28.11.2023        AKTUELLES

Welt-Aids-Tag 2023: Aufklärung, Prävention und Versorgung bleiben zentrale Themen

Fragen an… Dr. Olaf Degen

Über 2.000 Menschen infizieren sich jedes Jahr neu mit HIV. Während die Infektion ohne Behandlung in den meisten Fällen zu schweren Erkrankungen (Aids) führt, können Menschen mit HIV bei entsprechender Therapie mittlerweile ein langes Leben führen. Seit 2021 leistet der „check Point“ des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) einen aktiven Beitrag zur Aufklärung, Prävention und Versorgung bei HIV – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Der „check Point“ des UKE – ab Anfang 2024 zusätzlich in Hamburg-Harburg – ist damit die erste universitäre Anlaufstelle für sexuelle Gesundheit in Norddeutschland. Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember unter dem Motto „Leben mit HIV – anders als du denkst“ gibt Dr. Olaf Degen, Ärztlicher Leiter der Infektiologie des Ambulanzzentrums des UKE, im Interview einen Einblick in aktuelle Beratungs- und Behandlungsangebote rund um HIV und neue Therapieansätze.

Was passiert bei einer HIV-Infektion?

Dr. Olaf Degen: Eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) schädigt oder zerstört Zellen, die für die Immunabwehr zuständig sind. Menschen mit HIV, die nicht therapiert werden, sind damit anfälliger für Erkrankungen, die bei Nichtinfizierten sonst unproblematisch verlaufen. Wichtig ist zu betonen, dass die Lebenserwartung bei einer HIV-Infektion durch die guten Behandlungsmöglichkeiten heute weitgehend normal ist. Menschen, die ihre Infektion entsprechend behandeln lassen, können niemanden anstecken.

Inwiefern ist HIV ein Thema, das alle angeht?

In Deutschland leben etwa 90.000 Menschen mit HIV. Tatsächlich ist HIV noch immer mit einem großen Stigma verbunden: Viele der Betroffenen berichten von Vorurteilen anderer und auch negativen Erfahrungen aufgrund ihrer Infektion im Gesundheitswesen. Information und Aufklärung sind hier zentral, um zu verdeutlichen, dass Menschen mit einer HIV-Infektion bei entsprechender Behandlung ein Leben wie alle anderen führen können. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Über 8.000 Menschen in Deutschland wissen nichts von ihrer HIV-Infektion und viele erhalten die Diagnose erst, wenn ihre Infektion bereits weit fortgeschritten ist. Vor diesem Hintergrund sollten vor allem Menschen mit einem besonderen Infektionsrisiko hierfür sensibilisiert werden und sich regelmäßig auf HIV testen lassen.

Welche Beratungen und Therapien für Menschen mit HIV gibt es?

In Kooperation mit der Beratungsstelle von Hein & Fiete bietet das UKE mit den „check Points“ eine niederschwellige Präventionsberatung an. Unser Angebot richtet sich an alle, die ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen haben. Darüber hinaus können sie bei uns ärztliche Gespräche wahrnehmen, in denen wir die individuellen konkreten Risiken für sexuell übertragbare Erkrankungen sowie mögliche Schutzmaßnahmen gemeinsam besprechen. Wenn nötig, bieten wir die HIV-Präexpositionsprophylaxe (HIV-PrEP) sowie verschiedene Schutzimpfungen an.

Wo sehen Sie die Zukunft der HIV-Therapie?

Die Therapie der HIV-Infektion hat sich über die letzten Jahrzehnte deutlich verbessert. Ein Großteil unserer Patient:innen braucht nur noch einmal täglich eine Tablette einzunehmen. Weiterhin stehen als Alternative zur Tabletteneinnahme zweimonatliche Depotspritzen zur Verfügung. An dem Konzept der länger wirksamen Therapie wird weltweit intensiv geforscht, in den nächsten Jahren werden wir voraussichtlich Depotpräparate haben, die nur noch wenige Male pro Jahr eingenommen werden müssen.

Weitere Informationen: www.uke.de/checkpoint


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