Chronical illness-related LIMitations in the Ability to cope with rising TEmperatures (“CLIMATE Study”)

Hintergrund

Zu den häufigsten Krankheiten älterer Patienten gehören Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und Lungenerkrankungen, bei denen Hitze zu zusätzlichen negativen Gesundheitsfolgen führen kann (Bunker et al., 2021, DOI:10.1016/j.ebiom.2016.02.034 ). In den vergangenen Jahren wurde daher zunehmend die Auswirkung von Hitze auf die Gesundheit älterer chronisch kranker Patienten untersucht (Nugent & Fottrell, 2019, DOI:10.1016/S0140-6736(19)31762-3 ). Dabei wurden auch einige dieser Studien in Deutschland durchgeführt (Herrmann & Sauerborn, 2018, DOI:10.3390/ijerph15050843 , Zacharias, Koppe & Mücke, 2015, DOI:10.3390/cli3010100 ).

Die Auswirkungen von Hitze auf den Gesundheitszustand chronisch kranker Menschen sind jedoch individuell unterschiedlich. Ein mögliches Konzept zur Erklärung dieser Unterschiede ist die sog. Resilienz, d.h. die individuelle Fähigkeit, im Angesicht von gesundheitlichen Herausforderungen und Erschütterungen zu überleben, sich anzupassen, zu wachsen und sich bei Bedarf zu verändern (Rockefeller Foundation). Mögliche Komponenten der Resilienz sind dabei psychosoziale Ressourcen, Verhaltensweisen und förderliche Umweltbedingungen (Rönnau-Böse et al., 2022, DOI:10.17623/BZGA:224-i101-1.0 ).

In der CLIMATE-Studie soll ermittelt werden, in welchem Maße ältere, chronisch kranke Patienten während Hitzeperioden negative Einflüsse auf die subjektive Gesundheit erleben, wie groß ihre individuelle Resilienz gegenüber diesen Einflüssen ist und in welchem Maße die Resilienz vor möglichen Effekten der Hitze zu schützen vermag.

Vorgehen

Hitzeresilienz wird mit einem selbstentwickelten Instrument erfasst. Grundlage der Entwicklung ist die Literatur zur Messung von Resilienz sowie zu protektiven Faktoren und Maßnahmen zur Vermeidung von negativen Effekten von Hitze auf den Gesundheitszustand chronisch kranker Personen. Die identifizierten Items wurden zwischen 2. und 12. Mai 2023 von einem Expertenpanel der Fachgebiete Allgemeinmedizin, Geriatrie, Kardiologie, Diabetologie, Pulmonologie, Psychiatrie, Nephrologie und Notfallmedizin und Klimatologie hinsichtlich Eindimensionalität, Relevanz, Beeinflussbarkeit und Evidenzbasierung bewertet. Reliabilität und Validität der ausgewählten Items werden im Rahmen unserer Studie überprüft.

Eingeschlossen werden alle Patienten mit einer spezifischen chronischen Erkrankung, bei der potentielle Gesundheitsrisiken durch Hitze bestehen. Die Ausschlusskriterien beinhalten schlechte Deutschkenntnisse, mangelnde Einwilligungsfähigkeit und funktionale Einschränkungen, z.B. Blindheit. In 50 teilnehmenden Praxen sollen jeweils 30 Patienten zur Teilnahme an der Studie eingeladen werden. Bei Interesse können sich Patienten nach Einwilligung in die Studienteilnahme online registrieren und den Baseline-Fragebogen ausfüllen. Anschließend erfolgen Follow-Up-Befragungen.

Vor jeder Erhebungswoche wird anhand der Wettervorhersage ermittelt, wann die Follow-Up-Befragung in dieser Woche stattfinden soll. Dabei soll bis zu die Hälfte der Erhebungstage einen Hitzeindex von 30°C aufweisen. Der Hitzeindex wird anhand von Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit der nächstliegenden Messstation des Deutschen Wetterdienstes berechnet. In Wochen, in denen der Erhebungstag nicht über den Hitzeindex ausgewählt wird, wird per Zufall über den Wochentag der Befragung entschieden. An allen Follow-Up-Befragungen wird von Patienten ein Symptomtagebuch ausgefüllt. Das Symptomtagebuch enthält ein globales Maß für die subjektive Gesundheit (visuelle Analogskala) und erfasst verschiedene Beschwerden, die durch Hitze ausgelöst werden können, z.B. Schwindelgefühle, Depression/Ängstlichkeit oder Kopfschmerzen.

Die Beobachtungsdauer der Studie umfasst den Zeitraum vom 17. Juli bis 15. Oktober 2023.

Erwarteter Nutzen, erwartete Ergebnisse

Die Kenntnis über die Korrelation zwischen chronischen Erkrankungen und Resilienz auf der einen und der subjektiven Gesundheit/Symptombelastung auf der anderen Seite, könnte Hausärzten dabei helfen, chronisch Kranke in Hitzeperioden besser zu betreuen. Mögliche Interventionen können z.B. Schulungen oder die Beauftragung eines Pflegedienstes umfassen.

Voraussichtliche Projektlaufzeit: Mai 2023 bis April 2024

Ansprechpartner: Julia Nothacker

Kontakt: climate@uke.de