iKom2
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iKom2 - Die Kommunikation in der ambulanten Versorgung Hamburgs durch
Video- und Telefondolmetschen verbessern - ein Pilotprojekt

Susanne Pruskil, Jonas Fiedler, Nadine Pohontsch, Thomas Zimmerman, Martin Scherer

Hintergründe und Ziele

In einer zunehmend diversen Stadt stehen immer mehr Menschen vor der Herausforderung, nicht über ausreichend Deutschkenntnisse zu verfügen, um sich beim Arztbesuch adäquat verständigen zu können. Die große Anzahl an Geflüchteten seit 2015 hat diese Barriere noch stärker sichtbar gemacht. Spätestens seit die Menschen vermehrt aus den Erstaufnahmestellen in Folgeunterkünfte umziehen können und die medizinische Regelversorgung in Anspruch nehmen, wird die Herausforderung für die Stadt Hamburg deutlich, für alle Menschen ungeachtet ihrer Sprachkenntnisse einen barrierefreien Zugang zum Gesundheitswesen zu ermöglichen.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben wir zwei Möglichkeiten der Sprachmittlung, die sich bereits im Setting der Erstaufnahmestellen bewährt haben

  • das Video- und das Telefondolmetschen – nun auch im kassenärztlichen ambulanten Hamburger Bereich getestet, um folgende Aspekte zu untersuchen: -den Nutzen und die Machbarkeit von Video- und Telefondolmetschen in Arztpraxen,
  • die Patientenzufriedenheit sowie die Zufriedenheit seitens der Ärztinnen und Ärzte mit dem Video- und Telefondolmetschen in der ambulanten medizinischen Versorgung,
  • die Gesundheitskompetenz auf Seiten der Patient*innen nach der Konsultation.

Design und Methodik

Um die Ziele des Vorhabens zu erreichen, wurden verschiedene Möglichkeiten des Remote-Dolmetschens miteinander und gegen eine Kontrollgruppe verglichen. Dazu wurden je fünf Arztpraxen mit einem Videodolmetschtool, fünf mit einem Telefondolmetschtool und drei gänzlich ohne Dolmetschtool in verschiedenen Bezirken Hamburgs für sechs Monate ausgestattet. Im Anschluss an die Konsultationen wurden die Patientenzufriedenheit sowie die Zufriedenheit auf Seiten der Ärztinnen und Ärzte mittels Fragebögen, und die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten ebenfalls durch Fragebögen erhoben. Zudem wurden im Anschluss an die Praxisphase die Parameter Machbarkeit durch Fokusgruppen sowie einzelne semistrukturierte Leitfadeninterviews erfasst.

Geplante Ergebnisverwertung

Mit dem Einsatz von Video- und Telefondolmetschen in der ambulanten medizinischen Regelversorgung kann der Zugang zu Gesundheitsleistung durch den Abbau der Sprachbarriere nicht nur für Geflüchtete und Asylsuchende ermöglicht werden. Damit soll das Wissen über die eigene Erkrankung und die Therapietreue verbessert und eine gleichberechtigte Behandlung erreicht werden.

Darüber hinaus sollen die Konsequenzen der Sprachbarriere für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem, wie z.B. durch vermehrte Kosten durch nicht eingehaltene Termine und Notfälle, die durch Falscheinnahme von Medikamenten entstehen, reduziert werden.

Laufzeit: 2018 bis 2020

Partner:Gesundheitsamt Altona, Hamburg, SAVD Videodolmetschen GmbH

Ansprechpartnerin: Dr. Susanne Pruskil