Mehrsprachigkeit in der medizinischen Regelversorgung

Teilprojekt des Forschungsverbund „Mehrsprachigkeit als Ressource der Nachhaltigen Universität“ in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum nachhaltige Universität (KNU) der Universität Hamburg

Förderin: Universität Hamburg

Laufzeit: 12 Monate (2015/07 - 2016/06)

Schlagwörter: Mehrsprachigkeit, Migranten, Nicht-Deutschsprachige Patienten

Projektbeschreibung

Hintergrund:

Deutschland hat sich zu einer mehrsprachigen Gesellschaft entwickelt – nicht zuletzt aufgrund von Migrations- und Globalisierungsprozessen und vielfältiger Kommunikationsformen im digitalen Zeitalter. Die kulturelle und sprachliche Vielfalt ist eine enorme gesellschaftliche Bereicherung und Ressource. Gleichzeitig stellt uns diese Vielfalt in der Gesundheitsversorgung vor Herausforderungen. Sprachliche und kulturelle Faktoren zählen zu den Hauptbarrieren einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Davon betroffen sind insbesondere Patienten, die sich nicht hinreichend auf Deutsch verständigen können. Da gesetzliche Regelungen zum Einsatz professioneller sprachlicher Unterstützer im Gesundheitswesen fehlen, haben Gesundheitsanbieter zum Teil unterschiedliche individuelle organisationale Lösungen entwickelt. Mehrheitlich jedoch werden nicht deutschsprachige Patienten derzeit unzureichend gesundheitlich versorgt.

Fragestellung:

Das Forschungsprojekt untersucht die Mehrsprachigkeit in der regulären Patientenversorgung. Die Hauptforschungsfragen sind: Welche sprachlichen Ressourcen sind seitens der Mitarbeitenden vorhandenen? Welche sprachlichen Bedarfe bestehen auf Seiten der Patienten? Wie sind die derzeitige Praktiken und Wünsche an Unterstützung in der Versorgung nicht-deutschsprachiger Patienten?

Ziel ist die Schaffung einer systematischen Datengrundlage, um wissenschaftliche Aussagen über Ressourcen und Bedarfe an sprachlicher Unterstützung und den Einsatz und die Barrieren im klinischen Alltag tätigen zu können. Langfristiges Ziel ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung für nicht deutschsprachige Patienten.

Methoden:

Mehrsprachigkeit wird anhand der stationären Versorgung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf analysiert. Dafür werden Mitarbeitenden der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie der Medizinischen Klinik Onkologie und Hämatologie befragt. Eine der Besonderheiten ist, dass alle Berufsgruppen, die im unmittelbaren Patientenkontakt sind, in die Untersuchung mit eingeschlossen werden. Ärzte & Therapeuten, Pflegende, Versorgungsassistenten und RaumpflegerInnen werden mit Hilfe eines Selbstauskunftsfragebogens befragt.

Untersucht werden die eigenen Sprachressourcen der Mitarbeitenden und deren Anwendung im klinischen Arbeitsalltag. Derzeitige Verständigungspraktiken mit nicht-deutschsprachigen Patienten und die Bedarfe an Unterstützung in der Versorgung dieser Patienten werden ebenfalls erforscht

Ergänzt wird die Studie durch eine umfassende Literaturrecherche zum Stand der Forschung zur Wirksamkeit professioneller Sprachmittlung in der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung, der Analyse bestehender professioneller Sprachmittlungs-Modelle in der Gesundheitsversorgung und der Analyse bestehender Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für medizinisches Personal zu interkulturellen Aspekten in der Gesundheitsversorgung.

Weitere Informationen zum Verbundprojekt unter https://www.nachhaltige.uni-hamburg.de/projekte/knu-projekte/mehrsprachigkeit.html

ProjektmitarbeiterIn