der Kohortenstudie diente der sog. „Hitzeindex“, der anhand von Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit der nächstliegenden Messstation des Deutschen Wetterdienstes berechnet wird. An allen Follow-Up-Befragungen wurde von Patienten ein Symptomtagebuch ausgefüllt, das verschiedene Beschwerden erfasst, die durch Hitze ausgelöst werden können, z.B. Luftnot, Kreislaufprobleme oder Übelkeit und Erbrechen. Die Studie wurde zwischen dem 24 Juli und 3. September 2023 mit 294 Beobachtungen von 61 Patienten aus 14 Praxen pilotiert. Die zweite Erhebungswelle mit 4.434 Beobachtungen von 509 Patienten aus 64 Praxen wurde zwischen 23. Mai und 19. September 2024 umgesetzt.

In die Studie eingeschlossen werden alle Patienten mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen, bei der potentielle Gesundheitsrisiken durch Hitze bestehen. Die Ausschlusskriterien beinhalten schlechte Deutschkenntnisse, mangelnde Einwilligungsfähigkeit und funktionale Einschränkungen, z.B. Blindheit. In kooperierenden Praxen werden geeignete Patienten zur Teilnahme an der Studie eingeladen werden. Bei Interesse können sich die Patienten nach informierter Einwilligung online registrieren und den Baseline-Fragebogen ausfüllen. Anschließend erfolgen Follow-Up-Befragungen, die an sowohl möglichst heißen als auch kälteren Tagen stattfinden.

Die Studie wurde zwischen dem 24 Juli und 3. September 2023 mit 294 Beobachtungen von 61 Patienten aus 14 Praxen pilotiert ( NCT05961163 ). Die zweite Erhebungswelle mit 4.434 Beobachtungen von 509 Patienten aus 64 Praxen wurde zwischen 23. Mai und 19. September 2024 umgesetzt ( NCT06407154 ). Aktuell wird eine dritte Erhebungswelle mit deutschen und italienischen Patienten durchgeführt ( NCT06890208 ).

Erwarteter Nutzen, erwartete Ergebnisse

Die Kenntnis über die Korrelation zwischen chronischen Erkrankungen und dem Umgang mit Hitze auf der einen und der Symptombelastung auf der anderen Seite, könnte Hausärzten dabei helfen, chronisch Kranke in Hitzeperioden besser zu betreuen. Mögliche Interventionen können z.B. Schulungen oder die Beauftragung eines Pflegedienstes umfassen.

Kooperationspartner

  • Institut für Allgemeinmedizin, Universität Rostock
  • Institut für Allgemeinmedizin, Campus Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
  • Institut für Allgemeinmedizin, Universität zu Köln
  • Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
  • Institut für Allgemeinmedizin, Uniklinikum Erlangen
  • Institut für Hausarztmedizin, Universität Bonn
  • Institut für Allgemeinmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Istituto di Medicina Generale e Public Health, Scuola Provinciale Superiore di Sanità Claudiana, Bolzano

Veröffentlichungen

Jordan A, Nothacker J, Paucke V, Hager K, Hueber S, Karimzadeh A, Kötter T, Löffler C, Müller BS, Tajdar D, Lühmann D, Scherer M, Schäfer I. Association between self-reported protective behaviour and heat-associated health complaints among patients with chronic diseases in primary care: Results of the CLIMATE pilot cohort study. JMIR Public Health Surveill 2024;10:e58711.

Andere Projekte im Themenfeld

  • Primary care-based interventions addressing Chronic illness-related LIMitations of the Ability to cope with heat and rising Temperatures: a scoping review (“ CLIMATE Evidence Study ”)
  • Chronical illness-related LIMitations in the Ability to cope with rising Temperatures: a qualitative study (“ CLIMATE Exploration Study ”)


Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (01GY2109)

Voraussichtliche Projektlaufzeit: Mai 2023 bis April 2026

Ansprechpartnerin: Julia Nothacker, Valentina Paucke

Kontakt: climate@uke.de