Sport statt Krebs?

Wer regelmäßig Sport treibt und sich gesund ernährt, kann das Risiko einer Krebserkrankung aktiv senken. Doch gilt das auch für Frauen, die bestimmte Risikogene für Brust- und Eierstockkrebs in sich tragen? UKE-Forscher suchen nach Antworten.


Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Rund 70 000 Neuerkrankungen gibt es allein in Deutschland jedes Jahr. Besonders gefährdet sind Frauen, die veränderte „Breast Cancer Gene“, also Brustkrebsgene namens BRCA 1 und BRCA 2, in sich tragen. Liegt in einem dieser Gene eine Mutation vor, ist das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erheblich erhöht. „Studien zeigen, dass normalgewichtige und sportlich aktive Frauen deutlich seltener an Brustkrebs erkranken als Frauen, die sich nicht bewegen und übergewichtig sind. Es gibt außerdem Hinweise, dass eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und wenigen tierischen Fetten das Krebsrisiko positiv beeinflusst – zumindest bei Frauen ohne eine genetische Veranlagung“, erklärt Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt, Direktorin der Klinik für Gynäkologie des UKE. „Wir wollen nun herausfinden, ob ein gesunder Lebensstil auch den Ausbruch von erblich bedingtem Eierstockkrebs verhindern oder die Heilungschancen verbessern kann.“


Richtig essen, mehr bewegen

Gemeinsam mit Medizinern des Hubertus Wald Tumorzentrums – Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH) und weiteren Kooperationspartnern beteiligen sich Prof. Schmalfeldt und ihre Arbeitsgruppe an der deutschlandweiten LIBRE-Studie (Lebensstil-Intervention bei Frauen mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs). In Anlehnung an diese von der Deutschen Krebshilfe geförderte Studie entwickeln die Wissenschaftler zudem ein weiteres Versorgungsforschungsprojekt. Dafür erfassen sie zunächst grundlegende Daten von Patientinnen mit Eierstockkrebs. Im nächsten Schritt werden Frauen, die erstmalig an Eierstockkrebs erkrankt sind, in zwei Gruppen eingeteilt: eine Kontrollgruppe, die über den Nutzen regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung aufgeklärt wird, und eine Interventionsgruppe, die zudem ein gezieltes Sport und Ernährungsprogramm durchläuft.Beide Gruppen werden über drei Jahre beobachtet und miteinander verglichen. „Wir hoffen, dass sich das Interventionsprogramm positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt“, so Prof. Schmalfeldt.


Auch Studie für Prostatakrebspatienten

Die positiven Effekte eines gesunden Lebensstils lassen sich auch bei Prostatakrebs beobachten: Die interdisziplinäre UKE-Arbeitsgruppe „Prostatakrebs und Lebensstil“ um Dr. Matthias Rostock und Dr. Imke Thederan hat ein Programm entwickelt, bei dem Männer, deren Prostata operativ entfernt wurde, gezielt Maßnahmen zu gesunder Ernährung, Sport, naturheilkundlichen Selbsthilfestrategien und Entspannungsverfahren erlernen. Eine erste Gruppe hat das Programm bereits erfolgreich absolviert. In einer klinischen Studie soll nun untersucht werden, ob sich durch die veränderten Lebensgewohnheiten das Rückfallrisiko deutlich senken lässt.

Langfristig sollen beide Studien helfen, ein Präventionskonzept zu entwickeln, das nicht nur das Ausbruchrisiko von Krebserkrankungen senkt, sondern auch die Heilungschancen zu erhöhen und Rückfälle zu verhindern vermag.

Text: Nadia Weiß
Foto: Felizitas Tomrlin