Parkinson

Alternative Bezeichnungen:

Morbus Parkinson


Idiopathisches Parkinson-Syndrom

  • Kurzdefinition
  • Diagnostik
  • Behandlung
  • Studien
  • Kontakt
  • Kliniken
  • Kurzdefinition

    Parkinson-Syndrome sind definiert durch das Vorliegen einer Akinese und mindestens eines zusätzlichen Kardinalsymptoms (Rigor, Ruhetremor, posturale Instabilität). Nicht-motorische Begleitsymptome können sensorische Symptome (Schmerzen, Geruchsststörung), vegetative Symptome (Störungen von Blutdruck, Blasen- und Darmfunktion, sexuellen Funktionen), psychische Symptome (Depression), Schlafstörungen, oder kognitive Störungen sein.

    Der Morbus Parkinson, das “idiopathisches Parkinsonsyndrom” wird von Parkinson-verwandten Erkrankungen abgegrenzt, die als “nicht-idiopathische Parkinsonsyndrome” zusammengefasst werden können.

    Zu den nicht-idiopathischen Parkinsonsyndromen zählen atypische Parkinsonsyndrome (Multisystematrophie, Progressive supranukleäre Paralyse, Kortikobasale Degeneration, Lewy-Körperchen Demenz) und symptomatische Formen (Stoffwechselerkrankungen, Schädelhirntraumata etc.).

    Die Differenzierung der Parkinsonsyndrome hat weitreichende therapeutische Folgen. Patienten mit einem atypischen Parkinsonsyndrom sprechen im Gegensatz zu Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom schlechter auf eine Therapie mit dopaminergen Substanzen an und profitieren nicht von stereotaktisch-chirurgischen Verfahren der Tiefen Hirnstimulaton.

    Die motorischen Symptome sind vor allem geprägt durch eine Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und Verminderung des Bewegungsumfanges (Hypokinese). Klinisch ist die Bradykinese besonders sichtbar bei der zeitgleichen Durchführung von zwei Tätigkeiten („Dual Tasking“) oder motorischer Aufgaben in rascher sequentieller Abfolge. Bei repetitiven Bewegungen wird häufig eine Abnahme der Bewegungsamplitude (Dekrement) beobachtet, sowie ein Verlust des Rhythmus mit „hastiger“ werdenden Abfolgen („Hastening“).

    Die Sprache wird leiser, das Gesicht mimikärmer, das Schlucken wird seltener. Das Gangbild wird kleinschrittiger und verlangsamt, häufig assoziiert mit einem Phänomen, welches „Freezing“ genannt wird, eine plötzlich einsetzende Unfähigkeit des Patienten, einen Schritt zu initiieren und „festgefroren“ an Ort und Stelle stehen zu bleiben.

  • Diagnostik

    Am UKE stehen alle gängigen Verfahren zur Diagnostik und zur Messung des Schweregrades der Symptome zur Verfügung.

    Die diagnostische Abklärung eines Parkinsonsyndroms beinhaltet neben einer ausführlichen Anamnese (Erkrankungsbeginn, Familienanamnese, Vorhandensein motorischer und nicht motorischer Symptome) die klinische Untersuchung, in der nach klinischen „Red Flags“ für nicht-idiopathische Parkinsonsyndrome gefahndet wird (z.B. Blickparesen, Spastik, Sprachstörungen).

    Zur weiteren Differenzierung eines idiopathischen vs. nicht-idiopathischen Parkinsonsyndroms werden ein L-Dopa-Test oder Apomorphin-Test durchgeführt, um die Dopa-Responsibilität der Symptome einzuordnen. Zum Ausschluss symptomatischer Ursachen oder Differentialdiagnosen (z.B. Normaldruckhydrozephalus) bei der Diagnosestellung eines Parkinson-Syndroms wird initial eine zerebrale Bildgebung, idealerweise eine kranielle Magnetresonanztomographie (cMRT) durchgeführt. Die konventionelle strukturelle Magnetresonanztomographie (MRT) kann unter Einschluss planimetrischer Verfahren oder diffusionsgewichteter Sequenzen (DWI/DTI) zur Differenzialdiagnose neurodegenerativer Parkinson-Syndrome (atypisch/idiopathisch) beitragen. Geruchstest und parenchymale Sonographie der Substantia nigra können im Frühstadium zur Diagnosefindung beitragen.

    In speziellen Fällen werden nuklearmedizinische Verfahren, die DaTSCAN™-Szintigraphie, die IBZM-SPECT, FDG- Positronen-Emissions-Tomographie (FDG-PET), oder die Kardiale MIBG-Szintigraphie eingesetzt als weiterer Baustein in der differenzialdiagnostischen Zuordnung des Parkinson-Syndroms, insbesondere zur Abgrenzung atypischer neurodegenerativer Parkinson-Syndrome.

  • Behandlung

    Das therapeutische Behandlungskonzept richtet sich nach der diagnostischen Einordnung des Parkinsonsyndroms (idiopathisch oder nicht-idiopathisch), dem Alter des Patienten (≤≥70 Jahre), der sozialen Lebenssituation des Patienten, der klinischen Zielsymptomatik (z.B. Tremor, Freezing, kognitive Störungen), den therapielimitierenden Nebenwirkungen in einem Patienten (z.B. Halluzinationen, Impulskontrollstörung, Dyskinesien) sowie dem klinischen Stadium der Erkrankung (Initialtherapie, Therapie im fortgeschrittenem Stadium).

