Luft fürs Leben

Schnarchen ist weit verbreitet, laut, lästig – aber meist harmlos. Zum Gesundheitsrisiko wird es, wenn Atemaussetzer hinzukommen. Die Obstruktive Schlafapnoe (OSA) sollte unbedingt behandelt werden.

Behandlungsstandard ist die Überdruck-Atemmaske. „Wir empfehlen sie als Erstes“, sagt Oberarzt Dr. Arne Böttcher von der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des UKE. Doch viele
Patienten haben damit ihre Probleme – mit der Folge, „dass die Hälfte der rund vier Millionen OSA-Patienten in Deutschland die Maske nicht regelmäßig und langfristig nutzt.“

Der Zungenschrittmacher kann eine wirksame Alternative sein. Das UKE gehört zu den wenigen spezialisierten Zentren, die diese neue Therapie anbieten. „Ob sie in Frage kommt, muss individuell anhand des Krankheitsbildes geklärt werden.“ Das Schrittmachersystem besteht aus drei Komponenten, die unter Vollnarkose implantiert werden und im Zusammenspiel dafür sorgen, dass die Zunge im Schlaf nicht den Luftweg blockiert. „Die Zahl der nächtlichen Atemaussetzer geht dadurch auf ein gesundes Niveau zurück“, erklärt HNO-Arzt Böttcher. Die Überdruckbeatmung mit Maske habe grundsätzlich den gleichen Effekt, „sofern man sie konsequent benutzt.“

Dass nachts mal der Atem stockt, sei normal. OSA-Patien­ten haben aber im Schnitt zehn oder mehr Aussetzer pro Stunde, jeweils mehr als zehn Sekunden bis minutenlang. „Bei Atemaussetzern erhält der Körper nicht mehr ausreichend Sauerstoff, er gerät in Stress und reagiert mit heftigen Weckreaktionen“, sagt Experte Böttcher. Die Schlafphasen werden nicht mehr vollständig durchlaufen, der erholsame Tiefschlaf bleibt aus. Das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmus­störungen und Depressionen steigt.

Die Betroffenen spüren die Aussetzer meist nicht, fühlen sich tagsüber aber erschöpft, gestresst, leistungsgemindert; sie gefährden sich und andere durch Sekundenschlaf. Dr. Böttcher: „Die obstruktive Schlafapnoe ist eine gefährliche, aber gut behandelbare Erkrankung. Durch fachgerechte Versorgung erlangen die Patienten Gesundheit und neue Lebensqualität.“

Schlafmedizinische Sprechstunde:
HNO-Poliklinik, mittwochs 8 bis 12 Uhr,
Anmeldung 040 7410-22500

Text: Ingrid Kupczik, Foto: Axel Kirchhof