Tschüss

Seine Expertise ist weltweit gefragt. Bei ungezählten Gewalt- und Todesfällen hat Prof. Dr. Klaus Püschel zu Aufklärung und Ausgleich beigetragen. Am 1. Oktober geht der Rechtsmediziner in den Ruhestand, „mit Freude und Wehmut“.

„Püschel wird den Gang in den Keller vermissen“, sagt der langjährige Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, der gern mal in der dritten Person von sich spricht und das Untergeschoss seines Instituts meint, wo die Obduktionen stattfinden. Püschel, 68, kam 1976 ans UKE, seit 1991 leitet er das Institut. Er habe den „interessantesten Beruf der Medizin“, findet er, und fügt ironisch hinzu: „Ich mache alle spannenden Hausbesuche selbst.“ Gemeint seien die Tatorte, „und die Krankheit heißt Gewalt“.

Ob Kindesmisshandlung, Vergewaltigung oder die Vernachlässigung alter Menschen – „mit Tatrekonstruktionen und Gutachten sorgen wir dafür, dass die Opfer Gerechtigkeit erfahren.“ Dieses Motiv führt ihn auch an Schauplätze von Kriegsverbrechen, Massakern, zu Naturkatastrophen und Flugzeugabstürzen. Seine Forschung ist breit gefächert; forensische Bildgebung, Drogentod, Altersforschung. Auch die Ursachen des plötzlichen Kindstods hat er mit seinem Team untersucht. Die daraus abgeleitete Empfehlung, Babys nicht in Bauchlage schlafen zu legen, rettet seitdem viele Leben.

Püschel bleibt dem UKE erhalten.
Rechtsmediziner Prof. Dr. Klaus Püschel spricht gerne mal in der dritten Person über sich

Der Gerichtsmediziner hat über 1000 wissen­schaftliche Beiträge publiziert, ist Mitherausgeber von Fachjournalen und Autor zahlreicher Sachbücher. 2013 wurde er in die Academia Leopoldina gewählt. Nun freut sich Prof. Püschel auf den neuen Lebensabschnitt und die Chance, mehr Zeit mit seinen sieben Enkel­kindern zu verbringen. Sein Team dagegen wird ihm fehlen. Am UKE bleibt er als Senior­professor unter anderem im Bereich Archäologie und Anthropologie aktiv, kümmert sich um Moorleichen und Mumien: „Püschel bleibt dem UKE erhalten.“

Ein ausführliches Porträt über Prof. Dr. Klaus Püschel lesen Sie hier

Text: Ingrid Kupczik, Foto: Eva Hecht