    Für die Behandlung stehen unterschiedliche Substanzklassen zur Verfügung, die zum einen auf den dopaminergen und/oder nicht dopaminergen Stoffwechsel zielen.

    Die dopaminerge Therapie stellt die Basis der Parkinson-Therapie dar. Sie erfolgt mit Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer) insbesondere bei Patienten im höheren Lebensalter oder Dopaminagonisten (präferentiell Non-Ergot Derivate, Pramipexol, Ropinirol, Piribedil, Rotigotin, Apomorphin). MAO-B-Hemmer (Selegilin, Rasagilin, Safinamid) oder COMT-Inhibitoren (Entacapon, Tolcapon) wirken ebenfalls indirekt dopaminerg. Zu den nicht-dopaminergen Therapeutike zählen NMDA-Antagonisten (Amantadin, Budipin) oder Anticholinergika (Trihexyphenidyl, Biperiden, Bornaprin).

    Im fortgeschrittenen Stadium bei Auftreten von Wirkungsfluktuationen, Dyskinesien, vorhersehbaren und unvorhersehbaren OFF Phasen werden dem Patienten alternative, parenterale Therapien angeboten. Die s.c. Apomorphin Therapie mittels Injektions-Pen oder Pumpe ist eine jederzeit reversible Therapieform, die insbesondere OFF Phasen um etwa 50%-60% reduzieren kann. Die Duodopa-Pumpe vermag OFF-Phasen um etwa 70% zu reduzieren, ist aber durch die Notwendigkeit einer PEG Anlage, über die ein Katheter zur Medikamentenapplikation bis in das Jejunum vorgeschoben wird, eine invasivere Therapieform als die Apomorphin-Pumpe. Die bilaterale elektrische Stimulation des Nucleus subthalamicus des Globus pallidum oder Nukleus ventralis intermedius ist als ein neurochirurgisches Therapieverfahren das invasivste, aber effektivste. Die Tiefe Hirnstimulation im Nukleus subthalamikus ist medikamentösen Therapieverfahren im frühen und fortgeschrittenen Stadium überlegen und vermag Symptome um 50-60% zu verbessern bei simultaner Reduktion der oralen Therapie. Die OP sollte Patienten mit nachgewiesenem idiopathischen, L-Dopa responsiblen Parkinsonsyndrom angeboten werden, die an medikamentös nicht behandelbaren motorischen Fluktuationen oder einem medikamentös nicht kontrollierbaren Tremor leiden und keine neuropsychiatrischen, internistischen oder neurochirurgischen Kontraindikationen haben. Die mit dem operativen Eingriff verbundenen besonderen Risiken müssen gegen den Gewinn durch die Therapie individuell abgewogen werden.

    Am UKE können alle Therapiealternativen dem Patienten angeboten werden und entsprechend seinen Zielsymptomen, seiner persönlichen Lebenssituation und potentiell vorliegenden Kontraindikationen individuell ausgewählt werden.

    Therapiekonzepte für den Patienten können am UKE ambulant, im Rahmen eines Tagesklinikaufenthaltes oder stationär unter anderem im Rahmen einer Parkinson-Komplex-Behandlung über 2-3 Wochen angeboten werden. Eine individualisierte Betreuung wird gewährleistet durch ein multiprofessionelles Team bestehend aus Ärzten (speziell geschult im Bereich der Bewegungsstörungen “Movement Fellows”), Parkinson-Nurses, Ergo-, Physiotherapeuten, Neuropsychologen und Logopäden.

    Die Tiefe Hirnstimulation erfolgt durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Neurologen, Neurochirurgen und Neurophysiologen. Am Uke besteht die Möglichkeit, den Patienten die neuesten technischen Entwicklungen der Medizinprodukte im Bereich der Tiefen Hirnstimulation zukommen zu lassen, da das UKE für mehrere Produkte NTA Zentrum ist.

  • Studien

    Mit dem Ziel, Therapiekonzepte in der Parkinsonerkrankung insbesondere im Bereich der Tiefen Hirnstimulation zu optimieren, erfolgt eine enge Verzahnung zwischen Klinik und wissenschaftlichen Studien.

    Die AG Motorik des UKE ist integriert in drei große, multizentrische, nationale und internationale Studien zur Tiefen Hirnstimulation. Intraoperative Messungen der Zellaktivität in den Basalganglien erlauben neben dem erweiterten Verständnis der Pathophysiologie der Erkrankung die Entwicklung neuer Konzepte zur Stimulation. Monozentrische Interventionsstudien zur Testung von therapeutischen Regimes und Stimulationsalgorithmen werden mit dem Fokus auf axiale Symptome und Gangstörung mittels kinematischer Messungen (Gaitrite- System, Zebris-Analysen, Tremoranalysen) durchgeführt. Studien im Fahrsimulator testen die Fahrtauglichkeit des Parkinsonpatienten. Es werden motorische und nicht-motorische Symptome de Parkinsonerkrankung epidemiologisch erfasst, wie z.B. Sexualfunktionsstörungen. Es bestehen Kooperationsstudien u.a. mit der Klinik für Phoniatrie, Ophtalmologie, Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaften.

    Die AG Motorik ist integriert in den DFG geförderten Sonderforschungsbereich SFB 936 .

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