10.07.2025        FORSCHUNG

Neues aus der Forschung

Wirkstoff Mycophenolsäure kann Entstehung neuer SARS-CoV-2-Virusvarianten begünstigen | Menschen nutzen im Gehirn kodierte Informationen nur selektiv bei Entscheidungsfindung | Forschungsgruppe zur Steuerung der Genexpression und Wirtsantwort durch DNA Viren wird weiter gefördert.

Wirkstoff Mycophenolsäure kann Entstehung neuer SARS-CoV-2-Virusvarianten begünstigen

Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Ruhr-Universität Bochum und dem Leibniz-Institut für Virologie haben herausgefunden, dass der immunhemmende Wirkstoff Mycophenolsäure (MPA) die Entstehung neuer SARS-CoV-2-Virusvarianten begünstigen kann. In Studien traten bestimmte Veränderungen im Erbgut von SARS-CoV-2 auf (Mutationen S P812R, ORF3 Q185H und E S6L). Der Wirkstoff MPA wirkt somit zwar antiviral, aber Viren wie SARS-CoV-2 können den Mechanismus umgehen, indem sie sich anpassen. „Das weist darauf hin, dass unter immunsuppressiven Bedingungen neue, angepasste Virusvarianten entstehen können – ein möglicher Risikofaktor, der bei Patient:innen mit geschwächtem Immunsystem berücksichtigt werden sollte“, sagt Dr. Toni Luise Meister, Erstautorin und Forschungsgruppenleiterin im Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung des UKE. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.

Der Wirkstoff MPA, ein sogenannter Antimetabolit, wird eingesetzt, um das Immunsystem gezielt zu unterdrücken, besonders nach Transplantationen von Organen wie Niere, Leber oder Herz, um eine Abstoßung des neuen Organs zu verhindern. Dabei hemmt MPA zugleich die Vermehrung verschiedener Viren, darunter SARS-CoV-2, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und das Mpox-Virus (MPXV). Die Studien haben aber gezeigt: Das Virus kann diese Hemmung umgehen.

Publikation: Meister, Pfaender et al. Mycophenolic acid treatment drives the emergence of novel SARS-CoV-2 variants. PNAS. 2025.

DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.2500276122

Kontakt für Rückfragen: Dr. Toni Luise Meister , Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung

Menschen nutzen im Gehirn kodierte Informationen nur selektiv bei Entscheidungsfindung

Menschen ignorieren oft solche Informationen, die ihren Überzeugungen widersprechen. Daraus resultiert eine Tendenz, die eigenen Urteile immer wieder zu bestätigen – dies wird auch als „Confirmation bias“ bezeichnet. Dabei sind sowohl die eine Entscheidung bestätigenden als auch die ihr widersprechenden Informationen gleichermaßen im Gehirn kodiert, sogar in höherstufigen Regionen des Scheitellappens. Das haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) mittels Magnetoenzephalographie und neuen informationstheoretischen Daten-Analyseverfahren herausgefunden. Die neuralen Codes für inkonsistente Information werden aber weniger präzise für spätere Entscheidungen „ausgelesen“ als konsistente Information. Die durch Confirmation bias ignorierte Information ist demnach im Gehirn verfügbar und Entscheidungsträger könnten lernen, diese Information zu nutzen, um neutralere Entscheidungen zu fällen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler:innen aus dem Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie des UKE im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.

Publikation: Park et al. Confirmation Bias through Selective Readout of Information Encoded in Human Parietal Cortex. Nature Communications. 2025.

DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-025-61010-x

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Tobias Donner , Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie

Forschungsgruppe zur Steuerung der Genexpression und Wirtsantwort durch DNA Viren wird weiter gefördert

Die Forschungsgruppe FOR 5200 „Disrupt - Evade - Exploit: Steuerung der Genexpression und Wirtsantwort durch DNA Viren (DEEP-DV)“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für weitere vier Jahre mit 5,3 Millionen Euro gefördert; davon gehen 1,5 Millionen Euro ans Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das UKE hat zusammen mit der TU Braunschweig die Sprecherschaft der Forschungsgruppe. DEEP-DV vereint Wissenschaftler:innen mit ausgeprägter virologischer Expertise und einschlägiger Erfahrung in der Anwendung modernster experimenteller Methoden wie Genom-, Transkriptom- und Epigenom-Analytik, RNP-Proteomik, Einzelzelltechnologien und Mikroskopierverfahren sowie bioinformatischer Datenanalytik. „Dieser Ansatz wird es uns ermöglichen, ein wesentlich verbessertes Verständnis der Kontrollmechanismen akuter und chronischer DNA-Virusinfektionen zu entwickeln, welches langfristig zur Entwicklung neuer Therapiestrategien beitragen kann“, erklärt Sprecherin Prof. Dr. Nicole Fischer, Direktorin des Instituts für Molekulare Virologie und Tumorvirologie.

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Nicole Fischer , Institut für Molekulare Virologie und Tumorvirologie


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