Großes Interesse am Tag des Versuchstiers in der Universität Hamburg
Zum weltweiten Tag des Versuchstiers am 24. April luden das UKE, die Universität Hamburg (UHH), das Leibniz‑Institut für Virologie (LIV), das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), Evotec und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und die zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung in der Zoologie der Universität ein. Wissenschaftler:innen, Tierschutzbeauftragte, Biolog:innen und weitere Expert:innen informierten rund 200 Teilnehmende, darunter viele Studierende und Mitarbeitende, über die Thematik Tierversuche.
Prof. Dr. Christian Lohr, Stellvertretender Leiter des Fachbereichs Neurophysiologie der UHH erläuterte in seiner Begrüßung, warum Wissenschaftler:innen nach wie vor darauf angewiesen sind, komplexere Fragenstellungen an Tieren zu untersuchen. Wie wichtig es sei, mehr Verständnis für die Hintergründe der tierexperimentellen Forschung zu schaffen, betonte auch Prof. Dr. Petra Arck, Forschungsdekanin des UKE: „An diesem wichtigen Tag kommen wir unserer Transparenzpflicht nach, über Tierversuche zu berichten. Wir sind bemüht, das Wohl der Tiere beständig zu erhöhen, die Anzahl an Versuchstieren zu verringern und wann immer es möglich ist, auf alternative Methoden auszuweichen. Aus diesem Grund haben wir vor zwei Jahren am UKE eine 3R-Professur eingerichtet und zurzeit entsteht ein 3R-Center.“
Tierversuche notwendig für die Entwicklung von neuen Therapien
Dennoch spielten Tierversuche in der Entwicklung von Therapieverfahren nach wie vor eine zentrale Rolle, meinte Prof. Arck. Beispiele hierfür ist die Entdeckung von Dopamin im Tierversuch, welches nun zur Behandlung bei Parkinson eingesetzt wird. Auch Immuntherapien mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren wurden in Mäusen entwickelt und werden zur Behandlung von Krebserkrankungen der Lunge, der Nieren, der Haut und des Lymphsystems eingesetzt. Darüber hinaus dienen Versuchstiere der Erforschung von Infektionskrankheiten, da sie mit denselben Erregern infiziert werden können wie der Mensch. Auch bei der Entwicklung von Impfstoffen werden Versuchstiere eingesetzt, u.a. gegen HPV. Der HPV-Impfstoffe verhindert nun Tausende von Krebsfällen, so ist Gebärmutterhalskrebs seit der Einführung des HPV-Impfstoffs um 90 % zurückgegangen.
Warum nicht alle Tierversuche ersetzbar sind und warum die Wahl des richtigen Tiermodells entscheidend ist für belastbare wissenschaftliche Ergebnisse wurde auch in den weiteren Vorträgen der Forschenden der Institutionen deutlich. Dr. Nadine Wenzel, Leiterin der Forschungstierhaltung des UKE und Moderatorin der Veranstaltung, hatte gemeinsam mit Dr. Matthias Braun (UHH), Dr. Helena Fehling (BNITM), Prof. Dr. Hanna Lotter (BNITM), Priv.-Doz. Dr. Mandy Stubbendorf (Evotec), Dr. Ludmilla Unrau (BNITM) und Dr. Antonina Wrzeszcz (LIV) den Tag organisiert und stellte die Arbeit der Forschungstierhaltung des UKE vor. Daniel Bein, Leiter des Bereichs Wissenschaftliche Bildung des Centrums für Naturkunde der UHH, beleuchtete das Tier-Mensch-Verhältnis in den unterschiedlichen Kulturen und gab den Interessierten einen Einblick in die Sammlung des Zoologischen Museums. So konnten sich die Interessierten an Ständen über die Forschung und Haltung von Versuchstieren informieren sowie an Rundgängen durch die Sammlungen und Katakomben des Museums der Natur teilnehmen.
Die Veranstaltenden zeigten sich erfreut über das große Interesse und die positive Resonanz der Teilnehmenden. „Besonders erfreulich war, dass es uns gelungen ist, erstmals alle Tierhaltungen in Hamburg zusammenzubringen. Die enge Zusammenarbeit und gute Vernetzung der Institutionen schon in der Vorbereitungszeit war ein echter Gewinn und hat allen Beteiligten viel Freude bereitet und wertvolle Impulse gegeben, auch über den heutigen Tag des Versuchstiers hinaus“, so Dr. Wenzel.
Das UKE ist Mitglied der „Initiative Transparente Tierversuche“ und setzt sich aktiv für eine offene Kommunikation und den Austausch über die praktizierten Tierversuche in der Forschung ein. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt, um den Dialog weiter zu fördern und das Bewusstsein für Tierversuche zu schärfen.