02.07.2018        PROJEKT

Ist die Katheterbehandlung auch bei größeren Schlaganfällen effektiv?

Forschungsprojekt TENSION unter UKE-Leitung: Klinische Studie in acht europäischen Ländern startet.

Bei einer sogenannten Thrombektomie werden bei einem Schlaganfall Blutgerinnsel mit Hilfe eines Katheters aus den Arterien des Gehirns entfernt, um die Durchblutung des Gehirns wieder herzustellen. Bislang wird diese Therapie in spezialisierten Zentren wie dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nur dann regelmäßig eingesetzt, wenn ein Schlaganfall noch keinen größeren Schaden am Gehirn verursacht hat. Das Forschungsprojekt TENSION unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des UKE soll mit einer klinischen Studie zeigen, ob auch von schweren Schlaganfällen betroffene Patienten von dem Verfahren profitieren können. In enger Kooperation mit dem Universitätsklinikum Heidelberg startet die Studie an 40 Standorten in acht Ländern. Sie wird von der Europäischen Union mit sechs Millionen Euro gefördert.

Ein großer Teil der jährlich 250.000 Schlaganfälle in Deutschland wird durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) ausgelöst, der ein Blutgefäß im Gehirn verschließt, sodass Teile des Gehirns nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden können. Je länger der Gefäßverschluss andauert, desto mehr Nervengewebe wird unterversorgt und stirbt ab. Bislang galt: Ist erst wenig Hirngewebe geschädigt, können Ärztinnen und Ärzte von der Leiste aus unter Röntgenkontrolle einen Katheter in die Arterien des Gehirns vorschieben und das Gerinnsel mit speziellen Instrumenten entfernen. Patientinnen und Patienten haben dann sehr gute Chancen, auch nach einem Schlaganfall ein selbstständiges und behinderungsfreies Leben zu führen. Ob diese Behandlung auch bei Patienten mit bereits größeren Hirninfarkten hilft, ist derzeit unklar. Daher besteht die Standardtherapie bei diesen Patienten bislang lediglich in der Gabe von Medikamenten, die die Blutgerinnung beeinflussen.

„Mit unserem Forschungsprojekt TENSION wollen wir nachweisen, dass auch Patientinnen und Patienten mit bereits ausgedehnten Hirninfarkten von einer Thrombektomie profitieren können“, sagt Prof. Dr. Götz Thomalla, Projektkoordinator und Leitender Oberarzt in der Klinik für Neurologie des UKE. „Sollten sich unsere Annahmen bestätigen, würde sich damit ein effektiver Behandlungsansatz auch für sehr schwer betroffene Schlaganfallpatienten ergeben.“

Klinische Studie: 40 Studienzentren, 714 Patienten

In die Studie sollen bis zu 714 Patienten eingebunden werden, die an einem der 40 Standorte europaweit mit einem Schlaganfall eingeliefert werden. Kriterium für die Behandlung im Rahmen der Studie ist, dass in der Standardbehandlung keine Thrombektomie durchgeführt wird, weil bereits eine ausgedehnte Schädigung des Gewebes rund um das betroffene Blutgefäß besteht. Die Entscheidung über das Ausmaß des Infarkts erfolgt aufgrund von bildgebenden Verfahren wie der Computer- oder Kernspintomographie. „Die richtige Beurteilung der CT- und MRT-Bilder durch die behandelnden Ärzte spielt dabei eine entscheidende Rolle“, sagt Prof. Dr. Jens Fiehler, Direktor der Klinik für Neuroradiologie des UKE und Leiter des zentralen Bildauswertungslabor in der TENSION-Studie und ergänzt: „Um eine einheitliche höchste Qualität der Bildbeurteilung in allen Studienzentren sicherzustellen, haben wir ein standardisiertes Training entwickelt, welches alle Ärzte absolvieren, die an der Studie teilnehmen“.

Die Patienten werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Während die erste Gruppe die konventionelle medikamentöse Therapie erhält, wird bei der zweiten Gruppe das Gerinnsel zusätzlich mittels Thrombektomie entfernt. Nach 90 Tagen wird anhand einer in der Schlaganfallbehandlung üblichen Skala der Grad der Behinderung des Patienten durch den Schlaganfall erfasst.

Die klinische Studie wird vom Universitätsklinikum Heidelberg aus koordiniert, das Forschungsprojekt TENSION vom UKE geleitet.

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